Yusuf Demir glänzte in der Saisonvorbereitung.

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Ob Trainer Ronald Koeman auch in Pflichtspielen auf Demir setzen wird, ist noch unklar.

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David Alaba trägt jetzt das Real-Trikot.

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Carlo Ancelotti ist der neue Real-Trainer.

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Atletico ist Titelverteidiger.

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Madrid – Die spanische La Liga hat nach Cristiano Ronaldo auch den zweiten Superstar verloren. Mit Lionel Messi verabschiedete sich nicht nur die Torgarantie des FC Barcelona, sondern auch eine jahrelange Galionsfigur aus Spaniens Fußball-Oberhaus nach Paris. Das Titelrennen wird wohl dennoch wieder zu einem Dreikampf zwischen den Katalanen, Real Madrid und dem regierenden Meister Atletico. Mittendrin sind mit David Alaba und Yusuf Demir zwei Österreicher.

Wechselte Alaba als ausgewiesener Star ablösefrei vom FC Bayern in die spanische Hauptstadt, eilte Demir der Ruf eines großen Talents voraus. 500.000 Euro Leihgebühr überwies Barcelona vorerst an Rapid Wien, im kommenden Jahr wären 10 Millionen für den Fixerwerb des 18-Jährigen fällig. Ins Herz von Trainer Ronald Koeman dürfte sich Demir schnell gespielt haben.

So stand der Wiener bei vier von fünf Testspielen in der Start-Aufstellung. Nur beim 1:2 gegen Salzburg kam Demir als Wechselspieler aufs Feld. Zunächst rechts außen als Stürmer im Einsatz, begann er zum Abschluss der Vorbereitung gegen Juventus Turin im Mittelfeld. War zunächst von einer Eingewöhnung bei Barcelona B die Rede, hat sich der Offensivmann offenbar für Höheres empfohlen. Auch weil Ansu Fati und Ousmane Dembélé derzeit verletzt fehlen.

Auftakt mit exakt 29.803 Zuschauern

"Wir wissen, dass er ein Talent ist und er hat gezeigt, dass er im Mittelfeld spielen kann. Er hatte ein gutes Spiel und er ist einer der jungen Spieler, die wichtig sind für die erste Mannschaft", sagte Trainer Ronald Koeman. Demir dürfte am Sonntag in der ersten Runde daheim gegen Real Sociedad im Kader stehen. Maximal 29.803 Zuschauer dürfen laut einer Bestimmung der Gesundheitsbehörden kommen. Es ist das erste Spiel seit 17 Monaten, in dem Fans wieder im Camp Nou zugelassen sind.

Nur ein Wunschtraum wird sich für Demir nicht erfüllen: Gemeinsam mit seinem Idol Lionel Messi wird er nicht mehr spielen. Der 34-jährige Argentinier verabschiedete sich tränenreich. Die Liga und ihre Gehaltsbeschränkungen seien schuld, waren sich Club und Spieler einig. Messi war bei Barcelona seit über zehn Jahren Torjäger Nummer eins, seit 2009/10 erzielte er nie weniger als 25 Treffer in einer Saison. Laut Koeman soll die Last nun mehr verteilt werden. "Wir müssen zeigen, dass wir als Mannschaft funktionieren, dann kann uns eine gute Meisterschaft gelingen", sagte der Niederländer.

Neuzugänge noch nicht angemeldet

Barcelona muss angesichts eines Schuldenberges von über einer Milliarde Euro sparen. Ablösefrei kamen Memphis Depay, Eric Garcia und der derzeit verletzte Sergio Agüero zum Club. Einzig für Rechtsverteidiger Emerson wurden neun Millionen Euro an Betis Sevilla überwiesen. Teure Stars wie Coutinho, Samuel Umtiti oder Miralem Pjanic brachte Barca vorerst nicht an. Depay und Co. konnten mit Stand Mittwoch aufgrund der von der Liga auferlegten Gehaltsobergrenze damit noch nicht angemeldet werden. Demir wird offenbar bei Barcelona B registriert, er kann aber dennoch im A-Team einlaufen. Wer die Nummer 10 von Messi erbt war bis zuletzt offen.

