Opfergedenktafel am Bahnhof von Bologna.

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Der Bahnhof nach dem Anschlag im Jahr 1980. Für Hinterbliebene der Opfer sowie einen guten Teil der italienischen Öffentlichkeit steht fest, dass für den Anschlag zwar die Bombenleger, nicht aber die Hintermänner verurteilt worden sind.

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Die Verbindungen zwischen Teilen des italienischen Sicherheitsapparats und rechtsextremen Terrorgruppen der Achtzigerjahre werfen ihre Schatten bis in die Gegenwart. Besonders der Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna bewegt Italien noch immer. Damals, am 2. August 1980, starben 85 Menschen, mehr als 200 wurden verletzt. Es war der blutigste Anschlag in der italienischen Nachkriegsgeschichte, ganze Familien wurden ausgelöscht, das Land stand tagelang unter Schock.

Die Suche nach den Tätern war langwierig. Erst 15 Jahre nach dem Anschlag wurden eine Frau und ein Mann, beide Mitglieder der neofaschistischen Terrorgruppe "Nuclei Armati Rivoluzionari" (NAR), der "Bewaffneten Revolutionären Zellen", für die Tat verurteilt. Für Hinterbliebene der Opfer sowie einen guten Teil der italienischen Öffentlichkeit steht allerdings fest, dass für den Anschlag zwar die Bombenleger, nicht aber die Hintermänner verurteilt worden sind.

Der Bahnhof von Bologna kurz nach dem rechtsextremen Anschlag 1980.
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Denn schon kurz nach dem Attentat wurde offensichtlich, dass italienische Geheimdienste die Ermittlungen sabotierten und es Verbindungen zwischen ihnen und den Neofaschisten gab. Auch passte der Anschlag in die Strategie jenes gut vernetzten Zirkels von Personen, die mit allen Mitteln versuchten, die – für ein westeuropäisches Land außergewöhnlich starke – Kommunistische Partei zu schwächen und von einer Regierungsbeteiligung fernzuhalten.

Strategie der Spannung

Im Rahmen dieser "Strategie der Spannung" wurden Terroranschläge unter falscher Flagge inszeniert, die der politischen Linken in die Schuhe geschoben wurden. Ausgeführt wurden diese mörderischen Attentate meist von Neofaschisten. So wurde permanent die kommunistische Gefahr an die Wand gemalt und ein Klima der Angst erzeugt, in dem Rufe nach einem "starken Mann", der für Ruhe und Ordnung sorgt, unüberhörbar wurden. Einem Klima, von dem die politische Rechte profitierte und in dem der Boden für einen Militärputsch bereitet wurde. Tatsächlich stand Italien in jenen Jahren kurz von einem Coup. Der Bahnhof von Bologna war von dieser Sichtweise aus ein ideales Ziel, die Stadt wurde 1980 von den Kommunisten und Kommunistinnen regiert.

Ein Mastermind dieser Strategie war der Chef der Freimaurerloge Propaganda Due (P2), Licio Gelli. Laut den Aussagen von Libero Mancuso, einem der ermittelnden Staatsanwälte, hat Gelli auch die Fäden hinter dem Anschlag auf den Bahnhof in Bologna gezogen, es gelang ihm jedoch, durch die Maschen der Justiz zu schlüpfen. Gemeinsam mit zwei Agenten des italienischen Geheimdienstes wurde er lediglich wegen Behinderung der Ermittlungsarbeiten verurteilt.

Licio Gelli, der Chef der Freimaurerloge Propaganda Due.
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Der 2015 verstorbene Gelli war die Schlüsselfigur mehrerer politischer Skandale, die Italien in der Nachkriegszeit schwer belastet hatten. Während des Faschismus meldete sich der 1919 geborene Gelli als Freiwilliger für die "Schwarzhemden" – eine Miliz, die vom faschistischen Diktator Benito Mussolini nach Spanien geschickt wurde, um an der Seite Francisco Francos im Bürgerkrieg zu kämpfen. Später wurde Gelli Verbindungsoffizier der faschistischen "Schwarzhemden"-Miliz zu Nazideutschland mit Kontakten zu Hermann Göring. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Gelli für die US-amerikanische CIA.

