Sesselkleben um der Chefin zu imponieren, aber eigentlich nichts mehr leisten? Präsentismus ist nicht nur ungesund, sondern übt auch Druck auf Kollegen aus, es den Präsentisten gleich zu tun.

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Wer lange den Bürosessel drückt, ist auch lange produktiv, erbringt gute Leistung: In diese Präsentismus-Falle tappen viele Führungskräfte. Dass Anwesenheit im Büro aber nicht zwingend produktiver macht und notwendig ist, zeigt das Homeoffice. Dennoch ist der Präsentismus in der Pandemie nicht verschwunden. Er hat sich ins Digitale verlagert. Statt als erste ins Büro kommen und als letzte zu gehen, sind die Präsentisten zuhause im Dauereinsatz und ständig erreichbar – selbst, wenn sie krank sind.

Es ist naheliegend, dass Arbeitskräfte in Krisenzeiten aus Angst um den Job beweisen wollen, dass sie belastbar sind und Verantwortung übernehmen. Und, dass Chefs aus mangelndem Vertrauen in die Remote Worker Micromanagement betreiben – sodass diese glauben, stets geschäftig sein zu müssen. Oder zumindest so zu wirken. Immerhin fruchtet das Verhalten oft: Laut Studien werden Präsentisten eher befördert und verhandeln erfolgreicher Gehalt.

Wir sollten uns vor dem Präsentismus schützen und Vorgesetzte sollten Leistung nicht länger mit abgesessenen Stunden gleichsetzen. Gerade jetzt, wo Firmen in die Büros zurückkehren und New-Work-Modelle erarbeiten. Das heißt: Nicht krank zur Arbeit gehen und gar die Kollegen anstecken. Keine Mails um 22 Uhr schicken oder jeden Anruf im Urlaub annehmen, was letztlich jene unter Druck setzt, die sich Präsentismus nicht leisten können, Eltern etwa. Denn am Ende hat keiner was von der toxischen, krankmachenden Arbeitskultur. (Selina Thaler, 8.8.2021)