Dieses Impffoto aus Wien ging Ende 2020 um die Welt. Im August 2021 könnte die heimische Impfquote im EU-Vergleich deutlich besser aussehen.

PA / GEORGES SCHNEIDER

Wien – Am Mittwoch wurden in Österreich bei den Impfungen gegen Covid-19 zwei eindrucksvolle Marken übersprungen: Irgendwo im Land wurde am Vormittag die zehnmillionste Dosis verabreicht. Und zudem sind nun mehr als 60 Prozent der Gesamtbevölkerung zumindest erstgeimpft. Doch wo steht Österreich mit diesen Zahlen im internationalen Vergleich?

Während Österreich in der ersten Jahreshälfte trotz der Impfstoffengpässe aufgrund der schnellen Verimpfungen vordere Positionen im Vergleich der 27 EU-Mitgliedsländer einnahm, rangieren wir aktuell nur im Mittelfeld. Nimmt man nur die Erstimpfungen, liegen wir sogar knapp darunter; zählt man den Anteil der Zweitgeimpften, sind wir knapp darüber. Von einer Spitzenposition in der EU, auf die Bundeskanzler Kurz immer wieder hinweist, sind wir ziemlich deutlich entfernt.

Eindeutiges West-Ost-Gefälle

Auffällig bei diesen EU-Zahlen ist das eindeutige West-Ost-Gefälle, in das sich Österreich nahezu perfekt einfügt: Geografisch westlich von Österreich – mit der Ausnahme von Finnland – sind die Impfquoten in den EU-Ländern zum Teil deutlich höher. Östlich des früheren Eisernen Vorhangs hingegen ist der Anteil der geimpften Bevölkerung praktisch ausnahmslos niedriger als bei uns. Nur Griechenland – politisch diesseits des Eisernen Vorhangs, aber geografisch östlich von Österreich – steht etwas schlechter da.

Sieben EU-Länder haben mittlerweile auch schon die früheren Spitzenreiter Israel und Großbritannien überholt, die bei 67 Prozent Erstimpfungen gemessen an der Gesamtbevölkerung (Israel) und 69 Prozent (Großbritannien) liegen. Die USA, lange Zeit ebenfalls vor der EU, ist mittlerweile sogar hinter Österreich und entsprechend auch hinter den EU-Durchschnitt und Ungarn zurückgefallen.

Impfquote bei den Älteren

Das sind freilich nicht die allein entscheidenden Zahlen. Wichtig für den Herbst und Winter wird sein, wie hoch der Anteil der Geimpften unter den Älteren ist. Denn bei ihnen ist das Risiko für schwere Verläufe bekanntlich ungleich höher. Zu dieser Altersverteilung liegen keine genauen Vergleichsdaten innerhalb der EU vor. Aufgrund ähnlicher Priorisierungen ist aber davon auszugehen, dass sie in den meisten EU-Ländern mit der Gesamtimmunisierungsquote korreliert.

In Österreich haben wir bei den Personen ab 75 Jahren eine Quote von über 85 Prozent. Bei den 55- bis 64-Jährigen beträgt sie aber auch für die Teilgeimpften nur noch rund 78 Prozent. Zum Vergleich: In England sind alle Altersgruppen über 50 Jahren zumindest zu 90 Prozent vollimmunisiert. Wie stark sich diese Altersverteilung auswirkt, zeigt sich im Vergleich zwischen England und den USA, den der britische Gesundheitsstatistiker Colin Angus (Uni Sheffield) ermittelt und auch visualisiert hat:

In England sind nicht nur prozentuell mehr Menschen geimpft, sondern auch anteilsmäßig viel mehr Ältere als in den USA. Dafür ist dort aktuell der Anteil schwerer Covid-Erkrankungen und Corona-Todesfälle deutlich höher und zuletzt besonders stark angestiegen, insbesondere im Südosten, wo bisher besonders wenig geimpft wurde.

4,54 Milliarden Impfdosen

Eine eindrucksvolle internationale Zahl noch am Ende, auch als mögliches rein quantitatives Argument für eine Impfung: Zwar sind, wie oben in der ersten Tabelle ersichtlich, nur etwas mehr 30 Prozent der Weltbevölkerung erstgeimpft und etwas mehr als die Hälfte davon vollimmunisiert. Das bedeutet aber auch, dass bis jetzt nicht weniger als 4,54 Milliarden Impfdosen gegen Covid-19 verabreicht wurden. (Klaus Taschwer, 11.8.2021)