Pro
von Philip Pramer

Der Speisewagen, er ist eigentlich ein rollendes Oxymoron. Das Ambiente mit weißen Tischtüchern, Lämpchen, die Kerzen simulieren, und dem herausgeputzten Personal ist ein Widerspruch zu dem Mikrowellenessen, das dort in der Regel serviert wird. Das sage ich als ehemaliger Speisewagenkellner.

Wer dort gut essen will, ist aber ohnehin fehl am Platz. Vielmehr ist der Speisewagen der Tummelplatz für gesprächige Mitreisende. Zeit zum Reden gibt es ja genug. Oft sind die Speisewägen zudem ein Vorgeschmack auf die kulinarische Welt der Endstation. Und mit der Aussicht kann ohnehin kein Panoramarestaurant mithalten.

Leider wurden die Speisewägen vielerorts zu seelenlosen Bistros geschrumpft, die kaum zum Verweilen einladen. Im Nachtzug bleibt den Schlaflosen überhaupt nur noch der Spaziergang zwischen den Wagons.

Also: Nutzen Sie die Speisewägen, solange es sie noch gibt. Und laden Sie den Kellner ruhig mal auf einen Kaffee ein.

Kontra
von Nora Laufer

Reisen macht hungrig, zumindest mich. Es gibt kaum Schöneres, als die Landschaft an sich vorbeiziehen zu lassen, zu jausnen und vielleicht, ja vielleicht noch ein Reiseachterl dabei zu genießen. Jetzt kommt das große Aber: In vielen Zügen gibt es gar keinen Speisewagen – und wenn, dann sind die Bordrestaurants zumeist gut belegt.

Natürlich gibt es auch noch die Alternative der mobilen Speisewagerln, in denen man Snacks und Getränke erwerben kann. Aber – gerade als Vegetarierin – ist das Angebot mäßig: Wer isst schon gern ein in Plastik verpacktes, längst nicht mehr resches Weckerl, das viel zu dürftig mit Käse belegt ist?

Also doch lieber selbst Proviant einpacken. Eine ausgiebige Jause verkürzt nicht nur jede lange Bahnreise, sondern kann auch – wenn man nicht gerade ein übel riechendes Thunfischweckerl einpackt – zum netten Austausch mit Sitznachbarn führen. Ein Schluckerl Weißwein bleibt in der Thermosflasche kühl. Schöner geht Reisen nicht. (RONDO, 10.10.2021)