Heuer mussten wegen Hochwassers bereits viele Garagen ausgepumpt werden, der Bedarf an passendem Equipment steigt.

Foto: APA / Stadt Wien / Feuerwehr

Das Wort "Krisengewinner" nimmt Dieter Siegel, Chef des Feuerwehrausrüsters Rosenbauer mit Sitz in Leonding bei Linz, nicht so gern in den Mund. Tatsächlich aber sei es so, dass immer nach Extremwetterereignissen ein steigender Bedarf an "Sachen, die sich abnutzen oder verschleißen", da sei. Das seien bei Hochwasser in erster Linie Schläuche, aber auch Pumpen, die serviciert oder neu geliefert werden müssten.

Was die Waldbrände betrifft, die im Mittelmeerraum toben, sei das große Thema Prävention bzw. Früherkennung, auch mittels Drohnen. Wenn sich ein Brand erst einmal ausgebreitet habe, sei es sehr schwierig, ihn einzudämmen und zu löschen, zumal wenn sich der Brandherd im Landesinneren befinde. Dort Wasser hinzubringen sei nicht nur aufwendig, sondern auch zeitraubend.

Engpässe in Lieferketten

Im ersten Halbjahr haben Rosenbauer, Weltmarktführer bei Löschfahrzeugen, noch ganz andere Dinge beschäftigt, wie Siegel bei der Präsentation der Halbjahreszahlen am Freitag sagte. Mit der anziehenden Konjunktur seien Engpässe in verschiedensten Bereichen aufgetreten, die weiter fortwirkten. Ob Fahrgestelle oder Rohstoffe für schwere Eisenteile – teilweise müsse man sich mit der Lieferung bis 2022 gedulden. Wegen fehlenden Kunststoffgranulats sei auch ein Engpass bei Plastiksteckern für elektrische Kabel zum Einsatz in Motoren aufgetreten. "Weil ein einzelnes Teil um drei, vier Euro fehlt, steht eine ganze Linie still", schildert Siegel die Konsequenz.

Dank Liquiditätshilfen an mehreren internationalen Standorten im Gesamtumfang von knapp acht Millionen Euro habe man Effekte aus dieser angespannten Versorgungssituation großteils kompensieren können. In Österreich konnte im Vorjahr zudem zum Mittel der Kurzarbeit gegriffen werden.

Wieder Gewinne im ersten Halbjahr

In den ersten sechs Monaten 2021 ist Rosenbauer nach einem kleinen Verlust Anfang des Jahres wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt. Trotz Aufholprozess im zweiten Quartal lag der Konzernumsatz mit 448,1 Millionen Euro leicht unter dem historischen Rekordwert von 458,0 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2020.

Kräftig gestiegen ist hingegen der Gewinn; das Betriebsergebnis (Ebit) verbesserte sich von 5,4 auf 9,3 Millionen Euro, wobei insbesondere Europa und die Region Asien/Pazifik eine gute Performance zeigten. Mit gut einer Milliarde Euro ist auch das Auftragsbuch weiter gut gefüllt. Für das Gesamtjahr rechnet Rosenbauer mit einem gegenüber 2020 stabilen Umsatz von gut einer Milliarde Euro und einer Ebit-Marge von rund 5,0 (2020: 5,5) Prozent.

Österreich-Geschäft läuft gut

Auf dem Heimmarkt Österreich laufe das Geschäft "auf sehr gutem Niveau", sagte Konzernchef Siegel. Allerdings spüre man, dass die als Einnahmenquelle wichtigen Feuerwehrfeste während der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnten. Laut einer Studie dürften den freiwilligen Feuerwehren dadurch rund 100 Millionen Euro entgangen sein. Dafür habe es aber Hilfen aus dem staatlichen Entschädigungsfonds gegeben.

Mit Löschfahrzeugen (mit und ohne Drehleitern) macht Rosenbauer etwa 78 Prozent des Umsatzes. Weitere wichtige Umsatzbringer sind Feuerwehrhelme und Schutzstiefel. Auch das Servicegeschäft, das unter den zahlreichen Lockdowns in der kritischen Phase der Pandemie stark gelitten hat, laufe wieder gut.

Der Weltmarkt für Löschfahrzeuge liegt ziemlich stabil bei rund 20.600 Stück im Jahr, und es sind großteils öffentliche Stellen, die über Ausschreibungen Fahrzeuge bestellen.

Elektroantrieb

Weiter ausbauen will Rosenbauer seine Palette an elektrisch betriebenen Löschfahrzeugen, die sich insbesondere zum Einsatz in Städten eignen. Derzeit habe man 15 Orders für den Fahrzeugtyp AT (steht für Advanced Technology) vorliegen, der im Vorjahr gelauncht wurde. Dazu kämen noch 20 Reservierungen und neun Demofahrzeuge. Heuer sollen ganze elf Stück des AT produziert werden, 2025 ist eine Jahresproduktion von 100 Stück vorgesehen. Bis 2031 soll die Jahresproduktion laut derzeitigen Plänen auf 200 Stück steigen.

Mit zunehmender Stückzahl sollte der Preis der Fahrzeuge der AT-Linie, die derzeit ab 900.000 Euro inklusive Rund-um-die-Uhr-Service kosten, sinken. Siegel rechnet mit einem Kostensenkungspotenzial von 15 bis 20 Prozent.

(Günther Strobl, 14.8.2021)