Die Ferienhausanlage in Bad Ischl wird vom Verein Post Sozial betrieben und bietet Zimmer in unterschiedlichen Größen für Beschäftigte der Post.

Foto: Verein post.sozial

Während Urlaub für viele Beschäftigte Abstand vom Job bedeutet, verbindet Peter Bergsmann seine freien Tage durchaus mit seinem Arbeitgeber. Seit 13 Jahren ist er bei der Österreichischen Post beschäftigt und urlaubt ein- bis zweimal pro Jahr in einer Unterkunft des Vereins Post Sozial." Ich war sicher schon 20-mal in einem der Ferienhäuser, am liebsten komme ich für einen Wanderurlaub im Sommer und zum Skifahren im Winter", sagt der 38-Jährige.

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Post stehen Ferienunterkünfte in verschiedenen Urlaubsregionen Österreichs zur Verfügung. Der Verein betreibt fünf eigene Ferienhäuser in Bad Kleinkirchheim, Bad Ischl, Strobl, Bad Mitterndorf und Krumpendorf mit insgesamt 270 Betten. Dazu kommen an weiteren zehn Standorten 196 Betten in 85 Ferienzimmern und Apartments. Die Ausstattung unterscheidet sich je nach Standort – große Ferienhausanlagen bieten beispielsweise ein Frühstücksbuffet im Restaurant, kleinere Unterkünfte und Apartments sind hingegen auf Selbstverpflegung ausgerichtet.

Ein- bis zweimal im Jahr urlaubt Peter Bergsmann in einer Ferienunterkunft seines Arbeitsgebers.
Foto: Privat

Anspruch haben alle Beschäftigte der Österreichischen Post und deren Tochterunternehmen ab einer Unternehmenszugehörigkeit von sechs Monaten sowie Mitarbeitende im Ruhestand. Gebucht und bezahlt wird via interner Onlineplattform, dadurch sei es möglich, auch spontan zu buchen. "Ich mache es oft vom Wetter abhängig und fahre dann von Wien aus für ein Wochenende oder länger mit meiner Familie raus", sagt Bergsmann.

Vor Corona war er als Eventmanager oft für Veranstaltungen in ganz Österreich unterwegs und habe deshalb schon viele Hotelzimmer gesehen. Im Vergleich dazu hätten es ihm das Angebot und die Infrastruktur in der Ferienhausanlage Bad Ischl im Salzkammergut besonders angetan – nicht nur weil er selbst aus der Region stamme. "Im Sommer gibt es eine Reihe an Freizeitangeboten wie eine Minigolfanlage oder einen E-Bike-Verleih", sagt er. Und auch die Weihnachtsfeiertage und Neujahr hat er dort schon mit Frau und Tochter verbracht: "Zu Silvester gibt es ein eigenes Paket mit Fünf-Gänge-Menü und Feuerwerk. Das muss man aber früh buchen."

Urlaub statt Diensthandy

Von Firmen gebotene Zusatzleistungen erfreuen sich unter Beschäftigten nach wie vor großer Beliebtheit, wie einige aktuelle Umfragen zeigen. Knapp jede und jeder zweite Arbeitende würde sogar für ein attraktives Benefitpaket auf einen Teil des Grundgehalts verzichten. Das geht aus einer repräsentativen Onlinebefragung hervor, die von der Unternehmensberatung Mercer mit dem Marktforschungsinstitut Toluna im Sommer 2020 durchgeführt wurde. Neben beliebten Firmenbenefits wie flexiblen Arbeitszeiten, Diensthandy oder -wagen, bieten manche Unternehmen ihren Beschäftigten auch weniger gängige Zusatzleistungen abseits des Arbeitsalltags an. Meist sind es jedoch naheliegende Firmenvorteile: Manche Fluglinien bieten Beschäftigten beispielsweise die Möglichkeit, für wenig Geld zu fliegen, sie müssen lediglich die Steuer für den Flug zahlen. Oder Hotelmitarbeitende können Zimmer vergünstigt buchen.

Das Urlaubsangebot für Mitarbeitende der Post gab es bereits vor der Gründung des Vereins Post Sozial im Jahr 2005. Davor hat das Sozialwerk der Post und Fernmeldebediensteten jahrzehntelang Urlaubsreisen für Beschäftigte angeboten. Hintergrund war und sei es heute noch, den Postbediensteten günstige Urlaubs- und Erholungsmöglichkeiten zu bieten. Neben privaten Urlauben werden die Unterkünfte des Vereins auch für interne Schulungen oder Veranstaltungen genutzt. Für Bergsmann seien die Kosten ein wichtiger, wenn auch nicht der entscheidende Faktor für die Urlaubsplanung. Urlaube in Österreich seien schließlich nicht günstig, und die Preise der Ferienzimmer und Apartments sind gestaffelt nach dem Einkommen der Mitarbeitenden. Er könne sich deshalb vorstellen, dass das Angebot Beschäftigten im Zustellbereich sehr entgegenkomme.

Gut fürs Betriebsklima

Diesen Juli war kurzfristig kein Zimmer mehr in der Ferienhausanlage in Bad Ischl frei. Seinen Sommerurlaub vor zwei Wochen hat Bergsmann deshalb mit seiner Familie in einer kleineren Selbstverpflegerunterkunft in Schladming verbracht. "Die Region ist ideal zum Wandern und Biken im Sommer", sagt er. Seit dem Vorjahr könne man außerdem bis zu neun Familienangehörige in die Ferienhäuser mitnehmen. Im Gegensatz zu einigen bisherigen Urlauben war dieser durchaus privater. An dem größeren Standort in Bad Ischl treffe man immer wieder Arbeitskolleginnen und -kollegen. Der Eventmanager schätze es jedoch, andere Beschäftigte abseits des Arbeitsplatzes besser kennenzulernen: "Ich finde es gut, die Kollegen mal ganz privat zu erleben und zusammen in Sportkleidung am Frühstücksbuffet ins Gespräch zu kommen."

Heuer hat Bergsmann seinen Sommerurlaub mit der Famlie in Schladming verbracht.
Foto: Privat

Vor allem für das Betriebsklima seien die Urlaube im Ferienhaus laut Bergsmann von Vorteil. Denn man lerne immer wieder neue Leute kennen: "Von Jung bis Alt und aus den unterschiedlichsten Bereichen kommen alle zusammen. Und wie man am Berg per Du ist, ist auch in diesem Umfeld alles entspannter." Zurück am Arbeitsplatz sei der Urlaub auch immer wieder ein Gesprächsthema. Vor allem junge Mitarbeitende würden die Ferienhäuser aktuell oft buchen und manchmal sogar gemeinsam mit Kollegen in den Urlaub fahren. "Viele hören davon und möchten sich das Angebot einmal ansehen", sagt Bergsmann.

Ob der Urlaub im Ferienhaus des Arbeitgebers wirklich etwas für jede und jeden ist, könne er nicht sagen. Das sei von Person zu Person verschieden: "Manche haben ihre Scheuklappen auf und wollen sich eher zurückziehen. Ich suche hingegen den Austausch mit anderen." Vom Job abschalten könne man seiner Meinung nach dennoch. Untertags hätten sowieso alle Urlaubende ihr eigenes Programm geplant, nur in der Früh und am Abend begegne man sich dann wieder. "Aber auch die großen Ferienhausanlagen sind weitläufig genug, um zur Ruhe zu kommen und sich nicht ständig über den Weg zu laufen", sagt er. Außerdem stehe im Urlaub immer noch die Erholung im Fokus. (Anika Dang, 7.8.2021)