Die beiden mRNA-Impfstoffe im Delta-Vergleich: Moderna schneidet laut neuen Daten aus einigen US-Bundesstaaten beim Infektionsschutz besser ab.

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Es ist eine der Schlüsselfragen für die kommenden Wochen und Monaten der Pandemie, die leider doch noch nicht zu Ende ist: Wie gut schützen die Impfungen vor der Delta-Variante? Denn diese bestimmt nicht nur in Österreich, sondern in vielen Ländern der Welt im Moment das Covid-Infektionsgeschehen. Und sie wird das aufgrund ihrer extrem hohen Infektiosität wohl noch für einige Zeit tun.

Fast täglich werden neue Studien veröffentlicht, die bessere Aufschlüsse in dieser Frage bringen. Denn der Untersuchungszeitraum für Delta-Infektionen war bisher ja erst relativ kurz. Eine dieser Regionen, wo sich diese Mutante durchgesetzt hat, ist der US-Bundesstaat Minnesota: Dort stieg der Anteil der Delta-Variante zwischen Mai und Juli von 0,7 Prozent auf über 70 Prozent, während im selben Zeitraum die Prävalenz der Alpha-Variante von 85 Prozent auf 13 Prozent zurückging.

Studie mit über 50.000 Teilnehmern

In Minnesota läuft seit Jänner auch eine umfangreiche Studie, an der 25.589 ungeimpfte Personen und 25.589 entweder mit dem mRNA-Vakzin von Biontech/Pfizer oder mit dem von Moderna geimpfte Personen teilnehmen. Die beiden Gruppen weisen dabei eine ganz ähnliche Sozialstruktur auf, unterscheiden sich also nicht hinsichtlich Alters- oder Geschlechterverteilung. Das gibt gute Vergleichsmöglichkeiten hinsichtlich der Frage, wie gut die Impfstoffe gegen die seit Jänner kursierenden Mutanten wirken – im konkreten Fall vor allem gegen Alpha und Delta.

Die vorläufigen Ergebnisse, die nur in einem noch nicht begutachteten Preprint auf MedRxiv erschienen sind, bestätigen im Großen und Ganzen bisherige Erkenntnisse: Die mRNA-Impfstoffe bieten keinen perfekten, aber doch einen hochwirksamen Schutz, insbesondere vor schweren Erkrankungen. Der Preprint wartet aber auch mit einer Neuigkeit auf: Nach den vorliegenden Daten dürfte der Impfstoff von Moderna etwas besser vor Delta-Infektionen bewahren als der von Biontech/Pfizer.

Die wichtigsten Ergebnisse

Zu den konkreten Zahlen, die natürlich nur vorläufig sind und sich noch ändern können: Für den Gesamtzeitraum ermittelten die Wissenschafter um Bioinformatiker Venky Soundararajan (von der Firma Nference in Cambridge/Massachusetts) für das Serum von Moderna einen Schutz von 86 Prozent vor Infektionen und von fast 92 Prozent vor Covid-19-assoziierte Krankenhausaufenthalte.

Die entsprechenden Daten für Biontech/Pfizer betragen 76 Prozent (Schutz vor Infektionen) und 85 Prozent (vor Krankenhausaufenthalten). Auffällig ist aber, dass im Juli, als sich die Delta-Variante breitmachte, die Schutzwirkung von Comirnaty (also dem Impfstoff von Biontech/Pfizer) deutlicher zurückging als die von mRNA-1273, also dem Impfstoff von Moderna.

Die Effizienz beider Impfstoffe gegen Krankenhausaufenthalte blieb hoch (bei mRNA-1273 noch 81 Prozent, bei Comirnaty 75 Prozent). Aber der Schutz gegen Infektionen war bei beiden Impfstoffen geringer, wobei der Rückgang bei Comirnaty stärker ausgeprägt war: Er reduzierte sich von 76 auf 42 Prozent, während der von Moderna von 86 auf 76 Prozent zurückging.

Aufgrund der geringen Fallzahlen ist das 95-prozentige Konfidenzintervall allerdings in beiden Fällen noch relativ breit. Das bedeutet konkret, dass sich im Fall von Moderna das Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent zwischen 58 und 87 Prozent bewegt, bei Comirnaty zwischen 13 und 62 Prozent.

Bestätigung aus anderen Regionen

Weitere Daten aus anderen Teilen der USA scheinen die vorläufigen Ergebnisse zu bestätigen: Ein Vergleich der Infektionsraten zwischen Personen, die entweder mit mRNA-1273 oder Comirnaty geimpft sind, an Standorten des Mayo Clinic Health System in den Bundesstaaten Minnesota, Wisconsin, Arizona, Florida und Iowa ergab, dass mRNA-1273 im Vergleich zu BNT162b2 das Risiko einer Durchbruchsinfektion um das Zweifache senkt, schreiben die Forschenden im Preprint.

Im US-Bundesstaat Florida wiederum, der derzeit die bisher größte Covid-19-Welle erlebt, war das Risiko einer Infektion im Juli nach einer vollständigen Impfung mit mRNA-1273 um etwa 60 Prozent geringer als nach einer vollständigen Impfung mit Comirnaty.

Die Forschenden geben aber auch zu bedenken, dass diese Unterschiede nicht allein am Impfstoff liegen müssen: So haben sie nicht im Detail einkalkuliert, wie lang die jeweiligen Impfungen der Probanden zurücklagen. Diese Dauer hat ebenso Auswirkungen auf den Corona-Infektionsschutz wie der Zeitraum zwischen den beiden Impfungen. (Klaus Taschwer, 12.8.2021)