Menschen ab 65 Jahren sollen mindestens sechs und maximal neun Monate nach erfolgte Vollimunisierung ihre Auffrischungsimpfung erhalten, empfiehlt das Nationale Impfgremium.

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Wien – Wer würde derzeit nicht gerne in die Zukunft blicken und wissen, was der Herbst in Bezug auf Sars-CoV2 bringt? Welche Rolle spielen Geimpfte bei der Spitalsbelegung? Wer braucht wann eine Auffrischungsimpfung? Welchen Einfluss hat das Wetter auf das Infektionsgeschehen? Und welche Maßnahmen werden gelten?

Die Frage nach dem dritten Stich wurde am Dienstag schon sehr konkret beantwortet: So teilte das Gesundheitsministerium mit, dass die Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus nur mehr mit den modernen mRNA-Impfstoffen von Pfizer und Moderna erfolgen, entsprechend einer neuen Empfehlung des Nationalen Impfgremiums.

Als Erstes sollen Seniorinnen und Senioren ab 65 Jahren und Risikopatientinnen und -patienten sowie alle mit Astra Zeneca oder Johnson & Johnson Geimpften die Auffrischung erhalten – und zwar nicht später als neun Monate nach dem vorherigen Stich. Als Mindestabstand wurden sechs Monate angegeben. Nach diesen Gruppen sollen alle folgen, die bereits mit Pfizer oder Moderna geimpft wurden. Hier soll der "dritte Stich" neun bis zwölf Monate nach der Vollimmunisierung erfolgen. Für die Gruppe der Zwölf- bis 18-Jährigen wird vorerst keine Auffrischung empfohlen. Hier ist die Impfung aber ohnehin erst Ende Mai angelaufen.

Schon vor dem 17. Oktober

Theoretisch könnten also schon bald die ersten Personen zur Auffrischungsimpfung eingeladen werden. Man müsse den für die Umsetzung zuständigen Bundesländern aber eine gewisse Vorbereitungszeit zugestehen, hieß es aus dem Ministerium. Es könne aber durchaus sein, dass einzelne Termine noch vor Mitte Oktober stattfinden. Zuletzt hatte es geheißen, der dritte Stich werde ab 17. Oktober verabreicht. Die Zahl der seit zumindest einem halben Jahr vollimmunisierten Seniorinnen und Senioren, die somit bereits Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung haben, liegt laut Austria Presse Agentur bei rund 80.500.

Zur Umsetzung werde man beispielsweise in Wien die bewährten Einrichtungen nutzen, hieß es aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Also werde dies nicht nur im niedergelassenen Bereich erfolgen, sondern weiter auch in Impfzentren, in Pflegeheimen sowie bei betrieblichen Impfungen.

Auch zu zwei weiteren Themenkomplexen soll es in den nächsten Tagen genaue Informationen geben: erstens dazu, welche Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus im Herbst gesetzt werden. Diese Frage soll im Laufe der nächsten Tage beantwortet werden, hieß es aus dem Gesundheitsressort. Minister Wolfgang Mückstein (Grüne) könnte sich gut vorstellen, das man in Innenräumen wieder verstärkt Masken trägt, hatte er kürzlich in einem Interview anklingen lassen.

Mehr Daten zu Impfdurchbrüchen

Und bei den Fragen zum Thema Impfdurchbrüche sei ebenfalls "in ein paar Tagen" mit Antworten zu rechnen. Ein Bericht mit neuen Daten soll demnächst vorliegen. Solche Berichte werde es nun regelmäßig geben, hieß es weiter aus dem Ministerium. Ein Impfdurchbruch liegt vor, wenn jemand voll geimpft ist, sich aber trotzdem mit dem Sars-CoV2-Virus infiziert und Symptome entwickelt hat. Durch die Verknüpfung des Epidemiologischen Meldesystems (EMS) und der E-Impfpasses wurden in Österreich seit Jahresbeginn 1.656 Impfdurchbrüche erfasst.

Auch zu Hospitalisierungen und Aufnahmen auf Intensivstationen soll es "in den nächsten Tagen" neue Zahlen geben. Minister Mückstein hatte zuletzt von bisher 127 Impfdurchbrüchen gewusst, die in Österreich stationär behandelt wurden.

Die meisten Spitalspatienten mit Covid-19 sind nicht geimpft, zeigen Rundrufe. Nur ein paar Beispiele: Die Uniklinik Innsbruck vermeldete am Dienstag acht mit dem Virus infizierte Spitalspatienten , drei davon in Intensivbehandlung. Geimpft sei keiner davon. Ganz Tirol meldete am 16.August sieben Covid-Patienten auf Intensivstationen, alle ungeimpft. Zwei von 21 Patienten auf "Normalstationen" waren geimpft. Und in Kärnten waren am Dienstag fünf Patienten wegen einer Corona-Infektion auf der Intensivstation, vier ungeimpft.

Wetter spielt eine Rolle

Eine bestimmende Rolle beim Infektionsgeschehen spielt das Wetter. In einer – noch nicht von Fachkollegen überprüften – Arbeit von Wissenschaftern rund um den Komplexitätsforscher Peter Klimek vom Complexity Science Hub Vienna (CSH), der Medizinischen Universität Wien, Simulationsforscher Niki Popper und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik zeigte sich, dass höhere Luftfeuchtigkeit einen noch größeren Einfluss auf die Übertragungsrate nimmt als warme Temperaturen: Hohe Luftfeuchtigkeit lasse die Aerosole nämlich schneller absinken, sagte Klimek. Bei Wolken oder Regen gingen die Infektionszahlen aber hinauf – was wiederum damit zusammenhängt, dass Menschen sich dann eher in geschlossen Räumen treffen, wo sie sich leichter anstecken. (Gudrun Springer, 17.8.2021)