Noch Ende dieser Woche soll Hakainda Hichilema zum neuen Präsidenten von Sambia vereidigt werden. Sein Vorgänger Edgar Lungu gestand seine Niederlage ein.

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Der sudanesische Milliardär Mo Ibrahim kann aufatmen. Der Stifter des mit fünf Millionen US-Dollar höchstdotierten Preises der Welt hat einen neuen Kandidaten für seine Auszeichnung "vorbildlicher afrikanischer Staatschefs" bekommen. Deren Voraussetzung ist unter anderem, dass der Preisträger sein Amt widerstandslos geräumt hat. Ständig kommt es vor, dass die jährliche Ehrung gar nicht vergeben werden kann: Der Kontinent ist eher für sich mit allen Mitteln an die Macht klammernde Autokraten als für faire Wahlverlierer bekannt.

Viele befürchteten, dass auch der bisherige Chef des südafrikanischen Staats Sambia, Edgar Lungu, zur Kategorie der klebrigen Dauerpräsidenten zählt. Doch der 64-jährige Jurist hat im letzten Moment doch noch seine Niederlage gegen den Herausforderer Hakainda Hichilema eingeräumt, nachdem er zuvor von Wahlbetrug gesprochen und das Militär in die Straßen der Hauptstadt Lusaka beordert hatte. Schließlich lag er mit gut 38 Prozent der Stimmen weit hinter Hichilema (fast 60 Prozent).

Sambias Sonderstellung

Damit kann sich Sambia einmal mehr als Champion der Demokratie in Afrika präsentieren. Der 18-Millionen-Staat erlebte in den vergangenen drei Jahrzehnten bereits drei unblutige Machtwechsel: Kaum ein anderes Land des Kontinents kann auf eine derartige Bilanz verweisen.

Sambia war der erste Staat im südlichen Afrika, in dem eine nach der Unabhängigkeit an die Macht gekommene Befreiungsbewegung abgewählt wurde. Noch heute ist es das einzige Land in der Region, in dem die Befreiungskämpfer nach einer verlorenen Abstimmung ihre Regierungsämter abgaben. In Angola, Namibia, Simbabwe, Mosambik und Südafrika hält die Herrschaft der allesamt in Verruf geratenen Ex-Befreier an.

Womöglich hängt Sambias Sonderstellung vor allem damit zusammen, dass das Land als Erstes im südlichen Afrika 1965 seine Unabhängigkeit erlangte – die anderen waren mindestens zehn (Angola und Mosambik) oder fast dreißig Jahre (Südafrika) später dran.

Sechster Anlauf

In Angola und Mosambik brachen mit der Unabhängigkeit auch noch jahrzehntelange Bürgerkrieg aus. Eine Rolle spielte allerdings auch, dass Sambia mit Kenneth Kaunda über einen außergewöhnlichen Befreiungsführer verfügte. Der vor wenigen Wochen verstorbene Gründungspräsident räumte nach verlorenen Wahlen 1991 kampflos und unverbittert seinen Stuhl. Nicht zuletzt seinem Vorbild verdankt Hakainda Hichilema, dass er kommende Woche sein Amt antreten kann.

Was nicht heißen soll, dass dem 59-jährigen Geschäftsmann und Chef der United Party for National Development (UPND) sein Wahlsieg in den Schoß gefallen wäre. Die Abstimmung am vergangenen Mittwoch war der sechste Anlauf Hichilemas, das höchste Amt des Staates zu ergattern: Seit 2006 musste er fünf Niederlagen in Folge einstecken. Dass er nicht aufgab, ist neben seinem Sendungsbewusstsein und Ehrgeiz seinen fast unerschöpflichen finanziellen Ressourcen zu verdanken.

Wahlthema Wirtschaft

Dieses Mal trat Hichilema den Wettkampf im Wissen um Lungus Schwächen an. Dessen Patriotische Front kann sich zwar auf ein stabiles Wählerfundament verlassen: Leute, die von Lungus Regierung in irgendeiner Weise profitierten. Doch die riesige Zahl vor allem jüngerer Sambier, die sich aus Enttäuschung an keinen Wahlen beteiligen, erreichte der Staatspräsident nicht.

Sie wurden zur Zielgruppe des Herausforderers, die er mit Auftritten in den sozialen Netzwerken und in Jeans statt im Anzug umwarb. Hichilemas Botschaft: Als einer der erfolgreichsten Geschäftsleute des Landes sei er wie kein anderer geeignet, die havarierte Wirtschaft Sambias wieder seetüchtig zu machen.

Man müsse ihm Zeit geben, bat Hichilema in seiner Siegesrede. Er werde jedoch keine Mühen scheuen. Schließlich war vor 59 Jahren in einem abgelegenen Dorf unter einem Grasdach geboren worden. Nach der Schule hütete er Kühe: "Ich will, dass jeder eine Chance wie ich bekommt." (Johannes Dieterich, 17.8.2021)