Seit dem Abzug der internationalen Truppen gerieten die afghanischen Soldaten unter stärkeren Druck der Taliban.

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Die Nato bewertet den gewaltsamen Vormarsch der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan als besorgniserregend. Das hohe Maß an Gewalt der militant-islamistischen Taliban bei ihrer Offensive, darunter Angriffe auf Zivilisten und Berichte über Menschenrechtsverletzungen, sehe man mit "tiefer Sorge", teilte ein Nato-Offizieller der Deutschen Presse-Agentur mit.

Die Taliban müssten verstehen, dass die internationale Gemeinschaft sie nie anerkennen werde, wenn sie den politischen Prozess verweigerten und das Land mit Gewalt erobern wollten. "Sie müssen ihre Angriffe beenden und redlich an Friedensgesprächen teilnehmen."

Konstruktive Lösung gesucht

Der Konflikt lasse sich nicht militärisch lösen, hieß es weiter. Ein Friedensprozess unter afghanischer Führung müsse eine Waffenruhe und eine politische Lösung vorantreiben. Diese müsse insbesondere die Menschenrechte von Frauen, Kindern und Minderheiten wahren sowie sicherstellen, dass Afghanistan "nie wieder zum sicheren Hafen für Terroristen" würde. Die Nato rufe alle regionalen Akteure" dazu auf, konstruktiv dazu beizutragen, da alle von einem sicheren und stabilen Afghanistan profitieren würden.

Zuletzt verzeichneten die Taliban massive Gebietsgewinne in Afghanistan und erobern derzeit eine Provinzhauptstadt nach der nächsten.

US-Gespräche angekündigt

Auch die USA dringen in Afghanistan auf eine politische Lösung. Der US-Sondergesandte Zalmay Khalilzad sei nach Katar abgereist, um "die Taliban zur Beendigung ihrer Militäroffensive und zu Verhandlungen über eine politische Lösung zu bewegen", erklärte das US-Außenministerium am Montag.

In den für drei Tage angesetzten Gespräche wollen die USA mit Vertreter von Ländern in der Region sowie mit multilateralen Organisationen auf eine Verringerung der Gewalt und einen Waffenstillstand hinarbeiten und sich dazu verpflichten, keine mit Gewalt durchgesetzte Regierung anzuerkennen, hieß es. Khalilzad handelte maßgeblich die Modalitäten des Abzugs der US-Truppen mit den Taliban aus.

Seit dem Beginn des Abzugs der internationalen Truppen aus Afghanistan bringen die Taliban immer mehr Gebiete unter ihre Kontrolle und gehen mit Gewalt gegen ihre Kritiker und Gegner vor. Zuletzt verzeichneten die Radikalislamisten massive Gebietsgewinne und erobern derzeit eine Provinzhauptstadt Afghanistans nach der nächsten. Die Taliban hatten von 1996 bis zur US-geführten Intervention 2001 weite Teile Afghanistans unter ihrer Kontrolle. (APA, Reuters, red, 10.8.2021)