Lange nicht gesehen: der Wehrlis Gletscherspanner.
Foto: Robert Trusch/SMNK

Einer internationalen Gruppe ehrenamtlicher und hauptberuflicher Schmetterlingsforscher ist es im Nationalpark Stilfserjoch in Südtirol gelungen, einen seit 86 Jahre verschollenen Falter zu beobachten. Der Wehrlis Gletscherspanner ist die einzige Schmetterlingsart der Alpen, die ausschließlich über der Schneegrenze lebt. Aufgrund des Gletscherrückgangs war man bisher davon ausgegangen, dass der seltene Schmetterling bereits verschwunden ist.

Umfangreiche Fahndung

Der Fundort liegt in der Ortler-Cevedale-Gruppe, an einem Grat über einem Schneefeld. Dort öffne sich der Permafrostboden in Spalten, wodurch sich kleine "Höhlen" bilden, heißt es in einer Aussendung der Tiroler Landesmuseen. Im Ortlergebiet sei der tagaktive Schmetterling bisher nur in den Jahren 1914 und 1935 durch den österreichischen Forscher Rudolf Kitschelt dokumentiert worden.

Das Insekt wurde bisher nur zweimal im Ortlergebiet dokumentiert, zuletzt im Jahr 1935.
Foto: Robert Trusch/SMNK

Sie zählten zu seinen bedeutendsten Entdeckungen, alle späteren Versuche anderer Forscher, das Insekt wiederzufinden, blieben erfolglos – bis die Schmetterlingskundler rund um Robert Trusch vom Naturkundemuseum Karlsruhe sich im Juli 2021 erneut auf die Suche begaben. Drei Tage lang bestimmten sie Hunderte ähnlich aussehende kleine Falter, bis sie schließlich fündig wurden. Organisatorisch unterstützt wurden sie dabei von Gerhard Tarmann von den Tiroler Landesmuseen, der Bergwacht und dem Nationalpark Stilfserjoch.

Noch sei unbekannt, welche Nahrungspflanzen im Ortlergebiet von den Raupen genutzt werden und wie lange die Entwicklung vom Ei bis zum Falter in der Natur dauert. Ob der Wehrlis Gletscherspanner überhaupt jedes Jahr im Untersuchungsgebiet gefunden werden kann, sei ebenfalls noch offen, heißt es seitens der Tiroler Landesmuseen. (red, APA, 11.8.2021)