Befeuert der Ruf nach einem Bargeldlimit krude Verschwörungstheorien?

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Die EU-Kommission trommelt für eine einheitliche Bargeldobergrenze in der EU. Im Rahmen der Geldwäschebekämpfung sollen nur noch Geschäfte bis zu 10.000 Euro in bar beglichen werden dürfen. Das klingt nicht unvernünftig. Man will Kriminellen das Handwerk, wenn schon nicht legen, so doch erschweren. Einmal vom Konto abgehoben lassen sich die Spuren von Scheinen und Münzen tatsächlich vergleichsweise schlecht nachvollziehen. Trotzdem darf bezweifelt werden, dass der Vorschlag für ein EU-weites Limit die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt ist.

Derzeit regeln die Länder der EU das ganz unterschiedlich. Die einen – wie Österreich – haben gar keine Beschränkung, in anderen Ländern wie Griechenland gilt für Bürger und Bürgerinnen mit 500 Euro eine vergleichsweise niedrige Bargeldobergrenze. Sorgfaltspflichten gibt es auch in Österreich. Im Handel muss die Identität eines Kunden bei Zahlungen über 10.000 Euro überprüft werden. Auf dem Bau gilt für Unternehmen ein Limit von 500 Euro.

Liebe zu Barem

Nun kann man der Liebe zu Barem, die Länder wie Österreich und Deutschland besonders hegen und pflegen, eine gewisse Schrulligkeit nicht absprechen. Nicht umsonst wird in vielen EU-Staaten mittlerweile der elektronischen Zahlung der Vorzug gegeben. Technologisch ist die Zeit reif. Doch vorschreiben lassen wollen sich das viele nicht. Zu Recht. Es geht auch um persönliche Freiheit. Dementsprechend emotional wird das Thema diskutiert – selbst wenn die meisten von einer Obergrenze im Alltag nur selten betroffen sein dürften. Die EU sollte die Zweifelnden tunlichst ernst nehmen.

Denn es gibt Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit der Maßnahme. Oder glaubt jemand ernsthaft, dass Kriminelle auf Barsummen von 10.000 Euro angewiesen sind? Nun hat sich Österreich in Geldwäschefragen in der Vergangenheit nicht immer hervorgetan. Doch in diesem Fall hat Finanzminister Gernot Blümel recht, wenn er sagt, dass andere Regulierungsmaßnahmen – etwa bei Kryptowährungen – sinnvoller sind.

Und von berechtigter Skepsis einmal abgesehen: Auch wenn von einer Abschaffung des Bargelds nicht die Rede ist, bietet der Ruf nach einem Limit nur weiteren Stoff für krude Verschwörungstheorien. Die Eliten hätten das Coronavirus in die Welt gesetzt, um das Bargeld abschaffen und Menschen besser ausbeuten zu können, lautet nur eine davon. Der Schluss aus all dem kann nur lauten: Die Zeit von Münzen und Scheinen sollte dann ablaufen, wenn die Bürger bereit dafür sind. (Regina Bruckner, 15.8.2021)