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Die Sängerin Yola hat für ihr nun erschienenes Album an allen Songs mitgeschrieben.

Foto: AP

Schön war ihr Debütalbum. Es erinnerte in manchen Momenten gar an Dusty Springfield und besaß Parallelen dazu. Schließlich war die Britin Springfield für ihre überzeugendste Arbeit Dusty in Memphis ebenso in die USA gegangen wie Yola.

Die Britin Yola – mit einer Vergangenheit als obdachlose Jugendliche und später als Sängerin bei der Band Massive Attack – nahm ihr Folk- und Soul-Debüt Walk Through Fire 2019 in Nashville auf. Dorthin geholt hatte sie Dan Auerbach für sein Label Easy Eye Sound. Auerbach ist Gitarrist und Sänger der Band The Black Keys und als solcher weltberühmt.

Unter ihren Möglichkeiten

Auerbach produzierte ihr Debüt mit Songs von diesbezüglichen Großmeistern wie Dan Penn – und das Album wurde ein Überraschungserfolg und aus dem Stand für drei Grammys nominiert. Dennoch wirkte Yola so, als wäre sie unter ihren Möglichkeiten geblieben, vor allem die dominierende Gemächlichkeit vieler Songs schien nicht zu ihrem Wesen zu passen.

Das erkannte sie offenbar selbst. Für ihr nun erschienenes Folgealbum Stand For Myself hat sie das Kommando übernommen, an allen Songs mitgeschrieben – und sie drückt öfter aufs Gaspedal. Auch die Produktion ist fetter. Klang diese auf ihrem Debüt noch konventionell der Songwriter-Ästhetik verpflichtet, hört man nun die Basstrommel stärker im Vordergrund, was mit der angezogenen Geschwindigkeit ein paar coole Groover ergibt.

Easy Eye Sound

Diese konvenieren mit dem Cover-Artwork, in dem Yola sich wie Donna Summer gibt – angetan in kardinalem Purpur. Daneben pflegt die 38-jährige Yolanda Quartey weiterhin ihre Sensibilität. Das zeitigt Balladen wie Great Divide und entfaltet in Midtempo-Schleichern wie Starlight seine Wirkung.

Langzeitbegleitung

Yola hat sich ihre eigene Band zusammengestellt, Auerbach ist zwar als Förderer und Produzent weiterhin dabei, in Interviews erzählt Yola aber davon, dass sie nun die Richtung bestimmt. Schon der Albumtitel unterstreicht das – und Auerbach fördert das. Nicht nur, weil Yola neben ihm selbst der kommerziell erfolgreichste Act seines Labels ist.

Easy Eye Sound

Er kommt vom Blues und von einer Haltung, die im Musikbusiness rar geworden ist: Der 42-Jährige begleitet Künstler bei ihrer Entwicklung; er sieht sie nicht bloß als Devisenbringer, als Durchgangsposten, die man ausquetscht und anschließend auf der Halde der No- oder One-Hit-Wonder entsorgt.

So eine Sicherheit schafft Platz für Experimente. Stand For Myself bestätigt diese Haltung und erfreut mit Soul, zart countryesken Ausflügen und zeigt in jedem Moment eine Musikerin, die sich pudelwohl dabei fühlt, in den verschiedenen Stilen vollends aufzugehen. (17.8.2021)