Daniel Barenboim am Pult in Salzburg.

Foto: Salzburger Festspiele/Marco Borrelli

Kein Wunder, dass "die" Franzosen das Stück ab gelehnt haben: deutscher Märchenwald, kontrapunktische Gründlichkeit und der Deutsch-Französische Krieg auch noch keine zwanzig Jahre her. César Francks Symphonie d-Moll FWV 48 grenzte an Hochverrat. Zumindest für die französisch-patriotische Musikszene von Debussy, Ravel und Gounod abwärts. Es ist also durchaus ein "Versöhnungswerk", wenn das West-Eastern Divan Orchestra und Daniel Barenboim diese grandiose d-Moll-Symphonie in all ihren romantisch-dramatischen und formal stringenten Facetten zu glanzvoller Wirkung bringen. Die Wiedergabe im Salzburger Großen Festspielhaus packte vom Aufziehen des Nebels in der Einleitung an und ließ die Aufmerksamkeit nicht mehr los.

Dramatisch aufgebaute und eruptiv sich lösende Spannung im ersten Satz wurde von Orchester und Dirigent in aufregenden Kontrast zum liedhaft "frommen" zweiten Thema gestellt. Im zweiten Satz träumt ein Englischhorn über einem Streicher-Pizzicato, das von der Harfe mit Glanz versehen wird. Das klang wie eine einzige Laute.

Reizvolle Kontraste

Damit es nicht fad wird, brachten Barenboim und die Seinen die schwebenden Elfen im Walde auch zum hurtigen Tanzen: reizvolle Kontraste in Werk und Wiedergabe. Der dritte Satz lässt frühere Motive und Nachdenklichkeiten wieder aufleben – um in ein fröhlich triumphierendes Finale zu münden. Cool. Eröffnet wurde das Programm mit einer spritzigen Lesart von Beethovens Ouvertüre zum Ballett Die Geschöpfe des Prometheus op. 43. (klaba, 13.8.2021)