Seit der Entdeckung von drei Exoplaneten um den 35 Lichtjahre entfernten Stern L 98-59 blicken Astronomen mit großem Interesse auf dieses System: Die Planeten scheinen denen des inneren Sonnensystems ähnlich zu sein. Jetzt haben Forscher dort einen vierten Exoplaneten entdeckt und auch Hinweise auf einen fünften gefunden, der sich in der habitablen Zone seines Sterns befinden könnte. "Der Planet in der bewohnbaren Zone könnte eine Atmosphäre haben, die Leben schützen und ermöglichen könnte", sagt Maria Rosa Zapatero Osorio vom Zentrum für Astrobiologie in Madrid, eine der Autorinnen der Studie im Fachblatt "Astronomy & Astrophysics".

So könnte L 98-59b aussehen, einer der Planeten des Systems L 98-59. Dort existieren vier bestätigte Gesteinsplaneten und eine potenzielle fünfte Welt.
Illustration: ESO/M. Kornmesser

Aussichtsreiche Teleskope

Das sei ein wichtiger Schritt für die Suche nach Leben auf erdgroßen Planeten außerhalb des Sonnensystems. Das Planetensystem von L 98-59 wäre ein attraktives Ziel für künftige Beobachtungen mit leistungsstarken Teleskopen der nächsten Generation. So soll das Sternsystem mit dem James-Webb-Weltraumteleskop (JWST) weiter erforscht werden, das Ende des Jahres nach mehrfachen Verzögerungen endlich ins All starten soll. In der chilenischen Atacama-Wüste wird indes am Extremely Large Telescope der Europäischen Südsternwarte gebaut, das 2027 mit den Beobachtungen beginnen soll und ebenfalls für die Untersuchung dieser Planeten bestens geeignet wäre.

Systemvergleich: Oben die Planeten von L 98-59, unten die drei inneren Planeten des Sonnensystems.
Illustration: ESO/L. Calçada/M. Kornmesser

Wasserwelt und Leichtgewicht

Schon jetzt konnten die Wissenschafter einiges über die Welten um L 98-59 herausfinden. Mithilfe des Very Large Telescope der Eso entdeckten sie Hinweise darauf, dass drei der Planeten möglicherweise Wasser in ihrem Inneren oder in ihrer Atmosphäre enthalten. Einer davon dürfte sogar zu einem Drittel aus Wasser bestehen und damit eine Ozeanwelt sein. Ein anderer Exoplanet habe wiederum nur die halbe Masse der Venus und sei damit der "leichteste" Exoplanet, der jemals mit der Radialgeschwindigkeitstechnik gemessen wurde. Mit dieser Methode werden vereinfacht gesagt Informationen über Exoplaneten aus dem minimalen "Wackeln" des Zentralsterns gewonnen, das durch den Schwerkrafteinfluss des Planeten zustande kommt.

"Dieses System ist ein Vorbote dessen, was noch kommen wird", sagte Olivier Demangeon von der Universität Porto. "Die Menschheit ist seit der Geburt der Astronomie auf der Jagd nach terrestrischen Planeten. Jetzt kommen wir endlich der Entdeckung eines solchen Planeten, der sich in der bewohnbaren Zone seines Sterns befindet und dessen Atmosphäre wir untersuchen können, immer näher." (red, 10.8.2021)