Die Bluttat in Plymouth sorgt auch deshalb landesweit für Entsetzen, weil Schusswaffengewalt in Großbritannien selten ist.

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Plymouth – Die englische Stadt Plymouth steht nach der Bluttat mit sechs Toten unter Schock: Am Sonntag wurde in mehreren Kirchen in der Grafschaft Devon der Getöteten mit Gebeten gedacht. Zu den fünf Opfern gehören die Mutter des Täters und ein dreijähriges Mädchen und ihr 43 Jahre alter Vater. Auch ein 59 Jahre alter Mann und eine 66-jährige Frau wurden getötet. Zwei Menschen wurden zudem durch Schusswunden verletzt. Der 22 Jahre alte Täter tötete sich schließlich selbst.

Neben Trauer und Fassungslosigkeit wächst aber auch die Kritik an der Polizei, die dem Täter nur wenige Wochen vor der Tat eine Waffe und einen Waffenschein zurückgegeben hatte, die zuvor wegen einer mutmaßlichen Körperverletzung entzogen worden waren.

Der Mann hatte sich zudem in sozialen Medien zu der frauenverachtenden "Incel"-Szene bekannt. Die Abkürzung stammt vom englischen Begriff "involuntary celibate" und bezeichnet vorwiegend Männer, die unfreiwillig enthaltsam leben und Hass auf Frauen sowie auf sexuell aktive Männer entwickeln. Der Vorfall löste eine Debatte darüber aus, ob die Auftritte von Waffenscheinhaltern in sozialen Medien von der Polizei routinemäßig überprüft werden sollten.

Relativ seltene Schusswaffengewalt

Die Bluttat sorgt auch deshalb landesweit für Entsetzen, weil Schusswaffengewalt selten ist – nach Angaben der National Crime Agency ist sie so niedrig wie in wenigen Ländern weltweit. Die Waffengesetze sind streng.

Der bisher letzte Amokfall ist gut elf Jahre her: Im Juni 2010 erschoss ein Mann im nordwestenglischen Gebiet Cumbria zunächst seinen Zwillingsbruder und einen Anwalt, Auslöser war offenbar ein Erbstreit. Anschließend tötete er zehn weitere Menschen und verletzte etwa ein Dutzend, bevor er sich selbst erschoss. Der Täter verfügte über einen Waffenschein. Auch Jake D. hatte nach Polizeiangaben mindestens für das Jahr 2020 eine entsprechende Erlaubnis. Die Tatwaffe hatte er legal erworben, wie die Polizei später mitteilte. (APA, 15.8.2021)