Gladio

Gelli spielte auch eine zentrale Rolle bei "Gladio", einer nach dem Kurzschwert der Römer benannten und von CIA und Nato aufgebauten Geheimarmee, deren Existenz erst 1990 publik wurde. Laut dem Wiener Historiker Thomas Riegler war Gladio "ein militärisches Widerstandsnetz, das ab Ende der 1940er-Jahre für eine Invasion des Warschauer Paktes in den Nato-Ländern, aber auch in den neutralen Staaten Finnland, Österreich, Schweden und Schweiz eingerichtet wurde". Eigentlich spreche "man von 'Stay behind', also Guerilla-Kräften, die im Invasionsfall zurückbleiben und hinter der Front Sabotageakte begehen, Informationen per Funk durchgeben oder abgeschossene Piloten sowie Agenten durchschleusen", sagt Riegler zum STANDARD.

Im Jahr 1981 entdeckte man bei einer Hausdurchsuchung von Gellis Villa in Arezzo eine Liste mit den Namen zahlreicher Militäroffiziere, Mafiosi, Bankiers, Politiker und Personen des öffentlichen Lebens, die sich in der Geheimloge Propaganda Due engagierten. Darunter waren die Namen von mehr als 900 Politikern und Industriellen, unter anderem des späteren Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi oder des Oberhaupts des ehemaligen Königshauses, Viktor Emanuel von Savoyen. Die Entdeckung der Liste führte zu einem nationalen Skandal, weil zahlreiche Ämter der italienischen Republik mit Gefolgsleuten Gellis besetzt waren. Laut Staatsanwalt Mancuso hatte die P2 die italienischen Geheimdienste fest ihn ihrer Hand.

Akten werden freigegeben

Vor wenigen Tagen, am diesjährigen Jahrestag des Anschlags von Bologna, kündigte der italienische Ministerpräsident Mario Draghi an, bisher unter Verschluss gehaltene Akten zu Gladio, der P2-Loge und mit ihnen verwobenen Organisationen und Personen freizugeben.

Laut Riegler gibt es bis jetzt "keine Beweise für eine Verwicklung der Nato-Struktur 'Stay behind' in Attentate in Italien. Aber: Die italienischen Geheimdienste haben Ende der 1960er-Jahre eigene Parallelstrukturen aufgebaut, die eng mit neofaschistischen Gruppen zusammenarbeiteten." Etwas Licht in diesen Komplex könnte auch ein weiterer Prozess bringen. Im Februar 2021 erreichten hartnäckige Staatsanwälte, dass ein Gerichtsverfahren gegen ein weiteres mutmaßliches Mitglied der rechtsextremen Terrorzelle von Bologna endlich beginnen konnte.

Die nun freigegebenen Akten sind auch für die österreichische Nachkriegsgeschichte interessant. Den auch hierzulande waren einerseits italienische Agenten und Attentäter aktiv, und andererseits bauten die US-Amerikaner Gladio-ähnliche Strukturen auf. Riegler dazu: "In Österreich wurden erste Stay-behind-Netze schon 1948/49 installiert."

Den Amerikanern kamen ehemalige SS-Männer recht

Die USA rechneten zu Beginn des Kalten Krieges fest mit einem Angriff der Sowjetunion auf Mitteleuropa und trafen entsprechende Vorkehrungen. Bei der Auswahl ihrer Verbündeten in Österreich war man nicht gerade zimperlich. Antifaschistische Widerstandskämpfer, ehemalige und junge Nazis, alte Offiziere sowie sozialdemokratische Gewerkschafter – sie alle standen im Sold der Supermacht. Sie sollten im Falle einer sowjetischen Invasion Widerstand leisten, einen Guerillakrieg im Rücken der feindlichen Truppen entfachen und gegen die Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) arbeiten – die Vereinigen Staaten waren nämlich auch von der Angst getrieben, die KPÖ könnte putschen, nachdem 1948 die Kommunisten in Ungarn und der Tschechoslowakei die Macht übernommen hatten. Um dies zu verhindern, kamen den US-Amerikanern auch ehemalige Nazis und SS-Männer recht, die mit Waffen und Sprengstoff umgehen konnten sowie stramme Antikommunisten waren.

