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Amazon-Gründer Jeff Bezos ist einer jener Milliardäre, die durch die Corona-Pandemie noch reicher wurden.

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Die Corona-Pandemie hat im Vorjahr für die Weltwirtschaft eine besondere Situation erzeugt. Ein abrupter Nachfragestopp traf auf Lieferengpässe und einen Angebotsstopp. Weil mit Lockdowns versucht wurde, die Ausbreitung des Virus in Schach zu halten, brach die Weltwirtschaft ein. Während viele ihre Jobs verloren haben oder in Kurzarbeit geschickt wurden, konnten andere im Homeoffice immerhin weiterarbeiten.

Währenddessen ist aber das Vermögen der Superreichen weiter gestiegen. Im Vorjahr haben die Milliardäre dieser Welt ihr Vermögen um fünf Billionen Dollar (mehr als vier Billionen Euro) gesteigert. Das ist zu einem Teil auch mit den stetig steigenden Aktienkursen zu erklären. Denn von der Pandemie konnten einige Branchen – allen voran der IT-Sektor und alle Bereiche für Home-Entertainment – profitieren.

Abgerutscht in die Armut

Zur Einordnung: Die Weltbank schätzt, dass im Vorjahr weltweit mehr als 100 Millionen Menschen durch die Pandemie in die Armut abgerutscht sind und von weniger als 1,80 Dollar pro Tag leben müssen. Für die Milliardäre hingegen war es das finanziell erfolgreichste Jahr in der Menschheitsgeschichte.

Doch sie sollen jetzt zur Kasse gebeten werden. Die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam fordert daher gemeinsam mit anderen Hilfsorganisationen eine einmalige Vermögensabgabe von 99 Prozent auf jene Gewinne, die Milliardäre während der Pandemie gemacht haben. Dies würde weltweit rund 5,4 Billionen Dollar (4,6 Billionen Euro) in die öffentlichen Kassen spülen. Damit wiederum könnten Impfungen in armen Ländern finanziert werden.

Reich bleibt reich

Selbst nach einer solchen Abgabe wären die rund 2700 Milliardäre noch reicher als vor der Pandemie, erklärte ein Oxfam-Sprecher. Die Hilfsorganisation stellte die Berechnungen gemeinsam mit dem Bündnis Fight Inequality, dem Institute for Policy Studies und der Initiative Patriotic Millionaires an. Mit der einmaligen Gewinnabgabe ließen sich Covid-19-Impfungen für alle Menschen finanzieren, heißt es.

"Regierungen lassen es zu, dass eine Handvoll Superreicher obszönen Reichtum anhäuft, während Milliarden Menschen um ihre Existenz kämpfen und keinen Zugang zur rettenden Covid-19-Impfung haben", kritisierte Oxfam-Entwicklungsfinanzierungsexperte Tobias Hauschild.

Wachsende Vermögen

Das Vermögen von Amazon-Gründer Jeff Bezos etwa sei während der Pandemie um 79,4 Milliarden auf 192,4 Milliarden Dollar gestiegen. Bezos "könnte mit seinem Reichtum persönlich dafür sorgen, dass ausreichend Impfstoff für alle Menschen auf der Welt vorhanden ist. Doch er gibt sein Geld lieber für einen aufregenden Flug ins All aus", kritisiert Hauschild mit Blick auf den jüngsten Weltraumflug des Amazon-Gründers.

Würden alle Reichen einen kleinen Teil abgeben, könnte also viel erreicht werden. Doch sie matchen sich mit anderen Themen. Richard Branson, Gründer der Virgin Group, verfügt über ein Vermögen von rund fünf Milliarden Dollar. Ihm zwar es zuletzt aber wichtig, noch vor Bezos mit einem eigenen Raumschiff ins All zu fliegen. Das Abenteuer hat eine Stunde gedauert, das Projekt Millionen verschlungen. (Bettina Pfluger, 13.8.2021)