Real blieb am Transfersektor ebenfalls (noch) zurückhaltend. Alaba beerbt als Abwehrchef Sergio Ramos, dessen Vertrag die Madrilenen nicht mehr verlängerten. Der langjährige Kapitän zog ebenfalls zu Paris Saint-Germain weiter. Bis auf Alaba verlautbarte Spaniens Vizemeister keinen einzigen Transfer. Wunschobjekt ist Kylian Mbappé. Der Vertrag des französischen Weltmeisters bei PSG läuft kommenden Sommer aus. Die Franzosen wollen den Angreifer aber nicht abgeben.

Alaba braucht noch ein paar Wochen

Neu bei Real ist Trainer Carlo Ancelotti, der Zinedine Zidane beerbt hat. Der 62-jährige Italiener war bereits Coach bei den "Merengues", 2014 gewann er mit dem Club die Champions League. Ein Jahr später musste er gehen. Alaba kennt Ancelotti noch aus seiner Zeit bei den Bayern.

Der Wiener absolvierte erst eine Woche vor dem Liga-Auftakt am Samstagabend bei Deportivo Alaves sein Debüt bei Real. "Es wird noch ein paar Tage und Wochen brauchen, bis ich mich zu 100 Prozent einfüge, aber es hat sich schon sehr gut angefühlt", sagte Alaba nach dem 0:0 gegen Milan in Klagenfurt. Er übernahm bei Real die Nummer 4 von Ramos.

Atletico blieb im Trubel um Messi und Ramos unter dem Radar. Dabei hat der Champion um Langzeitcoach Diego Simeone mit Mittelfeldspieler Rodrigo de Paul nachgebessert. Der argentinische Copa-America-Sieger mit Zug nach vorne kam um 35 Millionen Euro von Udinese. Abgegeben hat Atletico bisher keinen wichtigen Akteur. Die Mission Titelverteidigung startet am Sonntag auswärts bei Celta de Vigo. Der Startschuss in die Saison fällt Freitagabend mit der Partie Valencia gegen Getafe.

Milliardendeal fixiert

Derweil beschäftigt auch eine politische Ebene den spanischen Fußball. Denn am Donnerstag ist der milliardenschwere Teilverkauf von La Liga an die internationale Beteiligungsgesellschaft CVC beschlossen worden. Bei der Ratifizierung nahmen am Donnerstag 38 von insgesamt 42 Klubs den Deal an. Außer Real und Barca verweigerten auch Athletic Bilbao und ein weiterer Verein, der laut Liga-Chef Javier Tebas ungenannt bleiben wollte, ihre Zustimmung.

Die mangelnde Einheit der Klubs wirkte sich kurzfristig auch auf das finanzielle Volumen der Vereinbarung aus. Statt der ursprünglich angekündigten 2,7 Milliarden Euro zahlt der frühere Formel-1-Eigentümer CVC laut Tebas wegen des Boykotts besonders der beiden Branchenriesen Madrid und Barcelona lediglich 2,1 Milliarden Euro für seinen Anteil von zehn Prozent an dem neuen Joint-Venture-Unternehmen "LaLiga Impulso".

Uneinigkeit

Real und Barcelona widersetzen sich vor allem wegen der 50-jährigen Laufzeit der vereinbarten Partnerschaft der Liga mit CVC. Die Madrilenen hatten sogar eine Klage vor einem Zivilgericht gegen die Ausrichtung der Vereinsversammlung am Donnerstag angekündigt. Zu den Hintergründen der Ablehnung gehören auch die im vergangenen Frühjahr gescheiterten, allerdings weiter von Real und Barca gemeinsam mit Juventus Turin verfolgten Pläne zur Etablierung einer europäischen Super League neben der offiziellen Champions League.

Zu den Bestandteilen des Deals der Liga mit CVC gehört auch die Ausschüttung von 90 Prozent der Kaufsumme an die beteiligten Vereine. Allerdings soll das frische Geld vorrangig in Investitionen und die Verbesserung ihrer Infrastrukturen fließen, lediglich kleine Beträge stehen für die Tilgung von Schulden und Bezahlung von Gehältern zur Verfügung. (APA, sid, 12.8.2021)