Der neue Kreisverkehr am Salzburger Museumsplatz bringt chaotische Zustände und zwingt auch die Busse in den Stau.

Foto: Thomas Neuhold

Die Stadt Salzburg steht – Stoßstange an Stoßstange schieben sich Urlauberautos, Pendler, Einheimische und dazwischen wieder ein paar Oberleitungsbusse Tag für Tag durch die Innenstadt. Der Stadtteil Maxglan ist ebenfalls eine einzige Blechlawine: Urlauberautos drängen in Richtung Innenstadt, andere wollen retour Richtung Autobahn oder zum Einkaufszentrum Europark. Das jährliche Sommerverkehrschaos hat – nach einem Corona-bedingt etwas ruhigeren Sommer 2020 – die Stadt heuer wieder fest im Griff.

Neben der Einfahrt in die Altstadtgaragen im Mönchsberg und neben der Durchfahrt durch die Innenstadt im Bereich Festspielhäuser/Pferdeschwemme, wo aufs Jahr gerechnet rund 11.000 Fahrzeuge täglich durch das Weltkulturerbe fahren, erweist sich der neue Kreisverkehr am Museumsplatz/Franz-Josef-Kai am nördlichen Ende der linken Altstadt als zusätzlicher Hotspot.

Warnungen ignoriert

Der Kreisel ist ein Projekt von Bürgermeister Harald Preuner und Vizebürgermeisterin Barbara Unterkofler (beide ÖVP). Er sollte den motorisierten Individualverkehr durch die Innenstadt beschleunigen und eine von der ehemaligen Baustadträtin Claudia Schmidt (ebenfalls ÖVP) als Verkehrsbremse konzipierte "Umleitung" durch das Gstättentor ersetzen.

Und obschon Verkehrsfachleute, aber auch die grüne Bürgerliste vor dem Kreisverkehr und seinen Auswirkungen warnten, zogen Preuner und Unterkofler das 1,2-Millionen-Euro-Projekt durch. Die Warnungen waren aber deutlich: "Die Planung für den Kreisverkehr selber erfolgte ohne Darstellung und detaillierte Bewertung der Auswirkungen auf den Kfz-Verkehr und das umliegende Straßennetz", hieß es beispielsweise in der Ressortstellungnahme der Bauabteilung des Magistrats zu dem Vorhaben. Und weiter: "Da die durchgehende Befahrung des Franz-Josef-Kais ermöglicht wird, ist davon auszugehen, dass der Kfz-Durchzugsverkehr aus Richtung Mülln Richtung Süden/Südosten in diesem Abschnitt deutlich ansteigen wird."

Busfahrer regeln Verkehr

Die mahnenden Stimmen sollten recht behalten, der neue Knotenpunkt ist ein Staumagnet. Neben dem steigenden Durchzugsverkehr erweist sich vor allem die Einfahrt in den sogenannten "Rotkreuz-Parkplatz" am Salzachufer als echte Planungspanne: Parkplatzsuchende Autofahrer stauen sich am Schranken in den Kreisverkehr und blockieren in der Folge große Teile der Innenstadt – es ist ein Dominoeffekt.

Bürgerliste, SPÖ und Neos sprechen übereinstimmend von "Planungschaos", "Murks" und "Drama". Neos-Gemeinderat Lukas Rößlhuber berichtet, dass sogar "Busfahrer haben aushelfen müssen, um die Zufahrt zum Parkplatz zu regeln".

ÖVP bleibt schmallippig

Die Reaktion der ÖVP fällt dürftig aus. Bürgermeister Preuner meinte laut ORF Salzburg lapidar: Das zeige, dass der geplante Ausbau der Mönchsberggarage notwendig sei und dass man die Shuttlebusse vom Messeparkplatz am Stadtrand besser bewerben sollte. Aber gegen die Disziplinlosigkeit vieler Autofahrer könne auch die Politik nichts unternehmen.

Absurde Situation für Radfahrer

Ein besonderes Hindernis stellt die neue Verkehrsführung übrigens für die Salzburger Radfahrer und Radfahrerinnen dar. Wer auf den vielbefahrenen Salzach-Radweg – die zentrale Radachse in der Mozartstadt – will, steht beim Kreisverkehr vor einem provisorisch errichteten Baugitter. Die Sperre wurde von Beamten der Bauabteilung errichtet, um aufgrund der Enge drohende Unfälle abzuwenden. Niemand könne für den Planungspfusch im Falle eines Unfalls die Verantwortung übernehmen, sagt ein mit der Causa indirekt befasster Beamter im STANDARD-Gespräch.

Wie sich die Situation für die Salzburger Radler nun darstellt, hat der selbstständige Lichttechniker und Musiker Robert Herbe in einem Video festgehalten, das derzeit in Salzburg die Runde macht. Herbe arbeitet aktuell als Lichttechniker bei den Salzburger Festspielen und dokumentiert eine nächtliche Fahrt nach Vorstellungsschluss:

DER STANDARD / Robert Herbe

(Thomas Neuhold, 18.8.2021)