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Einmal Gold, einmal Silber, fünfmal Bronze: Anna Kiesenhofer (Radsport/Straßenrennen), ...

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... Michaela Polleres (Judo/bis 70 Kilogramm), ...

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... Shamil Borchashvili (Judo/bis 81 Kilogramm), ...

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... Magdalena Lobnig (Rudern/Einer), ...

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... Lukas Weißhaidinger (Leichtathletik/Diskuswurf), ...

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... Bettina Plank (Karate/bis 55 Kilogramm), ...

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... und Jakob Schubert (Klettern).

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Abgerechnet wird am Schluss. Doch man kann schon verstehen, dass ÖOC-Präsident Karl Stoss seit mehreren Tagen immer wieder bilanziert. Schließlich fällt die Bilanz ja positiv aus, und das hat es im Sommer noch nicht gegeben, seit Stoss im Oktober 2009 zum Nachfolger von Leo Wallner gewählt worden ist.

Da gab es Medaillen-mäßig zunächst einen Salto nullo bei den Spielen in London 2012, dem in Rio de Janeiro 2016 fast noch ein zweiter folgte – wenn da nicht Thomas Zajac und Tanja Frank im Nacra17 zu Bronze gesegelt wären.

Doch was ist diesmal anders, warum ist diesmal nicht alles, aber doch vieles aufgegangen? Noch ist in Japan nicht aller Olympia-Tage Abend, doch schon jetzt steht fest, dass Österreichs Medaillenausbeute seit 1945 nie größer war.

Sieben Stück gab es auch in Athen 2004 (zweimal Gold, viermal Silber, einmal Bronze), selbst seit 1896 stand Österreich nur ein einziges Mal besser da, 1936 in Berlin mit 13 Medaillen.

Da spielten noch ganz andere Faktoren mit – doch was war es jetzt? Warum folgte der traurigsten Dekade des heimischen Sommersports, relativ gesehen, ein wahrer Medaillenregen?

Der STANDARD hat sich auf Ursachenforschung begeben, listet einige Erfolgsfaktoren auf. Diskutieren lässt sich natürlich über alles.

  • Können

Das ist klarerweise unbestritten, darüber brauchen wir nicht lange reden bzw. schreiben. Wer bei Olympischen Spielen eine Medaille holt, hat etwas drauf, sogar sehr viel. Schon sich zu qualifizieren ist in den meisten Disziplinen eine kaum hoch genug einzuschätzende Leistung.

  • Glück

Braucht jede(r). Niemand holt sich Edelmetall einfach ab, schon gar niemand aus Österreich. Mit Medaillen von Michaela Polleres, Magdalena Lobnig, Lukas Weißhaidinger und Jakob Schubert war spekuliert worden, jene von Anna Kiesenhofer, Shamil Borchashvili und Bettina Plank waren sensationell bis überraschend. Da spielte mit, dass Kiesenhofer von den niederländischen Favoritinnen vor dem und erst recht im Rennen übersehen wurde. Schubert schien vor dem letzten Kletterbewerb fast chancenlos, doch plötzlich fügte sich alles. Weißhaidingers Vorsprung auf Diskus-Blech betrug fünf Zentimeter. Das Vogerl namens Glück machte in London und Rio ums ÖOC-Team oft einen Bogen, diesmal verflog es sich nicht.

  • Neue Bewerbe

Es war kein Schaden aus heimischer Sicht, dass Karate und Klettern erstmals auf dem Programm standen. Da gab’s zweimal Bronze. Mit Karate war’s das leider schon wieder, Plank hat eine einmalige Chance genützt. Hingegen bleiben Klettern, Skateboarden und Surfen olympisch, in Paris 2024 kommt noch Breakdance dazu. Prinzipiell haben Gastgeberstädte die Möglichkeit, dem IOC Sportarten vorzuschlagen, die in dem jeweiligen Land beliebt sind. Jetzt müsste Österreich also rasch noch den Amerikanern, die 2028 in Los Angeles veranstalten, den schönen Sport Faustball schmackhaft machen. Oder Hallenhockey, Radball, Grasski und – natürlich – Tischfußball.

  • Verschiebung

Da und dort hat sich die Corona-bedingte Verschiebung um ein Jahr durchaus positiv ausgewirkt – siehe Judo. Sabrina Filzmoser ist überzeugt davon, dass Borchashvili "vor einem Jahr nie und nimmer so weit gewesen wäre". Für Polleres gilt Ähnliches, sie sagt selbst, dass ihr der dritte Platz bei der WM heuer im Juni den entscheidenden Schub gab.

  • Frauensportförderung

Zum ersten Mal hatte Österreich mehr Frauen (39) als Männer (36) zu Sommerspielen geschickt. Das hängt auch damit zusammen, dass in etlichen Fachverbänden auf den Frauensport zuletzt mehr Augenmerk gelegt wurde. Am Ende standen mehr Österreicherinnen als Österreicher auf einem Tokio-Stockerl. Das gab’s erst einmal, 2008 in Peking, als Frauen zwei der drei Medaillen holten.

  • Prämien

Dem ÖOC ist eine Goldmedaille 17.000 Euro, Silber 13.000 Euro und Bronze 11.000 Euro wert. Daran denkt kaum jemand, der zu Olympischen Spielen reist. Diskuswerfer Weißhaidinger sagt freilich schon, dass die vom Leichtathletikverband ausgelobte Extra-Prämie ein Ansporn für ihn war. Der ÖLV hat sich bei einem Sponsor (Helvetia) quasi gegen Erfolge versichern lassen, so kassiert Weißhaidinger noch einmal 50.000 Euro. Für Gold hätte es 205.000, für Silber 100.000 Euro gegeben. Nicht wenige Sportlerinnen und Sportler fragen sich, wieso ihre Verbände oder das ÖOC nicht Ähnliches organisierten. (Fritz Neumann, 8.8.2021)