Ungarn baut wie wild an der Autobahn. An der Grenze soll Schluss sein.

Foto: Wolfgang Weisgram

Die A3 ist ein merkwürdiger Verkehrsweg. In den 1970er-Jahren wurde sie nach dem damals amtierenden Landeshauptmann als "Kery-Autobahn" verspottet. In Eisenstadt wurde zu bauen begonnen. Und so stand sie ein wenig verloren und selbstbezüglich in der Landschaft.

Ihr Wiener Ursprung war so umstritten, dass er dann nach Guntramsdorf auf die A2 verschoben wurde. Der ursprüngliche Anfang der Südostautobahn – die berühmte "gesperrte Ausfahrt Simmering" – wird dieser Tage abgerissen.

Und ihrem Ende – den zehn Kilometern vom Knoten Eisenstadt bis zur ungarischen Grenze bei Sopron/Ödenburg – hat die grüne Umwelt- und Infrastrukturministerin Leonore Gewessler am Montag ein Ende bereitet. Das bleibt nun ungebaut. Und so ist die A3, was sie gewesen ist: die ein wenig verlorene "Kery-Autobahn".

Die Anrainergemeinden im nördlichen Burgenland – Klimpuh/Klingenbach, Cindrof/Siegendorf, Cogrštof/Zagersdorf, Vulkaprodrštof/Wulkaprodersdorf – vor allem finden das mit Richard Frank, dem SP-Bürgermeister von Klingenbach, "sehr super".

Gesetzesänderung

Seit 2004 hat eine Bürgerinitiative gegen den Lückenschluss mit der 2024 bis an die Grenze führenden M85 gekämpft. Erfolgreich, wie es scheint. Noch aber fehle, sagt Rainer Porics, der SP-Ortschef von Siegendorf, das Schlussstück. "Wir warten jetzt darauf, dass dieses Baulos aus dem Bundesstraßengesetz genommen wird." Dort steht es, gewissermaßen als Auftrag an die Ministerin, noch drinnen. Ein einschlägiges "Memorandum of Understanding" mit Ungarn gibt es auch.

Beides fußt auf einem Wunsch – einer Entschließung – des burgenländischen Landtags. Im Vorjahr hat sich dieser Landtag gegen die Stimmen der FPÖ das Teilstück wieder herausgewünscht. "Wir erwarten uns", sagt Fritz Zarits, der VP-Bürgermeister von Wulkaprodersdorf, "dass das nun auch geschieht." Nur dann könne man ruhig schlafen.

Oder auch nicht. Denn im mittleren Burgenland ist der Ärger über die Entscheidung Gewesslers sehr groß. Zarits’ Parteikollege Johannes Igler, der Bürgermeister von Neckenmarkt, schäumt geradezu. "Wir werden sicher eine Initiative starten. Und wenn ich mich ganz alleine vorne hinstelle!"

Neckenmarkt – aber auch Deutschkreutz, Horitschon, Lackendorf – würden jetzt schon unter dem Umgehungsverkehr leiden. Viele Pendler würden sich den Stopp-and-go-Verkehr im Klingenbacher Grenzstau, der sich durch ganz Sopron ziehe, nicht antun und übers Mittelburgenland auf die S31 ausweichen – zum Teil in Kopháza über Deutschkreutz und die B62. "Wer aber die nächste Abfahrt Harka nimmt, fährt über den kleinen Grenzübergang mitten durch Neckenmarkt. Nirgends im Norden geht der Verkehr durch die Dörfer."

Die Quelle des burgenländischen Verkehrsübels, die von Győr kommende Schnellstraße M85, hält gerade bei der Abfahrt Fertörákos. Jetzt wird ab dort ein Tunnel durch den Bécsidomb, den Wienerberg, gegraben. 2024 soll alles bis zur Grenze fertig sein.

Arbeitskreis

Bis dahin will man im Burgenland wissen, wie es weitergeht. Die Ministerin stellt jedenfalls schon "Lösungen im regionalen Bereich" in Aussicht. Steigerung des "Öffi-Angebots und gezielte Ausbauten im niederrangigen Straßennetz". So ungefähr klingt auch Heinrich Dorner, SP-Baulandesrat, der übrigens komplizierenderweise aus Lackenbach kommt, einer Nachbargemeinde von Neckenmarkt. Was genau geschehen soll, lasse sich nicht sagen. Darum haben sich Gewessler und Dorner darauf geeinigt, einmal einen Arbeitskreis zu gründen.

Die dortigen Positionen werden im Burgenland jedenfalls schon eingenommen. Aus dem Büro des Baulandesrats heißt es unmissverständlich, dass das Geld, das sich die Asfinag spart, im Burgenland verbleiben müsse, um hier "gute Alternativen und anderes" zu ermöglichen.

Der Großraum Sopron hat seine Besonderheit. Hier pendelt nämlich, und das ist weltweit einzigartig, die Stadt aufs Land. Umgekehrt täte man sich mit Öffis leichter. Aber wie kommt die eh schon so händeringend gesuchte Gastronomiefachkraft ohne Auto ins österreichische Gasthaus? Und mitten in der Nacht wieder nach Hause? (Wolfgang Weisgram, 11.8.2021)