Die Abkehr vom Erdöl als Kraftstoff ist nur ein Teil der Bemühungen um weniger Kohlendioxid-Ausstoß. Sämtliche Kunststoffe haben nämlich ebenfalls Erdöl als Ursprung und setzen bei der Verbrennung CO2 frei.

Kunststoffe sind ja Fluch und Segen zugleich. Einerseits verschleißen sie relativ schnell und werden in der Regel viel früher unbrauchbar für technische Zwecke als Metalle, gleichzeitig sind sie als Müll für die Umwelt unmittelbar schädlich, während etwa Stahl und Aluminium gemütlich vor sich hin rosten und kaum Schaden in der Natur anrichten, außer kleine Teile werden von Jungtieren verschluckt.

Gesamtbilanzen

Kunststoffe zerfallen in Mikroplastik und bleiben selbst in kleinsten Portionen unverdaulich, wenn sie nicht vorher verbrannt werden, was man dann elegant thermisches Recycling nennt. Das heißt, auch der Umgang mit Kunststoffen muss ein völlig anderer werden. Genauso wie es nicht genügt, Verbrennerautos durch Elektroautos zu ersetzen, genügt es auch nicht, einfach Polyesterfasern durch Naturfasern zu substituieren.

Die Problematik ist auch hier sehr komplex: Auch hier sind Gesamtbilanzen Voraussetzung für tatsächliche Nachhaltigkeit. Es ist zum Beispiel ein gravierender Unterschied, ob eigens Pflanzen angebaut werden müssen, um Naturfasern für die Autoindustrie zu bekommen, oder ob sie als Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion verfügbar sind, ohne zusätzliche Anbauflächen erforderlich zu machen. Denn ganz schnell wird aus einem scheinbar nachhaltigen natürlichen Werkstoff ein Regenwaldproblem. (Rudolf Skarics, 13.8.2021)