Brutale Szenen im multimedialen Musiktheater "Black Cat".

Foto: Virgil Widrich

Ein Mann wartet auf ihre Hinrichtung. Er hat eine Frau getötet, und nun, in seiner letzten Stunde, erzählt er seine Story, der sich das Kirch‘Klang-Festival am Attersee in Form des multimedialen Musiktheaters "Black Cat" annimmt. Basis ist die gleichnamige Novelle von Edgar Allan Poe: Das Original hat nur wenige Textseiten, "wir folgen dem spannenden Verlauf der Kriminalgeschichte sehr klar, lassen allerdings die unterschiedlichsten Formen der Auslegung zu", sagt Festivalleiter und Dirigent Martin Haselböck. Er hat das Projekt mit Theater- und Filmregisseur Frank Hoffmann und Filmkünstler Virgil Widrich entwickelt.

Vater Bach

",Branchenübergreifende‘ Musikprojekte haben mich schon immer interessiert. Inmitten der großen Tourneen mit dem Schauspieler John Malkovich, die uns auch zu den Ruhrfestspielen führte, kam es vor nunmehr zehn Jahren zu einem Gespräch mit dem damaligen Festspielintendanten, dem Regisseur Frank Hoffmann und dem Filmemacher Virgil Widrich über die Idee, ein Stück zu bauen, dass möglichst viele Kunstformen vereinigen kann", erinnert sich Haselböck.

Das Spezielle: In diesem Musiktheater wird ein einziger Satz gesprochen, die erzählerische Substanz wird anderen Kunstformen überlassen. "Das Stück lebt von der Kraft der Bilder, von der Erzählung der Story durch Tanz und Bachs Kantaten, die den Protagonisten in seiner Gefängniszelle reflektierend hin und her reißen", so Haselböck. Zusätzlich ist da auch eine Pop-Ebene. Zu der Musik des Briten David Sylvian würden Silke Grabinger und Maarten Krielen tanzend "den Weg der Figur ins Verderben und in den tiefen Abgrund" darstellen.

Abend der Extreme

Den Besucher erwarte ein Abend der interessanten Extreme, zwischen Barockensemble und Multimedia, mit einem Bühnenbild, das sich immer mehr in einen Film verwandelt. Für Haselböck bleibt aber auch Bach wesentlich: "Bach, der ja nie eine Oper geschrieben hat, schenkt uns in diesen sieben Arien mehr Dramatik als in mancher Verismo-Oper vorhanden ist. Mein Hauptgrund, dieses Stück zu machen, war Bachs Arie "Bleibt ihr Engel, bleibt bei mir", die alles über Trost ausdrückt, was Musik auszudrücken vermag. Durch diesen Satz kamen wir über die Engelbilder Paul Klees und die dazu verfassten Texte Walter Benjamins zu unserer Geschichte." Der Weg sei also "sehr theoretisch" gewesen, aber das Ergebnis versprich Unmittelbarkeit und "zeigt die narrative Kraft der unterschiedlichen Kunstformen. Bachs Musik wiederum bringt Oasen der Reflexion in der vorwärts eilenden Handlung", so Haselböck. (Ljubisa Tosic,19.8.2021)