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"Konzerne sollten nicht in der Position sein, zu entscheiden, welche Inhalte öffentlich verfügbar sein können und welche nicht", sagte der politisch engagierte Videokünstler Oliver Ressler.

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Zwei Tage nachdem der renommierte österreichische Videokünstler Oliver Ressler die Löschung seines Videokanals durch YouTube publik gemacht hat, hob die US-amerikanische Videoplattform am Mittwochabend diese Maßnahme wieder auf. Man könne nach einem weiteren Blick bestätigen, dass es keine Verstöße gegen die Benutzerrichtlinien gebe, schrieb der Konzern an den Künstler. Noch am 2. August hatte YouTube "schwerwiegende oder wiederholte Verstöße" festgestellt.

"Wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu können, dass wir Ihr YouTube-Konto kürzlich noch einmal angesehen haben und wir nach einem weiteren Blick bestätigen können, dass das Konto nicht gegen die Benutzerrichtlinien verstößt", informierte YouTube den Künstler am Mittwochabend über die Aufhebung der Suspendierung seines Kanals. Die marktführende Videoplattform ist Teil des Google-Konzerns.

Reaktion

Ähnlich kommentierte es gegenüber der APA auch ein Pressesprecher von YouTube in Österreich. "Maschinen treffen manchmal falsche Entscheidungen", erklärte er. Daher könnten Benutzerinnen und Benutzer auch Feedback zu etwaigen Entfernungen geben, und ein Video oder ein Kanal würden nach ihrer Entfernung noch einmal manuell überprüft, betonte er. Weitere Angaben zu den konkreten Mechanismen, die zur temporären Löschung geführt hatten, gab es nicht.

Im konkreten Fall sei der Kanal "direkt nach dem Feedback des Kanalbesitzers" wiederhergestellt worden, behauptete der Sprecher. Laut der APA vorliegenden Informationen hatte der Videokünstler jedoch die am 11. August aufgehobene Sperre bereits am 2. August beeinsprucht.

Konkrete Hintergründe, die zur temporären Löschung von 31 Videoarbeiten Resslers geführt hatten, wurden im Schreiben des Konzerns indes nicht genannt. Die Rede war lediglich von Bemühungen, die Einhaltung der Benutzerrichtlinien sicherzustellen, damit YouTube ein "sicherer Ort für alle" bleibe. "Beim Versuch, alles richtig hinzukriegen, machen wir manchmal Fehler", hieß es.

Druck

Oliver Ressler selbst sah die Rücknahme der Löschung seines Kanals im Zusammenhang mit öffentlichem Druck, den Nachfragen bei YouTube und Google, mediale Berichte sowie die Präsenz seiner Causa in sozialen Medien. "YouTube hat wahrscheinlich gedacht, dass es das kleinere Übel sei, den Kanal wieder online zu stellen", sagte er am Donnerstag in einem Telefonat mit der APA.

Die Entscheidung zu seinen Gunsten ändere aber nichts an einer grundlegenden Frage, betonte er. "Konzerne sollten nicht in der Position sein, zu entscheiden, welche Inhalte öffentlich verfügbar sein können und welche nicht", sagte der politisch engagierte Videokünstler, dessen Arbeiten in internationalen Ausstellungen wie der Documenta präsentiert wurden und sich in relevanten musealen Sammlungen befinden. (APA, 12.8.2021)