Für ihre Stay-behind-Truppen legten die US-Amerikaner insgesamt 79 geheime Waffenlager mit Pistolen, Maschinengewehren, Panzerabwehrrohren, Sprengstoff und Funkgeräten an, deren Existenz breiten Teilen der österreichischen Bevölkerung im Jahr 1996 durch einen Artikel im "Boston Globe" bekannt wurde. Ein Jahr später wurde der Großteil der Lager von den Behörden geräumt. Auch die Briten legten derartige Lager an.

"Ich war daran selbst beteiligt"

Die Regierung in Wien war überrascht, jedoch äußerten sich danach einige der Beteiligten. Der Verleger und Journalist Fritz Molden, der aktiv im Widerstand gegen die Nationalsozialisten tätig war, bestätigte im STANDARD nach der Entdeckung der Depots, sie hätten dazu gedient, Österreicher in einem Partisanenkrieg gegen sowjetische Besatzer zu bewaffnen. "Ich war daran selbst beteiligt", sagte Molden. "Und natürlich hat die österreichische Regierung davon gewusst – ich selbst habe mit Bundeskanzler Leopold Figl und dem Staatssekretär und späteren Verteidigungsminister Ferdinand Graf gesprochen." Die Regierung des damals besetzen Österreichs durfte jedoch "offiziell natürlich nichts wissen".

Der im Jahr 2014 verstorbene Fritz Molden bei einer Veranstaltung.
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Molden verfügte über einen sehr guten Draht zu den US-Amerikanern. Für seine Verdienste im Widerstand gegen die Nazis bekam er 1947 die Medal of Freedom verliehen, ein Jahr später heiratete er die Tochter des späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles. Ob er selbst für die CIA oder ihre Vorläufer gearbeitet hat, ist nicht eindeutig belegt, Indizien sprechen jedoch dafür.

Waffenlager der Gewerkschaft

In Österreich existierten aber auch illegale Waffenlager ganz anderer Art. Sie wurden von heimischen Gewerkschaftsfunktionären angelegt. Der langjährige Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) und zeitweilige SPÖ-Innenminister, Franz Olah, war über Jahre die zentrale Figur eines antikommunistischen Stay-behind-Netzwerks.

Seine Stunde kam im Oktober 1950, als eine massive Verteuerung von Grundnahrungsmitteln eine Streikbewegung in der österreichischen Arbeiter- und Arbeiterinnenschaft auslöste, an der sich Funktionäre der KPÖ maßgeblich beteiligten. Olah, damals Chef der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft, bot seinem sozialdemokratischen Parteifreund Innenminister Oskar Helmer an, mit seinen Leuten die Streikbewegung "zu beenden". Tatsächlich schafften es Olahs Truppen, die mit von den US-Amerikanern bezahlten Holzprügeln bewaffnet waren, die Streikbewegung rasch auszubremsen.

Streikende Arbeiter im Oktober 1950 in Wien.
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Unter Olahs-Streikbrechern waren zahlreiche ehemalige Nazis und Rechtsextreme, wie etwa Norbert Burger, ein späterer Südtirol-Attentäter und Chef der 1988 verbotenen Nationaldemokratischen Partei (NDP). Der Streik selbst, der zeitweise äußerst militant geführt wurde, war jedoch auch erfolgreich. In Industriebetrieben wurde ein höherer Stundenlohn erkämpft.

Rechte Kreise bezeichnen die Streikbewegung noch heute als "Kommunistenputsch", eine Darstellung, die von keinem seriösen Historiker geteilt wird und von damals Streikenden zurückgewiesen wurde. Auch hielten sich die Sowjets, die in jenem Jahr den Osten Österreichs und Teile Wiens kontrollierten, sehr zurück.

