Die Feuersbrunst in Athen sei laut griechischer Regierung von "gewaltigem Ausmaß".

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Athen/Istanbul – Die Waldbrände in Griechenland und der Türkei dauern unvermindert an. Auch in der Nacht zum Freitag bahnten sich Feuerwalzen den Weg durch vertrocknete Wälder, Busch- und Grasland. Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis schwor die Bürger auf weitere harte Tage ein – so brennt es unter anderem nahe der Hauptstadt Athen. Laut Feuerwehr wüten 56 großflächige Brände in Griechenland. Auch im westtürkischen Milas rückten die Flammen lokalen Behörden zufolge zuletzt wieder gefährlich nahe an Wohngebiete heran.

Explosionen und weitere Evakuierungen nördlich von Athen

Das Ausmaß der Brände im Norden Athens wird immer größer. Am Freitagvormittag entwickelten sich regelrechte Feuerstürme sowie weitere Flächenbrände, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete. In der Hauptstadt kommt es zunehmend zu Stromsaufällen. Bereits am Donnerstag war in der betroffenen Region vorsorglich ein Verteilerknoten abgeschaltet worden. Der staatliche Netzbetreiber kündigte am Freitagmittag an, einzelne Athener Stadtteile vorübergehend und planmäßig vom Netz zu nehmen, um die Versorgung insgesamt aufrechtzuerhalten zu können.

Die griechische Regierung forderte die Bewohner der Orte Malakasa und Sfendali per Warn-SMS auf, die Gegend zu verlassen. Auch für den weiter nördlich gelegenen Ort Oropos wurde die Evakuierung angekündigt. Die betroffene Region liegt rund 25 Kilometer von der griechischen Hauptstadt entfernt.

"Wir haben mit Dutzenden Waldbränden zu kämpfen. Drei davon – in Athen, auf dem Peloponnes und auf Euböa – sind von gewaltigem Ausmaß", sagte Mitsotakis am Donnerstagabend bei einer Ansprache im Staatsfernsehen. Er warnte vor starken Westwinden am Freitag, einem "noch nie da gewesenen Zustand, weil die vergangenen Tage der Hitze und Trockenheit das Land in ein Pulverfass verwandelt haben". Am Donnerstagabend gab es 54 aktive Brände im ganzen Land. Bis mindestens Montag ist es den Menschen deshalb untersagt, Wälder zu besuchen. Auch dürfen sind Arbeiten verboten, die Funken oder Flammen erzeugen könnten.

Schwerste Waldbrände in der Türkei seit 13 Jahren

Auch in der Türkei kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen die Flammen. 13 Brände in sechs Provinzen waren nach offiziellen Angaben am Donnerstagabend noch nicht unter Kontrolle. In den letzten zehn Tagen mussten mehr als 36.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Besonders betroffen sind die Urlaubsregionen Antalya, Marmaris und Bodrum, dort bekommen die Einsatzkräfte die Brände seit Tagen nicht in den Griff. Die Einwohner sind verzweifelt und hoffen auf Regen – doch auch in den nächsten Tagen soll es extrem heiß werden. In Bodrum und Milas in der Provinz Mugla werden für Freitag mehr als 40 Grad erwartet.

Neben Marmaris sind auch andere Urlaubsregionen wie Antalya und Bodrum von den Bränden betroffen.
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Außenminister Mevlüt Cavusoglu, der seinen Wahlkreis in Antalya hat, machte am Donnerstagabend etwas Hoffnung: Der Wind werde am Freitag in Antalya nachlassen und man hoffe, die Brände dort unter Kontrolle zu bringen.

Tausende Menschen mussten bereits ihre Häuser verlassen und wurden teils in Schulen und Sportstadien untergebracht. Die Behörden verbreiten immer wieder Listen mit Dingen, die benötigt werden: Besteck, Teller, Kissen und Decken – der Bedarf ist groß.

Das Feuer hat bereits weite Landstriche verwüstet. Acht Menschen kamen ums Leben, Schätzungen zufolge sind mindestens 100.000 Hektar Wald und Felder den Flammen zum Opfer gefallen. Es sind die schwersten Waldbrände seit mehr als 13 Jahren in der Türkei.

Waldbrand in Nordkalifornien zerstörte historische Ortschaft

Auch in Kalifornien ist die Situation weiterhin dramatisch. Ein schnell um sich greifender Waldbrand hat eine historische Ortschaft weitgehend zerstört. In der früheren Goldgräberstadt Greenville seien mindestens 45 Gebäude abgebrannt, teilte die Feuerwehr in dem betroffenen Bezirk am Donnerstag (Ortszeit) mit. Das seit Mitte Juli brennende sogenannte Dixie-Feuer hatte am Mittwochabend den Ort erreicht und die meisten Häuser in der historischen Altstadt zerstört.

Eine Lampe ist durch die Hitze des Feuers in Greenville verbogen.
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Apotheken-Besitzer Kevin Goss sagte der "Los Angeles Times", dass sein 1860 gebautes Haus abgebrannt sei. Das Feuer habe sich extrem schnell durch die Ortschaft gefressen. "Wir wussten, dass hier nichts zu retten ist", sagte Goss der Zeitung. Tausende Menschen in der Region waren aufgefordert worden, ihre Häuser zu verlassen. Das Feuer im Bezirk Butte County war am Donnerstag erst zu 35 Prozent unter Kontrolle. Es hat bereits eine Fläche von über 1.400 Quadratkilometern vernichtet. Menschen kamen dabei nicht ums Leben.

Geschmolzenes Metall fließt unter einem ausgebrannten Hummer hervor.
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Nach einem extrem regenarmen Winter und geringer Schneedecke haben die Waldbrände im dürregeplagten Kalifornien in diesem Jahr ungewöhnlich früh angefangen. Flächenbrände gab es dort immer schon, doch nun sind die Feuer nach Expertenangaben heißer, häufiger und größer. (APA, 6.8.2021)