Achtung, diese Frau wird gleich ein Gericht zubereiten!

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Der Anfang ist natürlich schon einmal stark. Paris Hilton stakst in pinkem Tüll mit Schleppe und mit strassbesetztem Mund-Nasen-Schutz durch einen amerikanischen Supermarkt. Sie schaufelt Cornflakes-Packungen in den Einkaufswagen. Für ihre heute gemeinsam mit Langzeitbusenfreundin Kim Kardashian produzierte Folge der Netflix-Kochshow Cooking With Paris soll es ein zünftiges Schwerarbeiterfrühstück geben, eine Frittata mit getoastetem und in Zuckerzeug eingelegtem Brioche. Das kann ja heiter werden! Wird es auch. Jemand vom Team Paris hat eine Einkaufsliste geschrieben. Am Gemüsestand fragt Hilton einen Angestellten: "Verzeihung, wie sieht Schnittlauch aus – und was mache ich damit?!"

Um das mittlerweile 40-jährige It-Girl war es in den letzten Jahren etwas still geworden. Für ihre Leistung während der Nullerjahre, berühmt dafür zu sein, ausschließlich berühmt zu sein, hat sie bis heute ein geschätztes Vermögen von 255 Millionen US-Dollar angehäuft. Money for nothing, das war neu.

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Auf ihrem eigenen Youtube-Kanal erlebte die Altinfluencerin mit der Dokumentation This Is Paris allerdings während der Pandemie 2020 ein starkes Comeback. Allein die Einkünfte aus dem Vorjahr werden auf zehn Millionen Dollar geschätzt. Ihre öffentliche Inszenierung ist bekannt. Es handelt sich bei der Marke Paris Hilton um eine millionenfach abgelichtete dumme Pute und eitle, affektierte Society-Trutsche, bei der der Lift nicht immer bis ganz nach oben fährt. Er bleibt lieber davor in den Stockwerken für Prinzessinnen, Meerjungfrauen und Einhörner stehen. Dort gibt es Schampus aus der Blechdose und heftige Blitzlichtgewitter.

This Is Paris zeigte Hilton auch von einer neuen, seriösen und natürlich perfekt auf "privat" inszenierten Seite. Aufgrund traumatischer Erfahrungen in diversen Eliteinternaten gibt sie sich, von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, durchaus auch sozial engagiert. Der durch die Online-Doku wieder gestiegene Marktwert wurde durch ein Homevideo ergänzt, das sie beim Zusammenpampen einer Fertigteil-Lasagne zeigt.

Paris Hilton

In der auf Netflix in der Folge gestarteten ersten Staffel von Cooking With Paris beweist Paris Hilton nun, dass Kochen zwar eine glamouröse Angelegenheit sein kann: Die modische Stilpalette reicht vom silberglänzenden Barbarella-Look über ein Kleid mit Pommes-frites-Muster bis zur Schwarzen Witwe. Als Arbeitsschutz trägt man Handschuhe aus Brüsseler Spitzen oder Biker-Gloves mit Swarovski-Steinchen. Paris saut die immer auch entschieden "billig" wirkenden Eurotrash-Designerstücke aber auch gern einmal mit diversen Pampen ordentlich ein. Gerührt und gewendet wird oft wie selbstverständlich mit strassbesetzten Kochlöffeln und -gabeln. Einmal gehen gleich mehrere Mixer zu Bruch.

Das alles sorgt auch dank Gästen wie Mutter und Schwester Hilton, Kim Kardashian oder Popstar Demi Lovato für ein hohes Trashlevel. Trüffel, Kaviar und Blattgold kommen beim Steak zwar pflichtgemäß zum Einsatz. Überwiegend regieren aber eigens kreierte Gerichte wie Einhorn-Cannoli mit Glitterbestäubung, eine selbst bei geübten Kochkräften mitunter vorkommende "Truthahnsituation" oder vegane Burger und Pommes.

Oh, mein Gott

Wir hören sehr oft den Satz "Oh, my god!". Paris Hilton sagt auch oft "I love cooking". Die Zuseher wissen allerdings bei all diesem doppelten Boden, dass eines gemeint ist: Wenn das Personal gerade einmal Ausgang hat und das Kochen mit dem Handy aufgrund einer Sendestörung nicht funktioniert, dann muss man eben selber ran an den Herd: "Hands on!"

Seien es kaputte Beziehungen, ein Pornovideo, eine Anklage wegen Kokainbesitzes, eine schiefgegangene Schönheits-OP oder der Tod eines geliebten Chihuahuas: Wenn bei der Boulevard-Prominenz etwas im Leben gründlich schiefgeht, macht uns das bekanntlich nicht ganz unfroh. Es entlastet uns von eigenen Sorgen und Kummer. Und Tratschen ist gesund! Dass man in diversen Fernsehformaten weltweit schon lang Promis dabei beobachten kann, wie sie sich zum Affen machen, wird von Paris Hilton aktuell auf den Bereich des Kochens ausgedehnt.

Toast, oder so etwas

In ihrem strassbesetzten Kochbuch, das von jemandem sehr professionell mit in den Regenbogenfarben gehaltener Kinderschrift vollgeschrieben wurde, verstecken sich vier wichtige Erkenntnisse: 1. Wenn du nicht kochen kannst, dann wird dir ein Kochbuch auch nicht helfen. 2. Am Bildschirm kommen gatschige Gerichte, mit denen man sich schmutzig macht, besser an als trockene. 3. Nur wenige Menschen können nach dem Maskenbildner rufen, wenn Sauce herumspritzt. 4. Schaden macht Freude.

Cooking With Paris stellt das alles eindrücklich unter Beweis. Leider wurden die Dialoge zu flach gehalten. Aber Weisheiten wie jene, dass vieles im Leben mit mehr Strass, Entschuldigung, Stress verbunden ist als "ein Toast, oder so etwas", das nehmen wir von unserer Trashqueen gerne mit. (Christian Schachinger, 13.8.2021)