Alles Messi in Paris.

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Kann sich nicht über den Kader beschweren: Mauricio Pochettino.

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Paris – Lionel Messi, Neymar, Kylian Mbappe – einen solchen Traumsturm gab es, wenn überhaupt, nur in virtuellen Fußballmanager-Spielen. Paris St. Germain aber hat nun die drei mutmaßlich besten Angreifer der Welt in der Realität vereint und will mit ihnen endlich den Champions-League-Thron erobern. Doch ist PSG mit dem MNM-Sturm auch wirklich unschlagbar? Da gehen die Meinungen der Experten auseinander.

Mit Messis Verpflichtung habe man sich "den letzten Schliff" geholt, "um ein unschlagbares Team zu bilden", sagte der frühere PSG-Coach Unai Emery dem spanischen TV-Sender RMC. Sein Nachfolger Thomas Tuchel, der inzwischen beim Champions-League-Sieger FC Chelsea arbeitet, glaubt zwar auch, dass Messi "für alle Teams der Welt" eine Verstärkung sei. Aber Tuchel betonte auch vielsagend: "Wie jeder Trainer wird auch der PSG-Trainer Arbeit haben."

PSG - Paris Saint-Germain

Und die ist gar nicht so leicht, wie es scheint. Mauricio Pochettino muss eine Balance finden, die angesichts der immensen Offensivpower schnell kippen kann. Außerdem sind Messi, Neymar und auch Mbappe keine Spieler, die gerne ins Gegenpressing gehen und defensiv arbeiten. Einen "Stehgeiger" kann sich eine Top-Mannschaft vielleicht noch erlauben, aber gleich drei?

"Es funktioniert nur als Team", meint Vorstandschef Oliver Kahn von Bayern München und nennt Europameister Italien als Paradebeispiel. Kahn scheint seine Zweifel zu haben, dass die "spannende Truppe" von Paris auch automatisch Erfolg garantiert: "Die Frage wird sein, ob das funktioniert, ob das zusammenpasst, ob das harmoniert."

Viel wird davon abhängen, wie willens die Teamkollegen sind, sich dem Dreigestirn unterzuordnen und die Drecksarbeit zu verrichten. Zumal Profis wie Angel di Maria, Achraf Hakimi oder Marco Verratti selbst großes Starpotenzial besitzen. "Ich spiele den Ball gerne zu Neymar und Messi, bleibe hinten stehen und genieße es, den beiden ein bisschen zuzuschauen", versicherte Verratti.

Die "Galaktischen" als warnendes Beispiel

Und vorne? Stehen sich drei solche Ausnahmespieler mit ausgeprägtem Torhunger nicht zu sehr auf den Füßen? Der MSN-Sturm mit Messi, Luis Suarez und Neymar beim FC Barcelona oder der BBC-Angriff mit Karim Benzema, Gareth Bale and Cristiano Ronaldo bei Real Madrid waren spektakulär und erfolgreich. Als warnendes Beispiel gelten die "Galaktischen" von Real Anfang des neuen Jahrtausends, die für die (kostspielige) Qualität im Kader viel zu wenige Titel gewonnen hatten.

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Eitelkeit. Mit Messis Ankunft wurden Neymar und Mbappe eindeutig in den Schatten gestellt, was beiden nicht gefallen dürfte. Neymar war aus diesem Grund einst von Barcelona nach Paris geflüchtet. Jetzt muss er sich das Rampenlicht wieder mit dem Argentinier teilen – doch diesmal bereitet ihm das offenbar weniger Probleme. "Wieder zusammen", schrieb der Brasilianer in einer Instagram-Story und versah den Kommentar mit zwei Herzen in Rot und Blau.

Und Mbappe? Ihn könnte es durch die Messi-Verpflichtung noch stärker nach Madrid ziehen, im kommenden Sommer, ablösefrei. (sid, 13.8.2021)