Vertrocknete Ernte auf den Feldern einerseits, Überflutungen andererseits. Das Klima wandelt sich. Der Handlungsbedarf ist groß.

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Der IPCC-Klimareport hat einmal mehr deutlich gemacht, dass großer Handlungsbedarf besteht, wenn die Klimakrise verkleinert und die Ziele aus dem Pariser Klimaabkommen erreicht werden sollen. Während die Industrie versucht, den CO2-Ausstoß zu reduzieren, in Summe mehr auf nachhaltige Energie und E-Mobilität gesetzt wird, setzt die Finanzindustrie immer stärker auf nachhaltige Investments.

Veranlagen und dabei bewusst Gutes tun – so lautet das Motto. Nur "gute" Unternehmen werden in die nachhaltigen Fonds aufgenommen. Doch was gut und was böse ist, ist nicht einheitlich definiert. Atomkraft ist hier ein Beispiel. Sofern kein Unfall passiert und man eine Idee hat, wo die mit Uran angereicherten Brennstäbe sicher gelagert werden können, gilt Atomkraft als saubere Energiegewinnung. In Frankreich etwa – dort ist Atomstrom nicht verpönt. Andere Länder, etwa Deutschland, setzen auf die Energiewende und drehen die Braunkohlekraftwerke zu.

Die Finanzbranche musste sich daher schon oft vorhalten lassen, dass sie ihren Produkten lediglich ein "grünes Mascherl" aufdrückt. Nachhaltige Investmentstrategien können nicht nur auf verschiedene Themen setzen, etwa Umwelt- oder Sozialthemen. Wie scharf die Grenzen dabei gezogen werden, obliegt ebenfalls den einzelnen Anbietern. Die Ausschlusskriterien werden oft unterschiedlich hart definiert, und es gibt auch den Best-in-Class-Ansatz, bei dem jene, die versuchen, besser zu werden, schon als investierbar gelten. Ebenso verhält es sich beim Best-in-Progress-Ansatz, bei dem zukünftige Entwicklungen als Chance betrachtet werden.

Gütesiegel helfen

Damit Anleger hier einen Überblick haben, gibt es verschiedene nachhaltige Gütesiegel. Neun verschiedene Gütezeichen klassifizieren die Produkte in Europa. Das Umweltzeichen und das FNG-Gütesiegel sind für Österreich die Richtschnur. Auch die Europäische Union arbeitet an grünen Regelwerken.

In Deutschland ist nun aber eine Debatte über den Etikettenschwindel bei nachhaltigen oder grünen Investments ausgebrochen. Die Fondsbranche, so heißt es, muss sich in der Folge wohl auf neue Vorschriften einstellen. Verbraucherschützer sehen insbesondere den Gesetzgeber gefordert, der sich für klare Leitlinien und Standards einsetzen soll, wie die Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) zuletzt erklärte. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat inzwischen einen Richtlinienentwurf zu nachhaltigen Investments veröffentlicht. Er enthält Vorgaben, wie Vermögensverwalter künftig ihre Fonds ausgestalten müssen, damit sie diese ihren Kunden als nachhaltige Anlageformen anbieten können.

Vertrauen nicht verspielen

Dass die grünen und nachhaltigen Investments nicht in Verruf kommen, ist wichtig. Denn Kunden vertrauen auf diese Anlageklasse. In den vergangenen Jahren ist der Geldzufluss in jene Produkte kräftig gestiegen, die mit Vorzügen ihrer Investments bei Umweltschutz, Sozialstandards und guter Unternehmensführung (ESG) werben. Das österreichische Volumen bei nachhaltigen Fonds erhöhte sich im ersten Quartal um rund 2,7 Milliarden Euro auf 20,1 Milliarden Euro. Die Nettomittelzuflüsse betrugen rund 1,8 Milliarden Euro, zeigen Zahlen der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften VÖIG.

Aufseher sind allerdings besorgt, weil unter dem Schlagwort "nachhaltig" oder "grün" mittlerweile eine Vielzahl von Anlageformen beworben wird. Anleger sollen daher vor einem möglichen Greenwashing geschützt werden.

Die Mehrheit der Verbraucher erwarte laut Verbraucherzentrale, dass als nachhaltig beworbene Anlagen auch zu konkreten Veränderungen führen, etwa Treibhausgasemissionen reduzieren oder Sozialstandards verbessern, erklärt VZBV-Vorstand Klaus Müller. Bei vielen Anlagen sei das allerdings unklar.

Wunder Punkt

Das ist ein wunder Punkt dieser Anlagekategorie. Die Veränderung durch ein "gutes" Investment ist noch nicht wirklich messbar. Antworten auf die Frage, was das nachhaltig investierte Geld verbessert, bleiben nicht selten offen.

Dennoch ist der nachhaltige Trend auch ein Hinweis für Unternehmen, sich zu verbessern, wenn große Investoren aufspringen sollen. Diese sehen nämlich auch immer kritischer hin und melden sich lautstark in Hauptversammlungen zu Wort. Zuletzt geschah das etwa bei der Exxon-Hauptversammlung. Dort haben Großinvestoren ihren Unmut über mangelnde Transparenz beim Thema Nachhaltigkeit geäußert. Die Investoren haben gegen den Vorstand gestimmt, Mitglieder der Umweltschutzgruppe Engine No. 1 werden ins Board einziehen. (Bettina Pfluger, 12.8.2021)