Rund 50.000 Euro waren es am Ende, die der Hornsteiner Wolfgang Payrich 2018 in sein Projekt E-Auto investierte. Die Förderungen sind da schon abgezogen. Und nein, er fährt nun keinen lautlosen Luxus-SUV, sondern einen ganz normalen Mittelklassewagen.

Das Geld ist nämlich nicht nur in die Anschaffung des Autos geflossen, sondern vor allem in dessen Betrieb. Payrich hat schon vor Jahren realisiert, wovon wohl jeder E-Auto-Besitzer mit eigenem Haus heute träumt. Er erzeugt seinen eigenen Strom – oder Treibstoff, wenn man so will.

Wolfgang Payrich lädt sein E-Auto mit dem Strom aus seiner PV-Anlage.
Foto: Guido Gluschitsch

In seinem Garten steht eine 27 Quadratmeter große Photovoltaikanlage, in einem Nebenraum der Garage eine kühlschrankgroße Pufferbatterie. Die Anlage ist groß genug, dass er damit nicht nur sein Auto, sondern auch sein Haus zu einem guten Teil mit Strom versorgen kann. Dadurch amortisieren sich die Aufwendungen für die Errichtung sogar schneller.

Wirtschaftlich sinnvoll?

Bei der Anschaffung ging es Payrich aber gar nicht um eine Kosten-Nutzen-Rechnung:_"Ich wollte die Welt retten", sagt er. Würde man seine Investition nur für das E-Auto rechnen, dann hat sich die Anlage natürlich noch lange nicht ausgezahlt. Weil er bewusst die meisten Wege zu Fuß erledigt, hat er bis heute erst 11.000 Kilometer mit seinem E-Auto zurückgelegt. Da wäre er mit einem vergleichbaren Benziner günstiger gefahren – zumindest wenn man den Umweltaspekt einmal außen vor lässt.

Der ÖAMTC hat berechnet, ob es auf längere Sicht wirtschaftlich sinnvoll ist, ein E-Auto zu fahren. Gleich vorweg: Dieser Kalkulation zufolge sind E-Autos nach fünf Jahren in etwa so teuer oder billig wie vergleichbare Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor – obwohl Erstere in der Anschaffung deutlich teurer sind. Doch der Reihe nach:

Der ÖAMTC hat je einen Golf mit Diesel- und Benzinmotor mit dem E-Auto ID.3 verglichen und den Peugeot 208 mit allen drei Antriebsarten. In die Rechnung flossen 65.000 Kilometer Laufleistung in fünf Jahren ein, die Unterhaltskosten von der Versicherung bis zur Wartung – die Förderung fürs E-Auto wurde abgezogen. Auch den Wertverlust hat der ÖAMTC versucht mitzukalkulieren. Für die Spritkosten wurden die im Februar aktuellen Preise herangezogen.

Strompreise

"Grundannahmen für unsere Berechnung der Stromkosten: 80 Prozent der Ladevorgänge zu Hause mit Ökostrom zu 18 Cent/kWh, 20 Prozent Schnellladen unterwegs zu 39 Cent/kWh. Damit bewegen sich Ladekosten für 100 Kilometer in etwa auf dem Niveau der Kraftstoffkosten eines Dieselfahrzeugs", erklärt der ÖAMTC. Und damit sind die Variablen der Rechnung auch schon auf der Hand.

Der Wertverlust eines Autos kann nur geschätzt werden. Was bei einem E-Auto noch schwerer ist, weil kaum Vergleichswerte da sind und niemand wirklich voraussagen kann, wie sich der Gebrauchtwagenmarkt entwickeln wird, wenn bessere Technologien auf den Markt kommen. Sprit- und Strompreise sind also eine Momentaufnahme und – wenn man das Beispiel von Wolfgang Payrich hernimmt – sogar komplett nebensächlich. Gilt doch schon: Wer öfter daheim statt an der öffentlichen Ladesäule Strom tankt, fährt günstiger. Umgekehrt: Wer keine Möglichkeit hat, privat zu laden – ob in der Firma oder zu Hause –, wird sich im Vergleich zu einem Diesel nichts ersparen.

