Bundeskanzler Sebastian Kurz ist wieder gesund.

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Und das ewige Licht am Ende des Tunnels leuchte ihnen, die auserwählt sind von Kurz, unserem Kanzler, das beste aus zwei Welten endlich einmal mit ein wenig türkisem Sinn aufzuladen, die stattdessen aber lieber das heiße Eisen einer Impfpflicht einander zu-, vor allem aber von sich selbst wegschieben. Nach gut anderthalb Jahren Erfahrung mit der Corona-Pandemie war es Zeit, diese impftechnisch um eine Föderalismus-Pandemie zu bereichern, in einem Zwergstaat kann es gar nicht genug unterschiedliche Lösungsvorschläge für ein Problem geben, das uns bei etwas weniger Sorge, sich da oder dort unbeliebt zu machen, die letztlich volksgesundheitsschädliche Herumdruckserei ersparen würde.

Die einen wollen das offizielle Angebot einer Gratisimpfung noch mit hundert Euro versüßen, andere die Impfung durch ein Ende der Gratistests erzwingen. Vielleicht kommt beides oder auch nichts davon, dann wird, wer klug ist, mit dem Impfhunderter den nächsten Test finanzieren. Besser die Gefahr der Unfruchtbarkeit riskiert als die Gefahr, den nächsten Inselrummel zu versäumen. Jeder ist, wie der Bundeskanzler zuletzt meinte, für sich selbst verantwortlich, nur wenn es ihm schlecht ergeht, sind es immer die Grünen.

Kompetenzüberschreitung

Dass ein Bildungsminister zuständig ist für die Klärung von Schülergehirnen, hätte man vermutet, dass er nun auch die Kläranlagen des Landes beanspruchen will, erscheint als eine der Panik vor dem Schulbeginn geschuldete Kompetenzüberschreitung. Schade, dass die Begründung dafür, "weil jeder aufs Klo geht", erst jetzt in Erkenntnis umschlägt, wo die allgemeine Stuhlpflicht möglicherweise schon die zweite Corona-Welle hätte verhindern können. Heinz Faßmann muss es nicht gleich persönlich nehmen, wenn Eltern ihm den Schulbesuch ihrer Kinder aufkündigen, nach der Maxime: bei Impfpflicht keine Schulpflicht. Aber die Angst, pädagogisches Homeservice durch vom Impfdurcheinander entnervte Väter und Mütter könnte in Österreich jene Bildungsrevolution herbeiführen, die die heranwachsende Generation so dringend nötig hätte, ist unbegründet.

Auch sonst geht viel weiter in diesem Sommer, der Kanzler soll von seiner Verkühlung genesen sein. Noch im Banne der koalitionären Harmoniemusik von Reichenau hat er sich mit dem Faustkeil seines Charmes die Umweltministerin zu einer neolithischen Venus zurechtgebosselt, um vor dem Publikum die Schrecken der Steinzeit in Kontrast zu seinem segensreichen Wirken zu setzen. Da fällt einem zunächst Ischgl ein, aber auch die Entschärfung des Korruptionsvolksbegehrens ist eine Aufgabe, wohl wert, dass sich ein Obmann der Volkspartei ihrer unterwinde. Schließlich hat er sich doch sofort an dessen Spitze gesetzt.

Gerichtliche Rüge

Sorgen macht eigentlich nur der Innenminister. Nach zehn Monaten haben seine Razzien gegen die Muslimbrüder nicht mehr erbracht als eine gerichtliche Rüge. Dabei hätte er nur weitermachen sollen, wo sein Vorgänger aufhören musste. Wie der hoch zu Ross die Verfassung schützte und Terror bekämpfte, war eindrucksvoll. Dass aus einem Pusztawürschtel kein Pegasus wird, konnte er damals nicht wissen, schon gar nicht unter einem identitären Gesäß. Wenn Nehammer da nicht bald zulegt, könnte er noch als Gespött der Muslimbrüder enden. (Günter Traxler, 6.8.2021)