Ein Bild des Künstlers Stinkfish: "Llano Grande Girl 2".

Ernst Hilger

Das diesjährige Streetart-Festival Calle Libre ist seit letzter Woche schon wieder Geschichte. Von 2. bis 7. August wurde unter dem Titel "Re:present"den Künsten von und mit der Straße, der Street- und der Urban Art, gehuldigt: Es gab Live-Painting-Performances im ganzen Wiener Stadtgebiet sowie allerlei Diskurs und Workshops zu den inhaltlichen Aspekten dieser "Kunst von unten". Häufige Themen der Streetart, der lange Zeit die beweihräucherten Tempel der Hochkultur verschlossen blieben, sind denn auch soziale Bewegungen und der Kampf strukturell Diskriminierter um ihre Rechte.

Heute bemühen sich Museen natürlich, der Streetart und ihren Anliegen Raum zu geben. Und so setzt sich das Calle Libre doch noch eine ganze Weile lang fort: In Form der Ausstellung Re:present Unlearning Racism zeigt das Weltmuseum Wien bis 31. Jänner 2022 Arbeiten von zwölf Künstlerinnen und Künstlern aus drei Kontinenten, die sich mit Fragen von Rassismus und Identität auseinandersetzen.

Teils wurden die Bilder direkt auf die Ausstellungswände gemalt. Mit dem Charme der Straße soll im imperialen Museumsbau, dessen Kolonialgeschichte heute kritisch befragt wird, bewusst ein Kontrapunkt gesetzt werden. Einige Wandbilder stellen Aspekte der Geschichte von Schwarzen in Österreich dar, beginnend beim berühmt gewordenen Hofsklaven Angelo Soliman aus dem 18. Jahrhundert über die Kinder afroamerikanischer G.-I.-Soldaten nach 1945 bis hin zum bei einer Abschiebung von Polzisten getöteten Marcus Omofuma.

Es geht um Repräsentation, Sichtbarmachung und Selbstermächtigung: So wird etwa auch die in Wien entstandene Bewegung und Modelinie Kids Of The Diaspora vorgestellt. Workshopartiges gibt es auch: Auf einer Wand werden Fragen gestellt, zu denen Besucher ihre Antworten hinterlassen können: "Wie sähe eine Welt ohne Rassismus aus?" oder "Was mache ich gegen (meine eigenen) Rassismen?". "Educate myself and listen", lautet eine Antwort. (stew, 10.8.2021)