In Europa lodern vielerorts extreme Waldbrände.

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Die Großbrände im Norden von Athen sind am Samstag teilweise eingedämmt worden. "Erstmals können wir sagen, dass die Situation etwas besser ist – es gibt aktuell nur noch zwei Feuerfronten", sagte Nikos Peppas, Vize-Gouverneur der Region Attika, Samstagmittag dem Fernsehsender Skai. Es bestehe Hoffnung, die Brände bis zum Abend unter Kontrolle zu bringen.

Dennoch gibt es noch keine Entwarnung für Griechenland: Die Rettungskräfte stehen unter enormem Druck, denn auf der Halbinsel Peloponnes und der Insel Euböa toben weiterhin zahlreiche unkontrollierte, große Brände. Sie wurden bisher kaum aus der Luft bekämpft, weil Athen im Fokus stand.

Tausende Menschen evakuie

"Die vergangene Nacht war wirklich die Hölle, ein Alptraum. Wir haben gewaltige Anstrengungen unternommen, damit das Feuer nicht auf bewohntes Gebiet übergreift", sagte Pappas. Die vielen tausend evakuierten Menschen könnten bald zurückkehren – sofern ihre Häuser nicht abgebrannt seien. "Aber das muss langsam und mit großer Vorsicht geschehen", sagte er. Jene, die in den vergangenen Tagen vor den Feuern flohen, wohnen momentan auf Staatskosten in Hotels oder bei Bekannten und Verwandten. In den vom Feuer betroffenen Gegenden gibt es vielfach noch keinen Strom und kein Wasser. Über Nacht hatten starke Winde das Feuer in die Stadt Thrakomakedones gedrückt, wo etliche Häuser niederbrannten.

Griechenland leidet unter einer der größten Hitzewellen seit mehr als 30 Jahren. Die ganze Woche über wurden Temperaturen von über 40 Grad Celsius erreicht. Im ganzen Land sind zahlreiche Waldbrände ausgebrochen – in den vergangenen 24 Stunden waren es mehr als 400. Für den Weltklimarat wird insbesondere der Mittelmeerraum zum "Hotspot des Klimawandels" avancieren.

Zehntausende Hektar Waldfläche, zahlreiche Häuser und Geschäfte wurden bereits zerstört. Am Freitag war ein Mann in der Nähe von Athen ums Leben gekommen. In Athen warnten die Behörden zuletzt vor der starken Rauchbildung, die in der Stadt zu spüren war. "Schließen Sie alle Fenster und gehen Sie nicht aus dem Haus", wurde gewarnt.

Auch in der Türkei gibt es zahlreiche Waldbrände. Mehr als 5.000 Einsatzkräfte kämpften am Samstag gegen die Flammen an. Besonders die Küstenregionen im Süden und Westen des Landes sind seit Tagen schwer von den Bränden betroffen. In Köycegiz und Milas in der westtürkischen Provinz Mugla hätten sich die Feuer in der Nacht ausgebreitet, teilten örtliche Behörden mit. Die Evakuierung mehrerer Nachbarschaften sei angeordnet worden.

In dem Land brannten noch 13 unkontrollierte Feuer, wie Forstminister Bekir Pakdemirli am Freitagabend auf Twitter mitteilte. Demnach wurden seit dem 28. Juli mehr als 200 Flächenbrände in 47 Provinzen unter Kontrolle gebracht. Rund 5.250 Feuerwehrleute und mehr als 80 Hubschrauber, Flugzeuge und Drohnen sowie etwa 1.000 Fahrzeuge seien zum Löschen im Einsatz, erklärte Präsident Recep Tayyip Erdoğan auf Twitter.

Einzig für das südtürkische Antalya konnten die Behörden Entwarnung geben: Alle Brände seien unter Kontrolle. Laut Wetterbericht wird dort Regen erwartet. Doch in der Provinz haben die Brände große Zerstörung hinterlassen, ganze Dörfer liegen unter Asche.

