Viel Aufwand auf der Bühne, viel Ärger hinter den Kulissen: Das Bühnenspektakel in Mörbisch macht nicht alle froh. Im Bild: die Proben zu "West Side Story".

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Am Donnerstag wies das Ensemble per "Fair P(l)ay"-Transparent beim Schlussapplaus auf ihr Anliegen hin.

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"Wir sind ausverkauft!", prangt es auf der Website der Seefestspiele Mörbisch, und das bedeutet für ein Sommerfestival eigentlich Gutes. Am Neusiedlersee führt das aber nach dem jüngsten Streit zwischen dem künstlerischen Direktor Peter Edelmann und Neo-Generalintendant Alfons Haider vor dem Saisonende am Samstagabend noch zu neuen Verwerfungen. Denn Ensemblemitglieder fühlen sich nicht vertragsgemäß honoriert. Zwei Zusatzvorstellungen der West Side Story würden nicht korrekt bezahlt, berichtete zuerst die APA. Am Donnerstag wurde darauf auch per "Fair P(l)ay"-Transparent beim Schlussapplaus hingewiesen.

Man habe die Zusatzvorstellungen unter Protest gespielt, heißt es gegenüber dem STANDARD, weil man nicht wollte, dass "6.200 Zuschauer, die nichts dafür können, wieder nach Hause gehen müssen". Nachdem Gespräche mit den Seefestspielen gescheitert sind, haben die Künstler inzwischen einen Anwalt eingeschaltet.

Zu wenig Gage

Normalerweise werden Zusatzvorstellungen extra bezahlt, und Künstler freuen sich, weil sie dadurch etwas mehr verdienen. Das ist in diesem Fall aber nicht so. Denn der Vertrag birgt eine Sonderregelung, dass 16 Vorstellungen gespielt werden müssen, aber 18 bezahlt werden. Diese Rechnung liegt laut einem anonym bleiben wollenden Künstler daran, dass viele Agenturen gesagt hätten, sie könnten ihre Künstler nicht zum von den Seefestspielen gebotenen Preis dort auftreten lassen. Statt einer Gagenerhöhung kam es also zu dieser Lösung, die aber inkludiert: Sollten statt der 16 angesetzten Termine 18 gespielt werden, wären die zwei abgegolten.

Aus Sicht der Künstler hätten diese jedoch noch während der Probenzeit fixiert werden müssen. Diese Frist hätten die Seefestspiele aber verpasst. Festspieldirektor Dietmar Posteiner wiederum erklärt, eine Anmeldefrist für Zusatztermine gebe es im Vertrag nicht. Es habe in über 30 Jahren nie solche Probleme gegeben. Es wisse doch "jeder, dass Zusatztermine angesetzt werden, wenn die Berichte oder Mundpropaganda nach der Premiere anziehen".

Musical statt Operette

Zur Lage trägt bei, dass Teile des Ensembles sich generell nicht gut behandelt fühlen. In einem Protokoll aus dem Tanzensemble ist von nicht eingehaltenen Ruhezeiten und Verbrennungen wegen der Hitze die Rede. Die Proben seien beim Musical schwieriger als bei der Operette, das Ensemble sei über die Probensituation irritiert gewesen, hätte aber kein Gehör bekommen, klagt ein Künstler. Dass man schlecht auf so ein Musical vorbereitet gewesen sei? Mit der Kritik kann Edelmann nichts anfangen. (wurm, 13.8.2021)