Foto: EPA, TATYANA ZENKOVICH

Absichtliches Verlieren, Korruptionsvorwürfe und Dopingskandale: Die Olympischen Sommerspiele sammelten über die Jahrzehnte zahlreiche Skandale, die abseits der großen sportlichen Leistungen für Schlagzeilen sorgten. Auch in diesem Jahr kam es zu einigen hässlichen Vorfällen, die oftmals durch Postings in den sozialen Netzwerken eine Eigendynamik entwickelten.

Humanitäres Visum

Für die meisten Schlagzeilen sorgte die Affäre rund um die Belarussin und Leichtathletin Kristina Timanowskaja. Auslöser war offenbar ein mittlerweile gelöschtes Video, das die Sportlerin auf Instagram gepostet hatte. Darin kritisierte sie den belarussischen Leichtathletikverband. Timanowskaja gab an, sie sei gezwungen worden, am 4-x-400-Rennen teilzunehmen, weil der Verband nicht eine ausreichende Anzahl von Dopingkontrollen für die Athletinnen gewährleistet habe, die für die Staffel vorgesehen waren.Daraufhin wollte Belarus die junge Frau offenbar gewaltsam zur Rückkehr in ihr Land zwingen, doch Polen stellte der Sportlerin ein humanitäres Visum aus und über den Umweg Österreich reiste Timanowskaja auf dem schnellsten Weg ins Exil.

Timanowskaja ist kein Einzelfall in Weißrussland, was Drohungen gegen Sportler betrifft. Medienberichten zufolge sind mehr als 100 Athletinnen und Athleten vom Leistungssport in Belarus ausgeschlossen worden, seit sie einen offenen Brief unterschrieben haben, der ein Ende der Polizeigewalt gegen regierungskritische Demonstranten fordert.

Der "Corona-Sager"

Die zwei deutschen Eurosport-Moderatoren Siegfried Heinrich und Markus Röhrig kamen bei einer Live-Übertragung ins Plaudern und streiften mit gewagten Thesen auch das Thema Corona.

Heinrich: "Es gibt ja in der ganzen Welt nur eine Krankheit, und das ist Corona. Alles andere ist ausgestorben, gibt’s nicht mehr. Aids gibt es nicht mehr. Grippe gibt es nicht mehr. Krebs in jeder Beziehung gibt es nicht mehr. Es gibt nur noch Corona."

Röhrig: "Aber circa 130 Millionen Hungertote soll es weltweit durch die Corona-Maßnahmen geben."

Heinrich: "So ist es!".

Röhrig: "Keine gute Bilanz…".

Das Video wurde online schnell von Eurosport entfernt und ein Sprecher entschuldigte sich und betonte, dass man sich von den Aussagen der Moderatoren distanziert.

Rassismus

"Hol die Kameltreiber, hol die Kameltreiber. Komm." Patrick Moster, Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), fühlte sich offenbar unbeobachtet, als er Nikias Arndt mit lauten Rufen anfeuerte. Vor Arndt lagen zu dem Zeitpunkt Azzedine Lagab aus Algerien und Amanuel Ghebreigzabhier aus Eritrea. Erst nach scharfen Kommentaren online und einer offenen Kritik des IOC, zog der Deutsche Olympische Sportbund Patrick Moster aus Japan ab.

Eine Entschuldigung gegenüber den Sportlern blieb sowohl Moster als auch der Sportbund bis heute schuldig. Auch personelle Konsequenzen wurden aus dem Vorfall nicht gezogen, wie der "Kicker" später berichtete.

Schläge für Pferd

Unter Tränen drosch die Moderne Fünfkämpferin Annika Schleu bei Olympia auf ihr Pferd ein, weil sie ihre sicher geglaubte Goldmedaille verlor. Für Entsetzen sorgten die Rufe ihrer Trainerin Kim Raisner. "Hau richtig drauf, hau!" Die deutsche Trainerin wurde daraufhin vom Weltverband der Modernen Fünfkämpfer (UIPM) für den weiteren Verlauf der Olympia-Konkurrenz ausgeschlossen, sie erhielt die Schwarze Karte.

Daraufhin stand der ganze Sport in der Kritik. Das Pferd sei kein Sportgerät, sagte etwa Dennis Peiler von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Kim Raisner setzte sich nach den Vorwürfen gegen sie zur Wehr. "Ja, im Nachhinein kann man vielleicht sagen, das war zu harsch", sagte sie kurz nach den Geschehnissen. Die Kritik an ihrem Verhalten sei aber insgesamt "zu hart" gewesen.

Eine Watschn

Irritierend für viele war auch die ungewöhnliche Motivationshilfe des Judo-Bundestrainers Claudiu Pusa, der seinen Schützling Martyna Trajdos vor dem Kampf schüttelt und ihr dann auch noch zwei Watschn verpasst. Während der Judo-Weltverband IJF die Aktion rügte, nahm die Sportlerin kurz darauf ihren Trainer in Schutz. "Das ist etwas, worum ich meinen Trainer bitte. Macht ihm keine Vorwürfe" Ich brauche das vor meinen Kämpfen, um wach zu sein," schrieb Trajdos auf Instagram.

(aam, 8.8.2021)