Die Besichtigung der alten Manner-Villa ist einer dieser Termine, bei denen man froh ist, dass sie nicht in der Nacht stattfinden. Denn schon beim Eintritt merkt man: Hier wohnt seit Jahren keiner mehr. Der rote Teppichboden im großzügigen Stiegenhaus ist verstaubt, durch die Fenster lässt sich nur noch teilweise durchschauen, und und hie und da platzt die Tapete von den Wänden. Im Keller lehnt eine kleine Puppe gegen einen Heizkörper.

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Foto: M 17

"Keine Sorge, das ist von den Mystery-Nights, die hier teilweise stattfinden", versichert Maklerin Alexandra Samarskaya von Landaa Immobilien. Kein Wunder, in diesem Zustand ist es das perfekte Geisterhaus.

Das soll allerdings bald ein Ende haben. Denn die traditionsreiche Manner-Villa in Hernals bekommt mehr als einen neuen Anstrich, ihr wird neues Leben eingehaucht.

...Die alte Manner-Villa bekommt zwei neue Geschoße, einen neuen Anstrich und den einen oder anderen modernen Zusatz spendiert.
Foto: M 17

In dem sanierungsbedürften Bestandsgebäude sollen insgesamt zehn Wohneinheiten entstehen. Vier Einheiten in den Zwischengeschoßen mit Terrassen und Balkonen mit Nettowohnflächen zwischen 128 und 214 Quadratmetern und zwei vollwertige Gartenwohneinheiten im Erdgeschoß mit einer Nettowohnfläche von 231 und 122 Quadratmetern.

Hinzu kommt ein Dachausbau. Hier sind vier Maisonettewohnungen mit Wohnflächen zwischen 170 und 190 Quadratmeter geplant. Unten im Keller, in dem nicht nur gruselige Puppen herumstehen, sondern auch ein altes Schwimmbad zu finden ist, wird es eine Tiefgarage geben. Neben dem 3650 Quadratmeter großen Park soll die Erdgeschoßwohnungen über 900 Quadratmeter Garten verfügen.

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Der Geist der Villa

Daneben wird die sogenannte Parkresidenz errichtet werden. In dem Neubau soll es neun Einheiten geben, mit einer Gesamtwohnfläche von 774 Quadratmetern auf vier Ebenen. Ein ambitioniertes Projekt, nicht nur wegen des großen Bauvorhabens, sondern vor allem wegen des architektonischen Erbes.

Das zwischen 1910 und 1914 errichtete Gebäude, entworfen von Architekt Peter Paul Brang, soll nämlich den vorhandenen Mix aus Heimatstil und Sezessionismus nicht verlieren. Das wäre auch überaus schade, denn beim Gang durch das zugegebenermaßen etwas heruntergekommene Anwesen kann man nicht anders, als ehrfürchtig auf leisen Sohlen zu treten. Die Deckenhöhe beträgt teilweise über vier Meter, viele Decken sind mit aufwendigen Stuckdekorationen verziert, und im Wohnzimmer des ersten Stocks wartet eine elaborierte Deckenmalerei.

Foto: M 17

All das soll bleiben, um den Geist der Villa zu erhalten. So sollen auch auf den Balkonen und Terrassen die historischen Geländer nachgebaut werden. Und im bereits angesprochenen Stiegenhaus bleibt das imposante Bleiglasfenster, das nun auch mittlerweile über 100 Jahre alt ist, erhalten.

Viel Geld im Raum

Das ist auch für die Geschichte des Hauses wichtig. Seit 1920 und bis zu seinem Tod im Jahre 2017 hat der letzte Erbe der Familie und ehemalige Manner-Aufsichtsratsvorsitzende Carl Manner dort gelebt.

Foto: M 17

Dabei wird es natürlich keine Eins-zu-eins-Restauration geben. Die Visualisierungen nach den Plänen von Architekt Christoph Huber zeigen einen weit moderneren Stil, auf der Seite des Haupteingangs soll es beispielsweise zwei gläserne Anbauten geben.

Der Park soll ebenfalls einen neuen Schnitt bekommen. Aktuell ist die Villa hinter etlichen Bäumen versteckt, die Sonne kommt nur zu wenigen Zeitpunkten bis zur Fassade durch. Das will man durch das Trimmen oder komplette Entfernen einiger dieser Schattenspender ändern.

Ambitioniert ist das Projekt auch aufgrund des Volumens. Die ausführende M 17 GmbH & Co KG, hinter der die Firmen K&K Immobilien und Michael Kuenburg Immobilien sowie PR Immobilien stecken, schätzt das Investitionsvolumen für die Sanierung und den Ausbau der Villa auf rund 19 Millionen Euro. Dafür suchte man über das Investorenportal Bergfürst noch nach Freiwilligen. Finanzierungsvolumen: 4,35 Millionen Euro. Feste Verzinsung: 6,75 Prozent im Jahr. Der Quadratmeter-Verkaufspreis wird hier auf 9800 Euro geschätzt, hinzu kommen die Sondernutzflächen von 2015 Euro pro Quadratmeter und 20 Stellplätze, die für je 35.000 Euro verkauft werden sollen. Insgesamt wird mit einem Überschuss von rund 1,7 Millionen Euro gerechnet.

Eines der Details, das auch nach der Sanierung noch im originalen Zustand bleiben soll: das Buntglasfenster im Stiegenhaus.
Foto: M 17

Wie viel die Wohnungen kosten werden, die von Landaa Immobilien vertrieben werden, ist noch nicht klar. Bei dem Investitionsvolumen, der Lage und der Geschichte hinter dem Haus kann man sich aber schon einmal sicher sein, dass es mehr als Kleingeld braucht. Im Bergfürst-Interview spricht K&K-Immobilien-Geschäftsführer Michael Kuenburg davon, dass es bereits einige Anfragen von Villenbesitzern aus der Nachbarschaft gebe, die "sich für Wohnungen für ihre Kinder dort interessieren". (Thorben Pollerhof, 06.08.2021)