Der Zutritt zu Gastronomie etc. könnte im Laufe des Herbsts nur mehr Personen erlaubt werden, die geimpft sind.

Foto: APA/Georg Hochmuth

Die Zahlen steigen. Am Mittwoch wurden in Österreich für die vergangenen 24 Stunden 1.221 Neuinfektionen gemeldet, was deutlich über dem Schnitt der vergangenen sieben Tage von 932 lag. Experten rechnen zudem mit einer Verdoppelung der Covid-Intensivpatienten von derzeit 59 auf 118 binnen 14 Tagen. Trotzdem bleiben die Bundesvorgaben für Corona-Maßnahmen vorerst so, wie sie sind. Das teilte das Gesundheitsministerium am Mittwoch dem STANDARD mit. "Eine Adaptierung der Maßnahmen ist aber abhängig von der epidemiologischen Lage jederzeit möglich", hieß es aus dem Ministerium.

Kernstück der in der sogenannten Öffnungsverordnung geregelten Maßnahmen ist die Drei-G-Regel, die seit Mitte Mai gilt. Sie gibt vor, dass nur Personen, die getestet, geimpft oder genesen sind, Zutritt zur Gastronomie, zu körpernahen Dienstleistungen, Tourismus- und Freizeiteinrichtungen und den meisten Kulturbetrieben haben. Die aktuell geltende Veranstaltungsregelung wird bis 17. September verlängert, alle anderen Maßnahmen bis 30. September. Die Veranstaltungsregelung sieht vor, dass Zusammenkünfte ab 100 Personen anzeigepflichtig sind; ab 500 Personen braucht es ein Präventionskonzept und eine Bewilligung der Bezirksverwaltungsbehörde.

Vorteile für Geimpfte denkbar

Ab Oktober wären für Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bei Bedarf auch drastische Schritte für Ungeimpfte denkbar. Derlei hatte Mückstein bereits in einem "ZiB 1"-Interview Dienstagabend anklingen lassen. Am Mittwoch präzisierte er: Es sei das Ziel, von derzeit "drei G" auf "kein G" zu kommen, dann sei "die Pandemie vorbei". "In diesem Sinne will ich über 'ein G' (G für geimpft, Anm.) als Zutrittsregel in Hinblick auf den Herbst reden." Das Thema sei heikel. Die Durchimpfungsrate müsse erhöht, eine Spaltung der Gesellschaft aber vermieden werden. Man müsse den Menschen in Österreich ausreichend Zeit geben, sich die Impfung beziehungsweise den zweiten Stich zu holen. Deshalb und weil die Infektionszahlen bei aktueller Durchimpfungsrate "noch in einem vertretbaren Bereich sind", sei es momentan noch zu früh für solche Maßnahmen. "Bei Bedarf sind sie im Laufe des Herbsts aber durchaus eine Option", teilte Mückstein mit.

Wien entscheidet nächste Woche

Der Vorstoß, nur Geimpften den Zutritt zu Freizeiteinrichtungen, Veranstaltungen und Gastronomie zu ermöglichen, war am Sonntag vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gekommen. Aus dessen Büro hieß es am Mittwoch in Reaktion auf die Verlängerung der Bundesmaßnahmen, man werde kommende Woche entscheiden, ob Wien schon früher Vorteile nur für Geimpfte einführt. Die anderen Bundesländer sind für eine bundeseinheitliche Lösung. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zeigte sich am Mittwoch generell ebenfalls offen für derlei Maßnahmen, zumindest die Nachtgastronomie und Großveranstaltungen betreffend.

Für Restriktionen für Nichtgeimpfte und Vorteile für Geimpfte sprach sich laut "Kurier" und "Tiroler Tageszeitung" auch Innsbrucks grüner Bürgermeister Georg Willi aus. Auch die Ärztekammer unterstützt den Vorstoß.

Seitens des Kanzleramts gab es am Mittwoch keinen Kommentar zur Debatte, scharfe Kritik kam von der FPÖ. Es gehe der Regierung bloß darum, "auf Biegen und Brechen ihr Zwangsregime durchzusetzen", hieß es in einer Aussendung.

Weniger Wissen über Infektionen

Zurückhaltend äußerte sich IHS-Gesundheitsökonom Thomas Czypionka im Gespräch mit der APA. Bei einer Einschränkung auf "ein G" würde der Druck auf die Gastwirte hinsichtlich der Kontrollen wohl noch viel größer, gab er zu bedenken. Auch betonte Czypionka, dass bei einer Ein-G-Regel der Anreiz für Ungeimpfte wegfiele, sich regelmäßig testen zu lassen. Je weniger Personen jedoch getestet würden, desto mehr verliere man den Überblick über das Infektionsgeschehen. (Gudrun Springer, 18.8.2021)