Lauter beste Generalskandidaten (von links): Medienmanager Harald Thoma, ORF-1-Chefin Lisa Totzauer, der amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz, Moderatorin Gundula Geiginger und ProSiebenSat1Puls4-Chef Markus Breitenecker, ebenfalls als Moderator, ORF-Vizefinanzdirektor Roland Weißmann und Technikvizedirektor Thomas Prantner.

Foto: PULS 24/Glanzl

Wien –ProSiebenSat1Puls4-Geschäftsführer Markus Breitenecker versucht sich zwar nicht als ORF-Generalsbewerber, aber Freitagabend wieder einmal als dezidiert um Objektivität bemühter Moderator für die erste Debatte der Generalskandidatin und der -kandidaten auf Puls 24. Die Themen: Unabhängigkeit und Politik, GIS und, klar, Kooperationen mit privaten Medien. Und der Privatsender spielt Partner- und Besetzungsbörse für den öffentlich-rechtlichen Riesen – mit Taferln.

Wird am Dienstag der beste Kandidat oder die beste Kandidatin gewinnen, will Moderatorin Gundula Geiginger wissen. Alle fünf Bewerber heben ihr Abstimmungstaferl und zeigen "Ja" an. "Ich werde Sie am Dienstag daran erinnern", sagt Geiginger.

Wer mit wem?

Geiginger fragt die Kandidaten reihum, ob sie einen Mitbewerber nach ihrer Wahl in ihr Team holen würden – gemeint wohl: das Direktorium. Vor laufender Kamera sagten alle Ja, was soll man schon sagen, ohne unhöflich zu wirken. Und, vielleicht auch ein Argument für die verbale Serien-Umarmung der Konkurrenten um die Führung von Österreichs größtem Medienkonzern: Wer weiß, was sich die Mehrheit im Stiftungsrat noch wünscht, die am 16. September auch über das Direktorium entscheidet.

Der amtierende ORF-Chef Alexander Wrabetz sagt also auf Puls 24, er würde Vizefinanzdirektor Roland Weißmann in sein künftiges Führungsteam nehmen, auch wenn er sonst nicht so wirkt auf den letzten Metern zur Bestellung des nächsten Generals am kommenden Dienstag im ORF-Stiftungsrat. Weißmann würde ORF-1-Managerin Lisa Totzauer in sein Direktorium aufnehmen, sagt er auf Puls 24. Totzauer wiederum Technikvizedirektor Thomas Prantner. Und der wiederum den privaten Medienmanager Harald Thoma. Der würde sein ganzes Direktorium – plus einen als "Berater" – mit der Runde bestücken. Sagt er.

Die GIS wollen die aussichtsreicheren unter den Kandidaten im Herbst nach fünf Jahren wieder nach oben anpassen, voraussichtlich unter der Inflationsrate seit Frühjahr 2017. Prantner empfiehlt, vor einem Gebührenantrag Sparpotenziale auszuloten und auszuschöpfen. Der amtierende General Alexander Wrabetz ordnet das als "Wahlkampfrhetorik" ein und erinnert, dass Prantner sich nicht freute, als das ORF-Gesetz 2010 die Zahl der ORF-Direktoren reduzierte und Prantner seinen Job im Direktorium verlor.

Weißmann ungekränkt

Weißmann sagt, er kränkt sich nicht, wenn Wrabetz sagt, er würde den Ausschreibungskriterien für den ORF-General nicht entsprechen. Der Vizefinanzdirektor des ORF widerspricht lieber bei der Erfahrung in der Unternehmensführung: Wrabetz habe ihm 2012 die Prokura für den ORF verliehen, ihn zum Geschäftsführer der ORF-Onlinetochter gemacht. Und außerdem hätten die entscheidenden ORF-Stiftungsräte ihn mit der Nominierung zum Hearing als geeigneten Bewerber eingestuft. Weißmann dürfte – insbesondere mit der türkisen Mehrheit im Rücken – am Dienstag das Rennen machen.

Wrabetz wiederum rückt zurecht, er habe Weißmann als nicht geeignet eingestuft. Und er habe Weißmann auch nicht allein in der Hoffnung auf seine Kontakte in die Kanzlerpartei für Lockerungen des ORF-Gesetzes zum ORF-On-Geschäftsführer für die Streamingplattform ORF-Player gemacht. Wrabetz zur Player-Besetzung mit Weißmann: Man müsse es "auch können und die Plausibilität haben, dass man fachlich geeignet ist".

Ein bisschen knapp kommentiert Weißmann Wrabetz' Erklärung, dass der Medienbeauftragte im Bundeskanzleramt der türkisen Mehrheit im Stiftungsrat "gesagt" habe, Weißmann sei der zu wählende Kandidat. "Davon habe ich nicht gehört", sagt der Vizefinanzdirektor. (fid, 6.8.2021)