Am Ende liegen die drei verglichenen Autos ziemlich knapp beieinander. Im Falle der Mittelklasse hat der Diesel-Golf das Rennen gemacht und war um rund 1400 Euro günstiger als das E-Auto. Verlierer war der Benziner.

Beim Peugeot 208 hatte der Benziner um 120 Euro die Nase vor dem E-Auto. Der Diesel war nur um zwei Alzerln teurer.

Vergleich mit Deutschland

In Deutschland hat der ADAC eine ganze Reihe von Fahrzeugen einem ähnlichen Vergleich mit unterschiedlichen Jahreslaufleistungen unterzogen. Für Österreich hat das zwar nur bedingt Aussagekraft, da dort die Preise für die Anschaffung der Fahrzeuge, für Sprit oder Strom, aber auch die Förderungen andere sind – dennoch erlaubt die Kalkulation aufgrund der vielen einbezogenen Variablen auch Parallelschlüsse.

Bei der ADAC-Berechnung jedenfalls zeigt sich, dass bei vergleichbaren Fahrzeugen fast immer das E-Auto kostengünstiger unterwegs ist. Das klare Fazit: Wer sein E-Auto länger behält, spielt die höheren Anfangsinvestitionen deutlicher herein.

Alle Aufwendungen

Diese Kosten sind mit dem Kaufpreis des Autos abzüglich der Förderungen übrigens nicht erledigt. Derzeit fördert der Bund gemeinsam mit dem Autohändler den Kauf eines E-Autos mit 5000 Euro. Dieser Betrag ist übrigens bei den meisten Aktionspreisen, die Sie finden können, schon abgezogen.

Zu den ersten Anschaffungen gehört meist auch eine Ladestation oder ein passendes Ladekabel. Letzteres ist nicht immer im Kaufpreis des Autos enthalten, kann aber sicher als Verhandlungsgegenstand dienen.

Bei einem Neubau kann man die Wallbox gleich mitplanen – Nachrüsten ist meist teurer und aufwändiger.
Foto: Imago

Eine Wallbox gibt es ab knapp 500 Euro, intelligente Systeme, die alle Stückeln spielen, können aber auch ein Vielfaches kosten. Und eine Wallbox allein ist halt noch keine Stromtankstelle – die braucht auch einen Anschluss ans Stromnetz.

Das geht im privaten Bereich des Einfamilienhauses relativ leicht und oft auch günstig – je nachdem, wie Ihr Hausanschluss dafür schon vorbereitet ist, ob Sie einen Stellplatz am eigenen Grund haben und wie weit dieser vom Stromverteiler entfernt ist. Im Mehrparteienhaus wird die Sache deutlich komplizierter und teurer. Noch. Das ändert sich hoffentlich bald. Obwohl, das prophezeit man auch schon seit einem Jahr. Jedenfalls, für die Ladestation gibt es eine Förderung von 600 Euro im Einfamilienhaus, bis zu 1800 Euro im Mehrparteienhaus.

Die Erfahrung zeigt: Wer ständig an öffentlichen Ladesäulen tanken muss, wird weniger Freude mit seinem E-Auto haben als jemand, der es daheim einfach über Nacht anstecken kann.

Regionale Förderungen

Zu den nationalen Förderungen kommen sowohl beim Auto wie auch bei der Infrastruktur möglicherweise Förderungen vom Land und/oder der Gemeinde hinzu. Da sind die Autoverkäufer in der jeweiligen Region meist recht gut aufgestellt, den aktuellen Stand parat zu haben.

Photovoltaikanlagen, groß genug, um sie sinnvoll fürs Laden eines E-Autos betreiben zu können, sind in Mehrparteienhäusern für Einzelne nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Auf eigenem Grund oder dem Dach eines Einfamilienhauses schaut die Sache anders aus. Obwohl, da hat die Gemeinde ein Wort mitzureden. Und man sollte sich vorab auch erkundigen, bis zu welcher Größe der Anlage es vor Ort Förderungen gibt. Derzeit werden vom Bund private Anlagen bis 50 kWp mit maximal 35 Prozent der Investitionskosten gefördert. Die Länder haben eigene Förderprogramme – oft nur bis fünf kWp. (Guido Gluschitsch, 8.8.2021)