"Wie du in den Wald hineinschreist, so kommt es zurück", ist Patrizia überzeugt.

Foto: Manfred Rebhandl

Patrizia ist 55, es geht ihr gut. Vor elf Jahren machte sie, die seit ihrem 15. Lebensjahr Friseurin ist, bei der U3-Station Schweglerstraße ihren Salon auf, zuvor lernte sie in der Ottakringer Straße "beim Knurek, der was Biostetiker war, den gibt’s aber nicht mehr". Der hatte hinten ein kleines Labor und zauberte dort seine Wässerchen, heute sagt man dazu wohl: "Produkte". Er schaute sich Kopfhaut und Haarwurzeln an, aber gegen Haarausfall, sagt Patrizia, könne man in Wahrheit nichts tun.

Der Meister ließ sie durch "die gute alte Schule" gehen, Verlauf schneiden, Messerhaarschnitt, Vokuhila. Danach arbeitete sie in diversen "kleineren Gschäft’ln", immer in der Vorstadt. Patrizia "redet gerne, wie mir der Schnabel gewachsen ist, meine Kunden müssen sich wohl fühlen, und das tun sie auch. Manche helfen mir beim Zusammenkehren, andere machen mir den Kaffee." Dazwischen geht sich immer ein Plauscherl samt Zigaretterl vor der Türe aus, die Hunde Quincy und Dino gehören zum Inventar.

Geben und Nehmen

Der hohe "Ausländeranteil" in der Gegend stört Patrizia überhaupt nicht, im Gegenteil. Während des gehässigen BP-Wahlkampfes entschloss sie sich, ausnahmslos alle Menschen in der Gegend freundlich zu begrüßen, wurscht, woher sie kamen.

Seither übernimmt sie für den Installateur gegenüber die Packerln, und der richtet ihr den Abfluss, wenn er verstopft ist. Oder die Lieferanten vom türkischen Restaurant Kent um die Ecke öffnen ihr den Kanister, wenn sie einen nicht aufkriegt. "Wie du in den Wald hineinschreist, so kommt es zurück. Es ist ein Geben und Nehmen, und das ist schön." (Manfred Rebhandl, 14.8.2021)