Im Ort Kamatriades im Norden der Insel Euböa kämpft die Feuerwehr gegen die Flammen.

Foto: imago/Vasilis Rebapis

Bei Waldbränden in Algerien sind mindestens 42 Menschen ums Leben gekommen. Allein 25 Soldaten seien bei Rettungseinsätzen gestorben, teilte Präsident Abdelmadjid Tebboune am Dienstagabend auf Twitter mit. In der von Bränden besonders betroffenen Region Tizi Ouzo starben zudem 17 Zivilisten. Innenminister Kamel Beldjoud machte bei einem Besuch vor Ort Brandstifter für die Feuer verantwortlich. Vier Verdächtige wurden festgenommen.

Im Norden des Landes brachen nach Regierungsangaben mehr als 70 Feuer aus. Die meisten wüteten in der Kabylei, einer stark bewaldeten und dichtbesiedelten Bergregion östlich der Hauptstadt Algier. Laut Innenminister Beldjoud sind die Feuer "krimineller Natur". Es sei "unmöglich, dass 50 Feuer gleichzeitig ausbrechen".

Den Soldaten sei aber es gelungen, mehr als 100 Menschen aus den lodernden Flammen in Tizi Ouzo sowie in der Region Bejaia östlich der Hauptstadt Algier zu befreien, schrieb Präsident Tebboune.

DER STANDARD

90.000 Hektar in Griechenland verbrannt

In Griechenland gibt es mittlerweile erste Untersuchungen zum Ausmaß der Schäden. Das geologische Institut der Universität Athen geht aktuell von 90.000 Hektar verbrannter Fläche im Land aus. In der Türkei hat sich die Lage nach zwei Wochen entspannt. In der südwesttürkischen Provinz Mugla war am Dienstag nach offiziellen Angaben noch ein Brand nicht unter Kontrolle. Dort erschwerten Hitze und starke Winde weiter die Löscharbeiten.

Seit Ende Juli waren in der Türkei mehr als 200 Brände ausgebrochen, etwa die Hälfte der 81 Provinzen waren betroffen. Besonders große Schäden hat das Feuer in den Küstenprovinzen Antalya und Mugla angerichtet. Schätzungen zufolge wurden insgesamt etwa 150.000 Hektar Land zerstört – eine Fläche fast dreimal so groß wie der Bodensee.

Überschwemmungen und Schlammlawinen als Folge der Brände

In Griechenland sind die Schäden enorm. "Die Daten ändern sich ständig, weil die Ereignisse noch im Gange sind", sagte Niki Evelpidou, Professorin für Geologie und Geo-Umwelt an der Athener Universität, der Zeitung "Kathimerini". Vor einigen Tagen loderten die Brände noch in der Nähe der griechischen Hauptstadt.

Selbst wenn die Brände gelöscht seien, sei damit die Gefahr noch nicht gebannt. Oft folgten "Überschwemmungen, Schlammlawinen und Erdrutsche, die bei starken Regenfällen katastrophal sein können, was in den letzten Jahren sehr häufig vorkam". Zukünftig will die Regierung angesichts der extremen Wetterereignisse den Zivilschutz neu organisieren.

Bereits 10.000 Hektar sollen in der Region des antiken Olympia auf der Halbinsel Peloponnes verbrannt sein. Die größte Fläche ist den Athener Wissenschaftern zufolge aber auf der Insel Euböa verbrannt, wo die Feuer noch nicht einmal gelöscht sind. Rund 51.000 Hektar Wald liegen dort bereits in Asche. Die Waldbrände lodern weiter unkontrolliert, wenngleich es in der Nacht auf Dienstag Feuerwehr, Anrainern und Freiwilligen erneut gelungen ist, mehrere Orte vor den Flammen zu schützen.

Auch auf der Peloponnes ist die Feuerwehr im Dauereinsatz.
Foto: imago/Antonis Nikolopoulos

Brände auf Euböa langsam unter Kontrolle

Allmählich besteht Hoffnung auf eine Verbesserung der Situation auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Zum einen ist so viel verbrannt, dass das Feuer stellenweise von allein erlischt, weil die Flammen keine Nahrung mehr finden. Zum anderen sind die meisten anderen Brände im Land mittlerweile unter Kontrolle, und die Einsatzkräfte können sich auf Euböa konzentrieren. Als weiterer positiver Faktor gilt, dass es am Dienstag in der Region keinen starken Wind gab, der die Flammen zusätzlich hätte anheizen können.

