Bild nicht mehr verfügbar.

Abends ist es in Spanien auf der Straße kühler als im Hausinneren.

Foto: REUTERS

Die bisher schlimmste Hitzewelle des Sommers hat in Spanien Millionen Menschen ins Schwitzen gebracht. Am Freitag kletterten die Werte in zahlreichen Gebieten des Landes über die 40-Grad-Marke, darunter auch in der Hauptstadt Madrid. Wie der Wetterdienst Aemet mitteilte, sollte der höchste Tageswert zwischen 18 und 19 Uhr im andalusischen Córdoba mit gut 46 Grad erreicht werden. Damit war der im Juli 2017 in Córdoba erfasste Landesrekord von 46,9 in greifbarer Nähe.

"Samstag wird der schlimmste Tag sein. Nicht ausgeschlossen, dass der Rekord dann auch gebrochen wird", sagte ein Aemet-Sprecher. Aemet rief vor allem für mehrere Gebiete in Andalusien bis Montag Alarmstufe Rot aus. In den Zoos von Madrid und Valencia bekamen Tiere tiefgefrorenes Futter. Die Menschen, die nicht arbeiten mussten, flüchteten vor der Hitze vor allem an die Küste, standen vor Brunnen Schlange oder gingen in die gewöhnlich sehr gut gekühlten Märkte und Einkaufszentren der Städte.

Teure Klimaanlagen

"Ich habe auch zu Hause eine Klimaanlage, aber der Strompreis ist so sehr in die Höhe geschossen, dass man sich das nicht mehr leisten kann", sagte Pensionistin Carmen (83) im "Mercado" des Madrider Stadtteils Chamberí. Glücklich sind aber die wenigsten: Die extreme Hitze setzte unter anderem den spanischen Winzern zu. In der Region Kastilien-La Mancha mussten sie die Weinernte – die normalerweise erst im September beginnt – am Freitag vorzeitig aufnehmen. Die Trauben seien schon sehr reif, hieß es. Schlimmere Vorkommnisse, wie etwa größere Brände, wurden in Spanien vorerst aber nicht verzeichnet.

Die Umweltschutzorganisation WWF warnte unterdessen, nach den "Superbränden" in der Türkei und in Griechenland könne Spanien als "Nächstes dran sein". Das Feuer vernichte ja "jedes Jahr in Spanien eine Fläche, die 100.000 Fußballfelder entspricht". Auch der Zivilschutz sprach von einem "extrem hohen Waldbrandrisiko" am Wochenende im gesamten Land – darunter auch auf den vom Kontinent weiter entfernt liegenden Kanarischen Inseln.

Löschflugzeuge in Italien im Dauereinsatz

In Süditalien toben indes weiterhin heftige Brände. Besonders betroffen sind die Region Kalabrien und die Insel Sizilien. Ein großes Feuer wütete in der Nacht auf Freitag in der Provinz Rieti nördlich von Rom. Die Flammen erreichten einige Häuser. Zwei Hubschrauber und ein Canadair-Löschflugzeug des Zivilschutzes waren bei den Löscharbeiten im Einsatz, berichteten Medien.

In Italien herrscht nach wie vor höchste Alarmbereitschaft.
Foto: EPA

Ein Großbrand zerstörte dutzende Hektar mediterraner Wälder an einem der schönsten Küstenabschnitte des Salento in der Adria-Region Apulien. Viele Badegäste, die sich am Donnerstagnachmittag auf den Stränden aufhielten, strömten auf die Straße. Der Verkehr in Richtung Santa Maria di Leuca wurde sowohl auf der Hauptstraße als auch auf der Küstenstraße unterbrochen und auf andere Strecken umgeleitet, um die Löscharbeiten zu ermöglichen, die durch den Wind erschwert wurden. Am kritischsten war die Lage in der Nähe von Santa Cesarea Terme, wo die Gäste eines Resorts von der Hotelleitung vorsorglich in eine andere Unterkunft verlegt wurden.

Immenses Ausmaß

Angesichts der Rekordtemperaturen der letzten Tage herrscht auf der gesamten Halbinsel nach wie vor höchste Alarmbereitschaft. Drei französische Canadair-Löschflugzeuge sind bei der Brandbekämpfung im Dauereinsatz. Ministerpräsident Mario Draghi, der die Situation aufmerksam verfolgt, führte am Donnerstagabend ein Telefonat mit dem Bürgermeister der süditalienischen Stadt Reggio Calabria, Giuseppe Falcomata, um staatliche Unterstützung zuzusagen. Die Umgebung der Stadt ist schwer von den Flammen betroffen.