Autos, Karabiner, Pistolen, Sprengstoff und Funkanlagen

Um das Gespenst einer möglichen kommunistischen Machtübernahme zu vereiteln, wurde in der Folge das sogenannte "Sonderprojekt" von Olah ins Leben gerufen: Unter kräftiger finanzieller Unterstützung der CIA und einer explizit antikommunistischen US-Gewerkschaftsorganisation wurden unter dem Deckmantel des Österreichischen Wander-, Sport- und Geselligkeitsvereins (ÖWSGV) Räumlichkeiten und Fahrzeuge angemietet. Die geselligen Wanderer hatten bald Karabiner, Pistolen und Sprengstoff beschafft und in zahlreichen Depots versteckt. Olah selbst spricht in seinen Memoiren vom Aufbau einer "systematischen Abwehrorganisation", um für neuerliche Versuche der Machtergreifung der Kommunisten in Österreich gerüstet zu sein. Zusätzlich wurden in Einrichtungen der SPÖ und der Gewerkschaft starke Funksender installiert.

Das "Sonderprojekt" existierte auch nach dem Abschluss des Staatsvertrags und dem Abzug fremder Truppen im Jahr 1955 weiter. Zeitweise sollen mehr als 2.000 Mann unter dem Oberbefehl von Olah gestanden sein, der im Laufe der Jahre rund zehn Millionen Schilling, eine für damalige Verhältnisse enorme Summe, aus den USA bekommen hat. 1959 half Olah der "Kronen Zeitung" finanziell auf die Beine. Nach diversen Skandalen, unter anderem spendierte Olah der FPÖ eine Million Schilling, brach die Sozialdemokratie 1965 mit ihm. Olah reagierte mit der Gründung einer eigenen Partei, die lediglich bei den Gemeinderatswahlen in Wien punkten konnte.

Gegen die KPÖ und Italien

Im Umfeld von Olah tauchten bekannte Rechtsextreme auf, wie etwa jenes Duo, das für Sprengstoffanschläge auf KPÖ-Parteilokale und ein Büro der italienischen Fluglinie Alitalia verantwortlich war. Die Airline und andere italienische Einrichtungen wurden von Rechtsextremen angegriffen, um den Konflikt in Südtirol zu unterstützen. Ein zentrales Thema jener Tage.

Franz Olah in seiner Zeit als Innenminister.
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Ein Olah-Gefolgsmann aus jenen Tagen ist auch heute in der rechten Szene umtriebig – er nahm am 31. Juli dieses Jahres an der Demonstration der Identitären in Wien teil.

"Es ist sehr wenig darüber bekannt, weil Olah alle Akten zu seinem 'Sonderprojekt' vernichten ließ", sagt der Historiker Riegler. Wo die Waffen des "Sonderprojekts" gelandet sind, bleibt ein Geheimnis. "Es gibt Dinge in einem Staat, über die spricht man nicht", antwortete der 2009 verstorbene Olah auf entsprechende Fragen. 1994 gab es in seinem ehemaligen Wiener Büro einen Waffenfund, in einem Tresor der Bau- und Holzgewerkschaft fand sich eine gut versteckte Pistole.

Wilhelm Höttl und der spätere FPÖ-Spitzenpolitiker Kowarik

Neben dem ehemaligen KZ-Häftling Olah und Widerstandskämpfern dienten sich auch Nazis den US-Amerikanern an. Einer der bekanntesten war Wilhelm Höttl, ehemals Direktor des Nazi-Geheimdienstes SD (Sicherheitsdienst) in Wien und später in Südosteuropa. Höttl und andere "Ehemalige", darunter der spätere FPÖ-Generalsekretär Karl Kowarik, spionierten im Auftrag der US-Amerikaner die KPÖ aus und standen auf Abruf der US-Amerikaner bereit.

