Peter Hacker will kein Ende der kostenlosen Tests – zumindest nicht in Wien.

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Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hat den Vorschlag ÖVP-geführter Bundesländer und des Ärztekammerchefs Thomas Szekeres, Corona-Tests kostenpflichtig zu machen, heftig kritisiert. Die Kosten der Tests seien "das kleinste Problem, das wir derzeit haben". Er verstehe nicht, wie es gerade jetzt zu dieser Diskussion kommen könne, wo der Ausbau von Testinfrastruktur langsam ins Laufen komme, sagte der SPÖ-Politiker in der "ZiB 2". "Solange es die Pandemie gibt, werden wir testen müssen."

Peter Hacker in der "ZiB 2".
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Man müsse sich außerdem vor Augen halten, dass die Beträge im Vergleich zu den möglichen Alternativen relativ gering seien: "Lockdows kosten das X-Fache." Vorstellen kann sich Hacker allenfalls, dass die derzeit kostenlos in Apotheken verfügbaren Antigen-Selbsttests wieder bezahlt werden müssen. Diese würden in Wien allerdings "ohnehin keine große Rolle spielen", hatte Hacker zuvor auch schon in einem Interview auf Puls 24 gesagt.

Ein Sommerthema der Eliten

Kann es aber nicht sein, dass die Tests im Vergleich zur Impfung mit zu wenig Aufwand und Kosten verbunden seien, gab "ZiB 2"-Moderatorin Margit Laufer ein von Szekeres und den Bundesländern genanntes Argument an Hacker weiter. "Ein Sommerthema", meinte der. Man müsse sich vor Augen halten, dass diese Diskussion vornehmlich von Leuten geführt werde, die häufig ins Restaurant gehen oder für die es normal sei, am Abend das Theater zu besuchen. Das gelte für viele andere Menschen in diesem Land aber nicht, "es gibt nicht nur Restaurantbesitzer, sondern auch Tellerwäscher im Restaurant". Dass man sich lästigerweise impfen lassen müsse, nur um Zutritt zu bestimmten Orten zu haben, das sei für zwar "für ein paar Leute aus den Eliten" ein Argument, für viele andere aber nicht. Letztere müsse man anders von der Impfung überzeugen. Testen müsse aber auch für sie leistbar und erreichbar bleiben.

Würde Wien die Tests aber notfalls auch alleine zahlen? Die Frage werde sich nicht stellen, so Hacker, der eine konkrete Antwort aber schuldig bleib. Er lehne es ab, eine solche Diskussion zu führen. Tests und Impfungen würden gewiss weiter kostenfrei bleiben. "Der Gesundheitsminister weiß ganz genauso, wir brauchen diese beiden Instrumente."

Hacker kann sich allerdings vorstellen, dass es künftig für Geimpfte Vorteile gibt, die Nichtgeimpften vorenthalten bleiben. Man habe ja bereits bei Lehrerinnen und Lehrern die Regelung getroffen, dass Geimpfte keine Maske tragen müssen, wenn es an der Schule keine Fälle gebe – Ungeimpfte aber durchaus. Für Kinder sei eine Unterscheidung seiner Ansicht nach ähnlich auch vorstellbar, allerdings nur dann, wenn es an der Schule Infektionen gebe.

Strenge Regeln für Ungeimpfte möglich

Zudem könnte man etwa den Zutritt zu Veranstaltungen wie Clubs, Fitnesscentern, Theatern und Konzerten an die Impfung "oder gscheite Tests" binden, so der Stadtrat. Viele Betreiber würden da auch wollen. Auch andere Arbeitgeber "werden darüber nachdenken, ob sie das nicht als einen Vorteil im Wettbewerb sehen, wenn alle Mitarbeiter im Kundenbereich geimpft sind". Einen Alleingang Wiens könne er sich auch in dieser Frage "immer vorstellen, er ist aber nicht unser Leitprinzip". Eine österreichweite Regelung sei ihm jedenfalls lieber.

Über eine Impfpflicht für alle Mitarbeiter der Stadt, nicht nur für jene in den Spitälern, zeigte sich Hacker diskussionsbereit – er sehe das aber derzeit "nicht als besondere Diskussion".

Wieso die Impfrate in Wien aber weiter recht niedrig sei? Man habe 230.000 Menschen geimpft, die in Wien arbeiten, aber nicht dort wohnen. Diese würden nicht in der Statistik aufscheinen. Es sei aus seiner Sicht klar, dass die Impfzahlen in der Urlaubszeit im Juli und Anfang August zurückgehen – er rechne aber damit, dass sie ab Mitte August wieder steigen. Überzeugungsarbeit sei in dieser Frage weiterhin nötig, man müsse sich den Lebenswelten der Menschen nähern. Gemeint sind damit Impftermine in Einkaufszentren oder bei Schulveranstaltungen.

Stattfinden sollen die Impfungen jedenfalls weiterhin auch in Impfzentren. Die Idee des Gesundheitsministeriums, künftig nur noch die niedergelassenen Ärzte für die Impfung heranzuziehen, das "kann ich mir in einer Millionenstadt beim besten Willen nicht vorstellen". (mesc, 5.8.2021)