Auch der Präsident der italienischen Republik, Sergio Mattarella, hat die schweren Schäden infolge der Brände in Süditalien beklagt. Das Staatsoberhaupt überflog am Freitag an Bord eines Hubschraubers die von den schweren Bränden Ende Juli betroffenen Gebiete von Oristano auf Sardinien. "Die Verwüstung der Brände mit eigenen Augen zu sehen, hilft das immense Ausmaß des Schadens zu verstehen, der dem Leben der Gemeinden und ihrem Territorium zugefügt wurde. Diejenigen, die sich dessen schuldig gemacht haben, tragen eine schwere Verantwortung auf ihrem Gewissen", sagte das Staatsoberhaupt.

Seit 15. Juni hat die Feuerwehr in Italien 48.656 Einsätze durchgeführt, rund 20.000 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Nach Angaben der nationalen Einsatzzentrale der Feuerwehr muss man, um ähnliche Zahlen zu finden, bis ins Jahr 2017 zurückgehen, wo es bis zum 11. August 50.004 Einsätze gab.

Gefährliche Gase in Russland

Die verheerenden Waldbrände in Russland werden zunehmend zu einer Gesundheitsgefahr für die Menschen. In der besonders betroffenen Region Jakutien (Republik Sacha) im Nordosten des Landes sei die maximal zulässige Konzentration schädlicher Stoffe in der Luft teilweise um das Zwanzigfache überschritten worden, berichtete der Radiosender Echo Moskwy am Freitag auf Grundlage von Behördenmessungen. Demnach gab es bei acht von 16 untersuchten Schadstoffen Überschreitungen.

Seit Tagen versinken Dörfer und Städte der Region im Rauch. Am Flughafen der Großstadt Jakutsk kommt es dem Betreiber zufolge wegen schlechter Sicht zu Ausfällen und Verspätungen. Die Behörden hatten für Freitag einen arbeitsfreien Tag angekündigt, damit sich die Menschen möglichst nicht im Freien aufhalten.

Der Rauch zog bereits tausende Kilometer westlich ins Landesinnere bis über den Ural und zur Mongolei. Selbst in Kasachstan sei bereits der Smog angekommen. Es wird nicht ausgeschlossen, dass er auch Moskau erreichen könnte, sollte es weiter brennen. Jakutsk liegt etwa 4.800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt.

Beruhigung in Griechenland

In Griechenland entspannt sich die Lage indes. Erstmals seit Tagen sind die Brände in allen Regionen unter Kontrolle oder sogar weitgehend gelöscht, teilte der Zivilschutz am Freitagmorgen mit. Lediglich in der gebirgigen Region Gortynia auf der Halbinsel Peloponnes gebe es immer wieder kleinere Brände, die aber rasch von den Einsatzkräften gelöscht würden.

Die Feuerwehr warnte jedoch, die Gefahr sei noch nicht vorbei: In vielen Fällen schwele es noch im Unterholz, und neue Brände könnten ausbrechen. Nach fast 15 Tagen Hitze mit Temperaturen über 40 Grad sollen die Thermometer in Griechenland am Freitag für die Jahreszeit normale Werte um die 32 bis 35 Grad zeigen.

Unterdessen hat die Registrierung der Schäden begonnen. Schätzungen zufolge wurden bei den schweren Bränden im August mehr als 100.000 Hektar Wald- und Buschland sowie landwirtschaftlich genutzte Flächen zerstört. Eine abschließende Zahl der Häuser, die zerstört oder beschädigt wurden, lag vorerst nicht vor.

Überschwemmungen in der Türkei

Kurz nach der Entspannung in vielen Waldbrandgebieten sind im Norden der Türkei zahlreiche Menschen durch eine Flut getötet worden. In der Schwarzmeerregion sind bisher 31 Menschen in Zusammenhang mit Überschwemmungen ums Leben gekommen, teilte die Katastrophenschutzbehörde Afad am Freitag mit. Zehn Menschen würden im Krankenhaus behandelt. Betroffen sind vor allem die drei Provinzen Bartin, Kastamonu und Sinop. Präsident Tayyip Erdoğan reiste am Freitag nach Kastamonu und sagte, die zerstörten Orte würden durch "bessere" ersetzt.

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Verwüstung in der Provinz Bartin ist dramatisch.
Foto: AP/Ismail Coskun

Heftige Regenfälle setzten in der Region viele Orte unter Wasser. Auf Fernsehbildern waren mehrere eingestürzte Gebäude und zerstörte Straßenzüge zu sehen, mehrere Brücken stürzten dem staatlichen Fernsehsender TRT zufolge ein. Matschbraune Fluten rissen Autos mit sich. Medienberichten zufolge stand das Wasser mancherorts fünf Meter hoch. Weiterer Regen wurde vorhergesagt. (red, APA, 13.8.2021)