Hilfe und Unterstützung erhalten die Länder aus mehreren Ländern.
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Auch in Italien kämpft die Feuerwehr weiter gegen Brände. Die Regionalregierung von Sizilien hat deshalb auf der beliebten Urlaubsinsel für sechs Monate den Not- und Krisenfall erklärt. Seit Ende Juli brenne es auf Sizilien, und in den kommenden Wochen herrsche ein permanentes Risiko durch die außergewöhnliche Wetterlage auf Sizilien, begründete Regionalpräsident Nello Musumeci die Entscheidung am Samstag.

Auf Sardinien meldete die Feuerwehr in der Provinz Oristano am Samstagvormittag einen Brand in einer Unterkunft für Touristen. Die Einsatzkräfte verhinderten nach eigenen Angaben, dass die Flammen auf die umliegende Vegetation übergriffen. Verletzte gab es demnach nicht. In Oristano an der Westküste der Ferieninsel wüteten unlängst zahlreiche Waldbrände und richteten enorme Schäden an.

In Limni wurden Menschen mit der Fähre aus der Gefahrenzone gebracht.
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In Italiens Süden herrschen derzeit Hitze und Trockenheit, die den Feuern immer wieder Vortrieb geben. Hinter vielen Bränden dürfte Brandstiftung stecken. Die Temperaturen liegen teils über 40 Grad Celsius. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti sprach vom heißesten Sommer des Jahrzehnts. Sizilien, Kalabrien und Apulien waren zuletzt am stärksten von den Feuern betroffen. Die Feuerwehr meldete zwei Tote aus San Lorenzo an der italienischen Stiefelspitze, die Menschen kamen in den Flammen ums Leben.

Für die nächsten Tage sagen Meteorologen wieder große Hitze für den Süden voraus. Die Temperaturen könnten von Sonntag an die 40 Grad erreichen und dann bis zu 45 Grad steigen, teilte der Wetterdienst meteo.it mit. Für den Norden sind ab dem Wochenende dafür erneute Unwetter vorhergesagt. Zu Überschwemmungen kam es schon zuletzt unter anderem am Comer See oder in Südtirol. Dort stabilisierte sich die Lage am Freitag allerdings. Ab Samstag sollen jedoch neue Gewitter in den Alpenregionen kommen.

Ausnahmezustand in Russland

Die Waldbrandsituation wird auch in Russland immer dramatischer. Im flächenmäßig größten Land der Erde meldeten die Behörden am Samstag mehr als 250 Brände mit einer Gesamtfläche von mehr als drei Millionen Hektar. Löscharbeiten liefen bei 180 Feuern mit einer Fläche von rund 1,3 Millionen Hektar, so die für den Forstschutz zuständige Behörde Avialesoochrana. Die anderen Brände in schlecht zugänglichen Regionen würden nicht gelöscht, da keine Gefahr für Menschen bestehe.

Vor allem betroffen war die sibirische Region Jakutien im Nordosten Russlands. Dort galt wie in insgesamt acht Regionen der Ausnahmezustand. In Jakutien breite sich das Feuer in Richtung der Siedlung Sangar mit ihren Öllagern aus, teilte der Zivilschutz laut Agentur Interfax mit.

Vorsichtige Entwarnung am Balkan

Feuerwehren und Sicherheitskräfte in Albanien, im Kosovo und in Nordmazedonien haben die Waldbrände weitgehend unter Kontrolle gebracht. In Albanien löschten die Brandbekämpfer allein am Freitag 15 Feuer, teilte das Verteidigungsministerium in Tirana in der Nacht von Freitag auf Samstag mit. Zehn Brandherde seien noch aktiv, seien aber keine Bedrohung für nahe gelegene Dörfer oder Nationalparks, hieß es in der Mitteilung.

Auch im Kosovo gelang es den Sicherheitskräften, nahezu alle Brände zu löschen, erklärte Verteidigungsminister Armend Mehaj laut Portal "zeri.info". In Nordmazedonien waren in den letzten 24 Stunden noch 616 Polizeikräfte im Einsatz, berichteten Medien am Samstag. Ein Brand, der das Dorf Budinarci im Osten des Landes bedroht hatte, stelle keine Gefahr mehr da, teilte der Katastrophenschutz mit. (red, APA, 7.8.2021)