Polen gilt als einer der engsten Verbündeten der USA in Europa. Doch der private Fernsehsender TVN, der dem US-amerikanischen Medienkonzern Discovery gehört, war den regierenden Nationalpopulisten in Warschau zunehmend ein Dorn im Auge. Anders als der ehemalige öffentlich-rechtliche Rundfunk Polens, der von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) bereits 2016 übernommen und in den Propagandasender "Nationale Medien" umgestaltet worden ist, lässt sich TVN nach wie vor von journalistischen Kriterien leiten.

Mit einem speziellen Gesetz, der sogenannten Lex TVN, wollte die PiS dem verhassten Sender den Garaus machen. Darüber zerbrach die Regierungskoalition, was die PiS die Mehrheit im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, kostet. Zudem droht eine dramatische Verschlechterung der polnisch-amerikanischen Beziehungen, gehört doch der Kauf des Senders im Jahr 2015 zu den größten US-amerikanischen Investitionen in Polen.

Die PiS, die seit 2015 und mit zunehmender Machtfülle regiert, nimmt also den Polen und Polinnen nicht nur die Freiheit der Presse, die diese vor Jahrzehnten mit so großen Opfern gegen das kommunistische Regime erkämpft hatten, sondern stößt auch den treuesten und mächtigsten Bündnispartner Warschaus – die USA – vor den Kopf. Diese kurzsichtige Machtpolitik der PiS könnte am Ende alle Polen und Polinnen teuer zu stehen kommen.(Gabriele Lesser, 11.8.2021)