US-Sonderbeauftragter Zalmay Khalilzad soll den Taliban gut zureden.

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Zalmay Khalilzad soll also einmal mehr in der katarischen Hauptstadt Doha versuchen, die afghanischen Taliban zu etwas zu überreden, das sie nicht wollen. Im September 2018 hatte ihn US-Präsident Donald Trump zu seinem "Sonderbeauftragten für die afghanische Versöhnung" ernannt. Das Resultat war im Februar 2020 der Vertrag, in dem einerseits der Truppenabzug der USA und andererseits die Beteiligung der Taliban an der Macht in Kabul vereinbart wurde.

Die Taliban erledigen das jetzt auf ihre Weise und erobern einen Landesteil nach dem anderen. Khalilzad soll ihnen nahebringen, dass das nicht gut für die afghanische Zukunft ist.

Dass US-Präsident Joe Biden "Zal", wie er allgemein genannt wird, auf dem Posten beließ, obwohl er der republikanischen und sogar der neokonservativen Sphäre zugerechnet wurde, sagt viel über das Gewicht des mittlerweile 70-jährigen Exilafghanen aus Mazar-e Sharif. Er kennt die Taliban, solange es sie gibt: In den 1990er-Jahren, als sie zum ersten Mal Afghanistan eroberten, war er Berater der Ölfirma Unocal und glaubte wie einige andere auch, dass sie nach den Bürgerkriegswirren stabilisierend wirken könnten – und sich ihr puritanischer paschtunisch-tribaler Islam nicht gegen die USA richten werde. Wenige Jahre später griff Al-Kaida von Afghanistan aus die USA an.

Aus der afghanischen Upperclass

Khalilzad stammt aus der damals weltläufigen afghanischen Upperclass. Nach dem Elitegymnasium in Kabul studierte er in den USA und danach an der American University Beirut, wo er seine österreichische Frau, die Soziologin Cheryl Benard, kennenlernte; sie haben zwei Kinder. Sein Doktorat – Thema Iran – machte er in Chicago.

Seine Arbeit für US-Thinktanks stellte die Geleise in die Politikberatung: In den 1980ern war er in die Organisation der US-Unterstützung für die islamischen Mujahedin im sowjetisch besetzten Afghanistan involviert. 1990 holte ihn George H. W. Bush senior ins Verteidigungsministerium. Während der demokratischen Präsidentschaft von Bill Clinton war er einflussreicher Thinktanker und Vorbereiter der Politik von George W. Bush, die in 9/11 einen Katalysator fand: 2003 wurde "Zal" Botschafter in Kabul und 2005 im inzwischen ebenfalls von den USA eroberten Irak. Es folgte 2007 der Posten als US-Botschafter bei der Uno in New York. Nach der Politikpause unter Barack Obama kam unter Trump die Wiederkehr aus dem Geschäftsleben – und die Mission Impossible bei den Taliban. (Gudrun Harrer, 10.8.2021)