Am Dienstagnachmittag will die Regierung die ersten Maßnahmen zum Wiederaufbau verbrannter Häuser und zur Hilfe für betroffene Bürger bekanntgeben.

Unterstützung auch aus Österreich

Unterdessen kommt Unterstützung aus dem Ausland. Der Salzburger Verein Griechenlandhilfe schickt am Donnerstag einen Hilfstransport für lokale Feuerwehren los. Vier Busse werden Einsatzkräfte in Pyrgos, Kalamata und Athen mit dringend benötigter Ausrüstung versorgen. "Das sind vor allem Stiefel, Helme, Jacken, Hosen und Handschuhe – alles, was Feuerwehrleute so brauchen", sagte Erwin Schrümpf, der Gründer und Obmann der Griechenlandhilfe.

Die Ausrüstung sei von zahlreichen Feuerwehren und anderen Organisationen zur Verfügung gestellt worden. So habe der Samariterbund in der Schweiz Material im Wert von fast 300.000 Euro gespendet. "Der ganz große Bedarf an Hilfe wird allerdings erst kommen, wenn die Feuer gelöscht sind", erklärt Schrümpf. Dann gelte es, obdachlos gewordene Familien zu versorgen, ihnen vorübergehend ein Dach über dem Kopf zu geben und Kinder mit Schulsachen auszustatten.

In den nächsten Tagen bis zu 48 Grad in Teilen Süditaliens

Die Zahl der italienischen Städte, in denen wegen möglicher Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit der Bevölkerung Alarmstufe Rot ausgerufen worden war, soll von vier am Dienstag auf zehn am Donnerstag steigen. Betroffen seien unter anderem Triest, Bologna, Rom, Bari und Palermo, teilte die Regierung in Rom mit. Für die nächsten Tage werden in Teilen Süditaliens Temperaturen von bis zu 48 Grad vorhergesagt, da sich das afrikanische, subtropische Hochdruckgebiet "Luzifer" in der voraussichtlich heißesten Woche des Jahres verschärfen wird. In den Notaufnahmen der römischen Krankenhäuser wurden Senioren behandelt, die an akutem Flüssigkeitsmangel litten.

Im Kampf gegen die Waldbrände in Italiens Süden ruft der Nationalpark Aspromonte, der unter den Global Geoparks der Unesco gelistet ist, weiter um Hilfe. Leider habe trotz der Appelle nur ein Löschflugzeug die Löscharbeiten in dem Naturschutzgebiet an der italienischen Stiefelspitze unterstützt, erklärte Parkpräsident Leo Autelitano.

Sardinien kämpfte bereits Ende Juli mit Waldbränden, hunderte Sarden mussten damals ihre Häuser verlassen.
Foto: imago/Mauro Ujetto

Auch auf Sizilien und Sardinien sagte die dortige Zivilschutzbehörde für Dienstag ein erhöhtes Brandrisiko für große Teile der Inseln voraus.

Schwere Waldbrände auch im Osten Russlands

Aber nicht nur das Mittelmeer ist betroffen: In Russland hat sich Staatschef Wladimir Putin in die Waldbrandkatastrophe eingeschaltet. Er wies am Dienstag an, dass mehr Einsatzkräfte in die betroffenen Regionen geschickt werden, wie der Kreml in Moskau mitteilte. Das Zivilschutzministerium müsse zudem mehr Löschflugzeuge einsetzen. Die Gouverneure sollten auch Vorschläge ausarbeiten, um den Betroffenen besser zu helfen.

Mehr Löschflugzeuge wie dieses sollen bald in Russland eingesetzt werden.
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Die meisten Brände wüten derzeit im Osten des Landes in der Region Jakutien und am Baikalsee. Städte und Dörfer versinken seit Wochen im Rauch. Der Qualm habe bereits den etwa 3.000 Kilometer entfernten Ural erreicht und sei dort in die Städte Jekaterinburg und Tscheljabinsk gezogen, berichteten lokale Medien. Die Forstschutzbehörde sprach von landesweit etwa 270 Waldbränden, die auf einer Gesamtfläche von 3,4 Millionen Hektar wüten. Das entspricht rund einer Fläche der Bundesländer Nieder-, Oberösterreich und Vorarlberg zusammen. (red, APA, 11.8.2021)