Das antike Olympia ist in Gefahr, die Flammen nähern sich auch dem ehemaligen Sommerpalast der königlichen Familie außerhalb von Athen. Aber auch der Nationalpark ist bedroht, das Feuer fraß sich durch die ohnehin raren Wälder hinauf zum Berg Parnitha und zum größten Wasserreservoir der Hauptstadt, dem See Marathon. Ein freiwilliger Helfer wurde von einem fallenden Masten getötet, 20 Menschen mussten medizinisch versorgt werden.

Schäden am Gelände des ehemaligen Königspalastes nahe Athen.
Foto: Imago / ZUMA

1153 Personen mussten von der Insel Euböa evakuiert werden, die relativ stark bewaldet ist. Ältere Menschen wurden auf Sesseln auf die rettende Fähre getragen. Dutzende Dörfer wurden evakuiert. Tweets zeigen geradezu apokalyptische Bilder von Menschen, die von der Fähre aus ihre brennenden Häuser, Gärten und Wälder in Limni auf Euböa sehen.

Auch auf der Peloponnes, wo die Autobahnen gesperrt wurden, breiteten sich insbesondere in der südlichen Region Mani die Flammen aus. Die Behörden gehen gegen mögliche Brandstifter vor. Drei Personen wurden am Freitag festgenommen. Sie sollen die Brände absichtlich gelegt haben.

Große Schlacht

Der stellvertretende Minister für Katastrophenschutz und Krisenmanagement, Nikos Hardalias, meinte am Samstag: "Wir kämpfen eine sehr große Schlacht, alle Kräfte haben die ganze Nacht hart gearbeitet, damit wir in den nächsten Stunden die Fronten in Attika abgrenzen können." Es war von leichter Entspannung die Rede. Zugleich wurden die Menschen wegen der schlechten Luft immer wieder aufgefordert, nicht ins Freie zu gehen und die Fenster zu schließen. In Athen regnete es sporadisch auch Asche.

Die Brandgefahr sei aber noch sehr hoch. "Wir versichern Ihnen, dass alle unsere Streitkräfte, sowohl am Boden als auch in der Luft, in voller Alarmbereitschaft sind", betonte er. Abschließend bedankte er sich noch einmal bei allen Offizieren des Zivilschutzes, "die in dieser äußerst schwierigen Schlacht Tag und Nacht an vorderster Front ihr Bestes geben".

Allein im Raum Nordattika waren am Samstag 856 Feuerwehrleute, drei Flugzeuge und sechs Helikopter, darunter auch die Heeresluftwaffe im Einsast. Die Küstenwache, die Polizei und die Feuerwehr haben zahlreiche Rettungsaktionen durchgeführt.

Unmöglich alle Ziele zu erreichen

"Unsere Priorität ist immer der Schutz von Menschenleben, gefolgt vom Schutz von Eigentum, der Umwelt und kritischer Infrastruktur", sagte Premierminister Kyriakos Mitsotakis angesichts der Brandkatastrophe in Griechenland. "Unter diesen Umständen ist es aber leider unmöglich, all diese Ziele gleichzeitig zu erreichen." Mitsotakis sprach von einem "Albtraum-Sommer", obwohl der Tourismus endlich wieder einigermaßen gut läut. Doch dem Euruopäischen Waldbrand-Informationssystem sind dieses Jahr mehr bewaldete Regionen in Griechenland verbrannt als in den vergangenen zwölf Jahren, insbesondere auf Euböa.

Rettung von Menschen aus Limni, ihr Hab und Gut blieb zurück.
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Die Regierung hat mittlerweile um EU-Soforthilfe gebeten, Feuerwehreinsatzkräfte aus Frankfreich, der Ukraine, Zypern, Kroatien, Schweden und Israel sind eingetroffen.

Hitze und Wind

Eine der Ursachen der Katastrophe ist die stärkste Hitzewelle seit 30 Jahren in Griechenland mit Temperaturen um 45 Grad und der Wind, der am Freitag die Brände weitertrieb. Gefährdete Bürger werden mit Push-Meldungen auf ihren Mobiltelefonen dazu aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Feuerwehrkräfte gehen von Haus zu Haus, um die Menschen zu evakuieren. Besonders schwierig ist die Lage, weil Windstöße die Flammen immer wieder in eine andere Richtung treiben.

Brände auf Euböa.
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Die Regierung kündigte an, die betroffenen Bürger sechs Monate lange von Steuerzahlungen befreien und Hilfslieferungen zu versenden. Haushalte werden mit 600 Euro unterstützt. Unternehmen, die in den betroffenen Gebieten angesiedelt sind, müssen keine Versicherungszahlungen leisten. Bereits nach den verheerenden Bränden 2018 war Mitsotakis, der 2019 an die Macht kam, damit angetreten, eine Neuorganisastion der Zivilschutzbehörden in Angriff zu nehmen.

Schlimme Brände wüteten am Wochenende auch in viele anderen Orten Europas weiter. Der Weltklimarat wird laut einem Vorabbericht am Montag davor warnen, dass besonders der Mittelmeerraum zum Zentrum der Erderhitzung wären könnte. (Adelheid Wölfl. 7.8.2021)