Elon Musk ist jetzt öfter im brandenburgischen Grünheide. Dort, 60 Kilometer östlich vom Berliner Zentrum, entsteht die Gigafabrik des Tech-Milliardärs, in der ab dem kommenden Jahr eine halbe Million Elektroautos produziert werden sollen.

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Elon Musk über Armin Laschet: "Er scheint ein großartiger Kerl zu sein."
Foto: Reuters / Patrick Pleul

Die lokale Politprominenz war schon da, doch nun hatte Musk mit Armin Laschet (CDU) erstmals einen deutschen Kanzlerkandidaten eingeladen. Man besichtigte die Baustelle und tauschte sich darüber aus, wie man Planungs- und Genehmigungsverfahren vereinfachen könnte. Schließlich hatte Laschet schon bei der Präsentation des Wahlprogramms ein "Entfesselungspaket" für die Wirtschaft versprochen.

Zwar musste Musk lachen, weil Laschet sich darüber Gedanken machte, ob Wasserstoff- oder Elektroautos zukunftsfähig seien. "Die Zukunft ist elektrisch. Sie verschwenden Ihre Zeit", sagte er. Doch letztendlich kam Musk zu einem freundlichen Urteil über Laschet: "Er scheint ein großartiger Kerl zu sein."

Nicht gerade schwungvoll

Derlei Zuspruch bekommt Laschet in den eigenen Reihen nicht. Im Gegenteil, man beobachtet dort besorgt einige unerfreuliche Entwicklungen: die nicht eben schwungvolle Performance Laschets, die schlechten Umfragewerte der Union und die mageren Zustimmungswerte für den Kanzlerkandidaten.

32,9 Prozent hat die Union bei der Bundestagswahl 2017 geholt. Das war für viele damals ein Schock. Vier Jahre zuvor, als Merkel auf dem Höhepunkt ihrer Beliebtheit stand, waren es 41,5 Prozent gewesen, die Union verpasste nur knapp die absolute Mehrheit.

So viel erwartet in knapp sechs Wochen, bei der Bundestagswahl am 26. September, niemand. Aber deutlich mehr als jene 25 oder 26 Prozent, die das Insa-Institut und die Forschungsgruppe Wahlen der Union ausweisen, sollen es schon sein. Derzeit hat eine schwarz-grüne Koalition, die zunächst wochenlang als die wahrscheinlichste aller Konstellationen galt, auch keine Mehrheit mehr.

Nicht erfreulicher ist der Blick auf Laschets persönliche Werte: Er liegt bei 13 Prozent, Annalena Baerbock (Grüne) kommt auf 15 Prozent. Unangefochten an der Spitze ist SPD-Mann Olaf Scholz mit 29 Prozent.

Noch kein zündendes Thema

Laschet hat noch kein zündendes Thema gefunden. Er tritt als Bewahrer des Merkel’schen Erbes an – natürlich mit der Botschaft, dass vieles noch besser und in Maßen grüner werden soll. Die Steuern will er nicht erhöhen, Senkungen stellt er jedoch auch keine in Aussicht. Geschadet hat ihm sein Auftritt im Hochwassergebiet – als er, hinter Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier stehend, bei dessen Rede lachte.

Die Flutkatastrophe in Laschets eigenem Bundesland Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland-Pfalz hat ihm auch den Wahlkampfauftakt im Europapark Rust (Baden-Württemberg) verhagelt. Eigentlich hätte Laschet dort durchstarten wollen. Aber angesichts des Leids und der vielen Toten in den Hochwassergebieten wären Bilder neben Achterbahnen und anderem Vergnügungsvehikeln dann unangebracht gewesen. Nun wird es am Samstag eine große Veranstaltung in Berlin geben. Auch Merkel und der CSU-Vorsitzende Markus Söder werden erwartet. Dieser wollte ja auch Kanzlerkandidat der Union werden, hat sich aber gegen Laschet nicht durchsetzen können.

Dafür macht er jetzt, zum Start der Briefwahlabgabe, deutlich, dass Laschet noch einen Zahn zulegen muss. "Man kann nicht sagen, dass alles perfekt läuft. Wir müssen jetzt schon die Ärmel hochkrempeln", sagte Söder am Montag im Talk mit der Bild-Zeitung und warnte erneut davor, dass die Union nach 16 Jahren Merkel das Kanzleramt im September durchaus auch verlieren könnte.

"Das überzeugt niemanden"

Söder ist nicht der einzig Besorgte. So erklärte auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) über den bisherigen Wahlkampf: "Das überzeugt niemanden. Wir werden unseren eigenen Ansprüchen nicht gerecht." Laschet müsse stärker Themen in den Vordergrund rücken, die die Menschen interessierten.

Marco Wanderwitz (CDU), der Ostbeauftragte der Bundesregierung, klagt: "Als Union haben wir es bisher nicht geschafft, den Bürgern deutlich zu machen, dass wir mit Armin Laschet das beste Personalangebot und das beste inhaltliche Angebot haben."

Es ist nun aber nicht so, dass Laschet bisher gar nicht aufgetreten wäre. Seine "Sommerreise" hat ihn schon ins sächsische Torgau und in einen Frankfurter Boxclub geführt, was der Spiegel so kommentierte: "Die Vorliebe des Herrn Laschet für seltsame Orte". (Birgit Baumann aus Berlin, 17.8.2021)