Eine Anlage zur Urananreicherung im iranischen Natanz.

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Der Iran ist internationalen Inspektoren zufolge der Herstellung von atomwaffentauglichem Uran nähergekommen. Wie der Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, am Dienstag mitteilte, hat der Iran in seiner Anreicherungsanlage in Natanz eine zweite Produktionseinheit in Betrieb genommen, um Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent herzustellen. Für Atomwaffen wären 90 Prozent nötig. Der Iran bestätigte den IAEA-Bericht.

"Wie schon mehrmals betont, ist dies unsere Antwort auf die Nichtumsetzung des Wiener Atomabkommens und die illegalen US-Sanktionen", sagte Außenministeriumssprecher Saeed Khatibzadeh am Mittwoch. Alles bleibe jedoch im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags und diene lediglich friedlichen Zwecken. Sobald das Atomabkommen vertragsgerecht umgesetzt und insbesondere die US-Sanktionen aufgehoben seien, werde sich auch der Iran umgehend wieder an seine technischen Verpflichtungen aus dem Abkommen halten, sagte der Sprecher laut der Nachrichtenagentur Isna.

Streit um Metall aus Uran

In den vergangenen Monaten war nur eine Produktionseinheit für hochangereichertes Material in Betrieb. Laut Teheran soll dieses Uran für medizinische Zwecke verwendet werden.

Außerdem teilte die IAEA mit, der Iran habe bereits 200 Gramm Metall aus 20-prozentigem Uran hergestellt. Teheran beteuert, auf diese Weise Brennstoff für einen Forschungsreaktor zu entwickeln. Westliche Staaten sehen darin jedoch einen möglichen Versuch, Kenntnisse für die Herstellung von Atomsprengköpfen zu gewinnen.

Verhandlungen pausieren

Laut dem Wiener Atomabkommen des Iran mit den Uno-Vetomächten und Deutschland von 2015 müsste die Urananreicherung unter vier Prozent bleiben. Die USA hatten jedoch 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump das Abkommen mit ihrem einseitigen Ausstieg de facto zu Fall gebracht.

Die Verhandlungen zur Rettung des Atomabkommens in Wien pausieren derzeit und könnten im September mit Gesandten des neuen iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi fortgesetzt werden. In den vergangenen Monaten hatten Vertreter von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland und China versucht, zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln. (APA, 18.8.2021)