Ist ein Hubschrauber an der Rettung bzw. Bergung von Wanderern oder Skifahrern beteiligt, kann das ein kostspieliges Unterfangen werden.

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Egal, ob im Sommer bei der Bergwanderung oder im Winter auf der Piste. Bei einem schweren Unfall ist der Abtransport via Helikopter oft die einzige Möglichkeit, Verletzte rasch in ein Krankenhaus zu bringen. Das könnte aber ein teures Unterfangen werden. Denn die Kosten für eine Bergung per Hubschrauber sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Das zeigt eine Erhebung der Wiener Städtischen.

Beliefen sich die Bergungskosten bei der über die Städtische abgewickelten Unfälle im Jahr 2018 noch im Schnitt auf rund 3.000 Euro, waren es im Vorjahr bereits 3.290 Euro. Heuer werden für Heli-Einsätze bereits durchschnittlich 3.900 Euro in Rechnung gestellt.

Je nach Aufwand

Diese Kosten können je nach Einsatzdauer aber auch deutlich mehr als das Doppelte ausmachen. "Es ist vielen Wanderern und Bikern nicht bewusst, dass sie ohne private Unfallversicherung selbst für die Kosten einer Bergung mit Helikopter aufkommen müssen", sagt Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen. Ein Unfall, bei dem so eine Bergung notwendig wird, habe damit nicht nur gesundheitliche Konsequenzen, sondern ist mitunter mit großen finanziellen Auswirkungen verbunden.

Jedes Jahr ereignen sich in Österreich rund 780.000 Unfälle, nahezu 75 Prozent davon passieren in der Freizeit und beim Sport. Die Corona-Pandemie hat auch das Unfallgeschehen beeinflusst. Experten beobachten eine Zunahme von Freizeit-, Sport- und Haushaltsunfällen, die nicht zuletzt auf ein sich veränderndes Freizeitverhalten aufgrund einer flexibleren Zeiteinteilung durch verstärktes Homeoffice zurückgeführt werden.

Der Weg in die Natur wird als Flucht aus der Stadt zudem immer angetreten. Bergsteigen und- wandern ist vor allem seit der Pandemie beliebter, zumal auch die Österreicher verstärkt auf Urlaub in der Heimat setzen. Das bringt auch steigende Unfallzahlen auf dem Berg und im Gelände mit sich.

Unfälle nehmen zu

Laut Bergrettung Österreich haben Unfälle durch vermehrte Aktivitäten auf dem Berg und im alpinen Raum allein im Jahr 2020 zu mehr als 8.000 Einsätzen (im Schnitt 22 pro Tag) geführt und für 261 Menschen sogar tödlich geendet.

Nach Unfällen in der Freizeit oder im Haushalt ist eine medizinische Erstversorgung in Österreich zwar selbstverständlich, aber für Bergungs- und Folgekosten kommt die gesetzliche Unfallversicherung nicht auf. Wendler weist hier auf eine große Versorgungslücke hin: "Nicht einmal jeder Zweite im Land besitzt eine private Unfallversicherung. So kommt es auch immer wieder vor, dass Eltern nicht daran denken, ihre Kinder gegen die Folgen von Unfällen zu versichern", so die Versicherungsexpertin. Dabei, so sagt Wendler, seien private Unfallversicherungen nicht teuer. Eine private Vorsorge inklusive Hubschraubereinsatz- und Rückholkosten gebe es für Einzelperson ab knapp 18 Euro im Monat, für Familien ab 30 Euro.

Flucht vor Kosten

Dass eine Abholung vom Berg ohne Versicherung privat zu zahlen ist, hat sich offenbar herumgesprochen. In Oberkärnten ist im Juli ein Mann sogar geflüchtet, bevor die Retter vor Ort eingetroffen sind. Über diesen Fall hatte der Kurier berichtet. Ein 66-jähriger Paragleiter hatte nach seinem Absturz den Weg retour zur Startposition zwar geschafft, dort aber über Rückenschmerzen geklagt. Die dort Anwesenden haben die Rettungskette gestartet. Als der Betroffene hörte, dass der Heli auf dem Weg ist, flüchtete er aus Angst vor den Kosten. Ein waghalsiges Unterfangen, wie sich später zeigte. Der Mann hatte nämlich Wirbelverletzungen. (bpf, 9.8.2021)