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Ich sehe jetzt schon die Postings, und ja, ich weiß, und ja, Sie haben vollkommen recht. Ich bestelle zu viel online. Das ist nicht gut, viele Sachen gibt es auch im Einzelhandel, und ich versuche mich ja zu bessern. Und das fällt mir mittlerweile sehr viel leichter, da die Rangeleien mit der Post auch immer kreativer werden.

Neulich erst hatte ich einen Verweis in meinem Briefkasten, der mir mitteilte, dass eine Briefsendung auf mich in der nächsten Filiale warte. Und Sie wissen, wenn man für eine Briefsendung antanzen muss, ist das nie ein gutes Zeichen. Dort angekommen, sagte man mir, die Sendung sei leider nirgendwo auffindbar. Und den Absender konnte man mir auch nicht verraten. Also, liebe Behörde, die mich da versucht hat zu erreichen, sollten Sie das hier lesen, einfach ein Posting schreiben.

Für acht Minuten wieder ins Bett

Dass ich Sendungen verpasse, kommt leider ziemlich oft vor. Die meisten Pakete kommen nämlich gegen Nachmittag an, also während meiner Arbeits- und Bürozeit. Es gibt allerdings einen Postboten, der scheinbar ein Frühaufsteher ist und mich pünktlich um 7.30 Uhr (mein Wecker geht um 7.40 Uhr) aus dem Bett klingelt.

Am Anfang habe ich mich noch brav angezogen, man weiß ja nie, wer da um die Uhrzeit vor der Tür steht. Mittlerweile mache ich dem Herrn aber gnadenlos in Shirt und Boxershort auf. Mit einem entschuldigenden Blick drückt er mir dann das Paket in die Hand und entlässt mich für die restlichen acht Minuten wieder ins Bett.

Allerdings ist das alles besser als jede Sendung von UPS. Wenn die mich nämlich nicht antreffen, geht das Paket an die nächste Annahmestelle – und die liegt den Berg runter in Döbling. Ich sehe jetzt schon die Postings, und ja, ich weiß, und ja, Sie haben vollkommen recht. Ich gehe zu wenig zu Fuß. Das ist nicht gut, und ich versuche mich ja zu bessern. (Thorben Pollerhof, 06.08.2021)