In einem Interview mit den "Salzburger Nachrichten" im Jahr 1996 plauderte Höttl darüber. Im Fall einer kommunistischen Invasion hätte der ehemalige Hitler-Jugend-Führer Kowarik "junge Leute" bereitstellen und ein ehemaliger SS-Mann die militärischen Operationen leiten sollen. Über die Waffenlager und die Rolle Olahs wusste Höttl Bescheid. Höttl sagte der Zeitung, dass er auch davon ausging, dass Olah "im Fall des Falles", also einer kommunistischen Invasion, der "entscheidende Mann" gewesen wäre. Höttl und Kowarik mischten nebenbei auch bei der Gründung des Verbands der Unabhängigen (VdU) mit, aus dem die FPÖ 1956 hervorging. Sie besorgten Geld, stellten Kontakte her und lieferten Informationen.

Österreichische Nazis im Dienst italienischer Geheimdienste

Zusätzlich war in Österreich noch eine andere antikommunistische Gruppe aktiv, die als ein verlängerter Arm italienischer Geheimdienste zu betrachten ist. Dabei sticht der Journalist Fred Borth hervor, ein ehemaliger Hitler-Jugend-Führer, der nach 1945 in der Neonazi-Organisation Bund Heimattreuer Jugend (BHJ) und der "Legion Europa" tätig war – einem internationalen Zusammenschluss verschiedener Rechtsextremisten, darunter auch Aktivisten und Aktivistinnen aus Italien.

Fred Borth (links) und Konrad Windisch in der Uniform des BHJ, daneben der Nazi-Flieger Hans-Ulrich Rudel, der auch nach 1945 von Rechtsextremen verehrt wurde. Bei seinem Begräbnis im Jahr 1982 flogen "zufällig" Jets der Luftwaffe über sein Grab. Windisch war bis vor wenigen Jahren eine zentrale Figur der Szene.
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Borth, der 1994 verstarb, lieferte diversen Geheimdiensten Informationen en gros und en detail. Neben der österreichischen Staatspolizei zählte auch der italienische Geheimdienst zu den Abnehmern. Borth tarnte sich als Presseagentur "Informationen für Alle" und verfügte stets über exzellente Kontakte ins rechtsextreme Milieu. Auch in den Kreis, der in Südtirol Attentate durchführte. Trotz ideologischer Nähe und persönlicher Bekanntschaften soll Borth vor allem Verrat an Südtirol-Attentätern jener Zeit begangen haben. Sein Name tauchte in Zusammenhang mit Bombenanschlägen in Österreich auf, die von italienischen Akteuren ausgeführt wurden. Es ist gut möglich, dass Borth auch in den nun freigegebenen Akten aus italienischen Beständen erwähnt wird.

"Wegen ein paar Masten oder Brücken werden wir nicht wehleidig sein, aber keine Menschenleben!"

Der sogenannte Südtiroler Freiheitskampf wurde seitens der Regierung mehr oder weniger offen unterstützt, da Einschränkungen und die Unterdrückung der deutschsprachigen Bevölkerung damals offenkundig waren. Der ehemalige Außenminister und spätere sozialdemokratische Bundeskanzler Bruno Kreisky soll zu führenden Aktivisten gesagt haben: "Wegen ein paar Masten oder Brücken werden wir nicht wehleidig sein, aber keine Menschenleben!"

Als ein Finanzier vieler Aktivitäten in Südtirol trat hingegen jener Mann in Erscheinung, der auch über die US-Waffenlager Bescheid wusste: Fritz Molden. Er zog sich aber zurück, nachdem Neonazis eine immer wichtigere Rolle in dem Konflikt spielten, ihn zuspitzten und Todesopfer billigend in Kauf nahmen. Auf der anderen Seiten wimmelte es in Südtirol nur so von Bombenlegern, Spitzeln und Geheimdienstagenten, die auch über Verbindungen zu Gladio verfügten, wie etwa in dem aktuellen Buch "Geheimdienste, Agenten, Spione: Südtirol im Fadenkreuz fremder Mächte" von Christoph Franceschini zu erfahren ist.

In Österreich ist dieses Kapitel der Zeitgeschichte bisher nicht ausreichend beleuchtet worden. Im Gegensatz zu anderen Staaten wurden die Stay-behind-Strukturen in Österreich nie parlamentarisch untersucht, vieles ist weiterhin im Dunkeln. (Markus Sulzbacher, 20.8.2021)