Freistehende Häuser mit Blick auf die Berge, etwas Grund und der passenden Widmung: Das wird gesucht.

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Auf der berühmten Streif geht es halsbrecherisch bergab, die Immobilienpreise in Kitzbühel kennen nur die andere Richtung: Es geht bergauf, und das seit vielen Jahren.

Daran hat auch die Corona-Krise nichts verändert. Ganz im Gegenteil. "Am Beginn der Pandemie habe ich schon ein paar Szenarien im Kopf durchgespielt", berichtet Florian Hofer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Tirol.

Der von manchen befürchtete Worst Case ist aber nicht eingetreten. Seit Sommer des Vorjahres sei die Nachfrage nämlich stark gestiegen: "Man glaubt gar nicht, wie sehr der Run auf Immobilien Fahrt aufgenommen hat", sagt Hofer.

Verkauf per Telefon

Um 20 Prozent seien die Preise im High-End-Bereich in der Stadtgemeinde noch einmal gestiegen, schätzt Manfred Hagsteiner, Geschäftsführer vom gleichnamigen Maklerunternehmen: "Wir hatten gedacht, der Plafond ist erreicht, aber er ist noch immer nicht erreicht."

Sehr teure Häuser um bis zu 25 Millionen Euro seien vor Corona länger auf dem Markt gewesen, "aber die gehen jetzt weg", erzählt Hagsteiner. Auch wenn ihm selbst ein wenig leidtut, dass sich manche der neuen Eigentümerinnen und Eigentümer nur selten in Kitzbühel blicken lassen: "Es ist ein richtiger Anlegermarkt geworden."

Hagsteiner erzählt von Grundstücken, für die 6000 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Er hat sogar einige Wohnungen und auch Häuser um bis zu fünf Millionen Euro inmitten des ersten Lockdowns per Telefon verkauft. Einerseits, wie der Makler vermutet, aus Angst, dass die Immobilie sonst weg ist. Andererseits aber auch, weil viele im Lockdown mehr Zeit hatten, sich mit den Immobilien zu beschäftigen – und sich schon mal eine schöne Bleibe für mögliche weitere Lockdowns suchen wollten: "Das war für viele eine große Motivation."

Zweit- oder Drittwohnsitz

Ähnliches hat auch Florian Holzer von Engel & Völkers beobachtet: "Viele Menschen haben sich während Corona Gedanken über ihre Lebenssituation gemacht", sagt er: über den Job, die Beziehung und eben auch über die Wohnsituation.

Noch etwas spielt in den Run auf den alpinen Luxus aktuell hinein: "Mit einem Zweit- oder Drittwohnsitz schafft man sich eine Option." Wer in der überaus glücklichen Lage ist, eine Finca auf Mallorca und eine Villa in Kitzbühel zu haben, der könne sich – je nach Corona-Situation im jeweiligen Land – eben aussuchen, wo man lieber residieren möchte.

Wer sich jetzt auf die Suche nach einem Domizil in Kitz machen möchte, braucht aber unter Umständen etwas Geduld: "Wir haben im Moment wenige Objekte", sagt Hofer. "Und was reinkommt, wird schneller verkauft." Kaufwillige wüssten genau, was sie wollen – "und dass sie wollen", wenn die perfekte Immobilie gefunden ist, werde der Preis dafür auch bezahlt.

Hier seien aber auch der Makler und die Maklerin gefordert, den richtigen Preis für eine Immobilie zu ermitteln, "und keine Mondpreise". Bei Objekten aus den 1990er-Jahren, bei denen, dem damaligen Stil entsprechend, viel mit Marmor gearbeitet wurde, gebe es oft Überraschungen bei den Eigentümerinnen und Eigentümern. "Nicht jedes Objekt lässt sich zum höchsten Preis verkaufen, nur weil es in Kitzbühel steht", sagt der Makler.

Klima- und Alarmanlage

Unterwegs sind in der kleinen Stadtgemeinde aktuell vor allem Kaufwillige aus der DACH-Region – nicht nur aus Deutschland, auch aus der Schweiz, vermehrt auch aus Wien und Oberösterreich – und aus den Beneluxländern, hin und wieder Skandinavier. Die meisten wünschen sich freistehende Häuser im modernen alpenländischen Stil, idealerweise mit Horn- oder Kaiser-Blick, ein wenig Grund – und einer Widmung als Freizeitwohnsitz.

Wichtig ist heute auch die technische Ausstattung des Anwesens, berichtet Hagsteiner, der Vorhang muss elektrisch aufgehen, eine Klimaanlage sei heute Standard, auch in die Alarmanlage werde investiert.

Anreise per Privatjet

Manche Wünsche können allerdings auch in Kitzbühel beim besten Willen nicht erfüllt werden. "Relativ oft wird gewünscht, dass man auf seinem Anwesen mit dem Helikopter landen kann", erzählt Hagsteiner. Um rasch hinzuzufügen: "Das geht hier nicht." Stattdessen muss der Flughafen in Innsbruck oder ein Landeplatz in St. Johann angeflogen werden, "der ist aber meistens zu klein". Viele würden auch mit dem Privatjet anreisen.

Auch zur Besichtigung, zu der häufig mit Anwälten und Innenarchitektinnen angerückt wird. Die Immobilie wird natürlich genau unter die Lupe genommen. Letztendlich ist aber auch der Kauf einer 15-Millionen-Euro-Villa eine emotionale Entscheidung, betonen die Makler. "Aber es hilft natürlich auch zu sehen, dass die Immobilien in Kitzbühel in den letzten Jahren nicht weniger wert wurden", sagt Florian Hofer. Bergab geht es also wohl weiterhin nur auf der Streif. (Franziska Zoidl, 12.8.2021)