Auch männliche Flugbegleiter dürfen bei United Airlines jetzt Nagellack tragen. Weibliches Personal kann, muss aber nicht.

Foto: United Airlines

Die Fluglinien Play (Island) und Sky Up (Ukraine) haben es bereits vorgemacht: Uniformen fürs Kabinenpersonal dürfen auch etwas legerer ausfallen. Doch die meisten großen Fluglinien sind immer noch eher auf der traditionellen Seite, was die Bekleidungsvorschriften angeht.

Nun hat United Airlines einen ersten Schritt gewagt, der auch bei anderen großen Fluggesellschaften Schule machen könnte: Die Airline mit Sitz in Chicago hat offiziell flexiblere Standards für das Erscheinungsbild ihrer Flugbegleiter angekündigt. Ab Mitte September darf das Flugpersonal auch kleinere sichtbare Tätowierungen zeigen, Make-up und bunter Nagellack sind ebenfalls erlaubt – nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer. Zuvor war es männlichen Mitarbeitern nicht gestattet, Make-up oder farbigen Nagellack zu tragen.

Flexiblere Richtlinien

Außerdem dürfen männliche Flugbegleiter jetzt lange Haare tragen, während diese vorher nicht über den Hemdkragen hinausragen durften. Für alle langhaarigen Mitarbeitenden sind nun auch legerere Frisuren erlaubt – solange die Haare irgendwie zusammengehalten werden.

Die Änderungen sollen insbesondere eine größere Freiheit des "geschlechtlichen Ausdrucks" ermöglichen, um "unsere Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, sich so zu präsentieren, wie sie sich am sichersten fühlen", so United in einer Erklärung. "Unsere modernisierten Richtlinien zum Erscheinungsbild fördern ein unterstützendes, ermutigendes und positives Umfeld für unsere Mitarbeiter und Kunden gleichermaßen."

Fortschritte

Die flexibleren Richtlinien sind in der Tat ein positiver Schritt in einer Branche, in der die Uniformen oft noch auf der Geschlechtertrennung beruhen. In der gesamten Branche wurden für weibliche Flugbegleiterinnen einige Fortschritte bei der Einführung geschlechtsneutralerer Regeln für das Erscheinungsbild erzielt, zum Beispiel verlangen einige Fluggesellschaften nicht mehr, dass Frauen Make-up tragen, oder bieten ihnen Uniformen mit Hosen statt nur mit Röcken an.

Virgin Atlantic zum Beispiel hat dem weiblichen Flugpersonal erst 2019 erlaubt, Röcke gegen Hosen zu tauschen und auf Make-up zu verzichten. Männliche Flugbegleiter hingegen sind weitgehend auf die traditionellen Geschlechternormen beschränkt. British Airways etwa schreibt vor, dass die Frisur von Männern "einem konventionellen Stil entsprechen muss, der für ein professionelles Umfeld angemessen ist; rasierte oder modellierte Frisuren und langes Haar sind nicht erlaubt".

Größerer Vorstoß

Die neuen Regeln treten bei United am 15. September in Kraft und gelten auch für andere Mitarbeiter mit Kundenkontakt wie Kundendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und andere Flughafenmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Später in diesem Jahr plant die Fluggesellschaft, die flexibleren Regeln auf andere Gruppen wie Pilotinnen und Piloten auszuweiten.

Die Veränderungen bei United sind Teil eines größeren Vorstoßes, um die Geschlechtertrennung in der Luftfahrtbranche aufzuheben. In den letzten Jahren haben große Fluggesellschaften ihre Buchungssysteme um eine Option für nichtbinäre Geschlechter erweitert. Einige Fluggesellschaften wie United haben Begriffe wie "Damen und Herren" aus ihren Borddurchsagen entfernt. (red, 17.8.2021)